
Die Iberische Halbinsel brennt. In Spanien und Portugal wüten Dutzende Feuer. Wegen der seit mehr als einer Woche andauernden Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 45 Grad und starken Winden herrscht fast überall die höchste Alarmstufe – in ganz Portugal und in Spanien mit wenigen lokalen Ausnahmen. Ministerpräsident Pedro Sánchez warnte am Mittwoch davor, dass die Lage ernst bleibe, und rief zu größter Vorsicht auf.
In Spanien, wo zeitweise insgesamt mehr als 25.000 Hektar in Flammen standen, kamen zwei Personen bei den Feuern ums Leben, aus Portugal werden mehr als 30 Verletzte gemeldet. Fast 8000 Menschen mussten in der Nacht zum Mittwoch in Spanien vor den Flammen in Sicherheit gebracht werden. Tausende Rettungs- und Sicherheitskräfte, unter ihnen etwa tausend Soldaten, sind seit Tagen in sieben spanischen Regionen im Einsatz. Eine der größten Herausforderungen für sie sind die vielen Feuer, die sie gleichzeitig bekämpfen müssen, wie in der Provinz Ourense im Nordwesten, einem der aktivsten Brandherde des Landes. Dort musste der Zugverkehr auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Madrid stundenlang unterbrochen werden.
„Die Brände löscht man im Winter“
Der größte Brand auf einer Fläche von mehr als 5000 Hektar wütet bei Zamora. Mehrmals brachen auch Waldfeuer an der Atlantikküste bei Tarifa aus. Auch Urlauber an der Playa de Atlanterra und bei Bolonia waren betroffen. Bei einem der Feuer vermuten die Ermittler Brandstiftung, wie bei mindestens vier in Galicien; dort fiel der Verdacht auf eine Frau als mutmaßliche Täterin. Die spanischen Polizeibeamten nahmen in diesem Jahr schon zwei Dutzend Personen fest, denen vorgeworfen wird, in böser Absicht Waldbrände gelegt zu haben.
In Kastilien-León wütete das Feuer auch im Naturpark der UNESCO-Welterbestätte von Las Médulas. Hier befand sich einst die größte römische Goldmine auf der Iberischen Halbinsel. Jahrhundertealte Kastanien verbrannten, Fachleute befürchten, dass historische Kanäle zerstört worden sein könnten. Die Flammen erreichten auch den Stadtrand der Hauptstadt Madrid. In Tres Cantos starb ein Mann, der Pferde aus einem Reitstall retten wollte, an seinen schweren Verbrennungen.
In Portugal verlängerte die Regierung den Alarmzustand im ganzen Land bis Freitag. Dort kämpften Feuerwehrleute gegen drei große Waldbrände im Landesinneren sowie zeitweise mehr als 60 kleinere Brände. Portugal ist trotz der verheerenden Feuersbrunst 2017 mit fast 40 Toten offenbar weiterhin nicht ausreichend auf neue Katastrophen vorbereitet, obwohl die Politiker Abhilfe versprochen hatten: „Spanien 25 – Portugal 0“, hieß es beim Sender CNN Portugal zur Zahl der Löschflugzeuge, über die die beiden Nachbarländer verfügen. Marokko kam Portugal mit zwei Flugzeugen des Unternehmens Canadair zur Hilfe, da drei geleaste Flugzeuge seit Wochen nicht einsatzfähig sind; sie können im Tiefflug über Seen oder Flüssen große Mengen Löschwasser aufnehmen. Selbst das kleinere Griechenland besitzt laut CNN 17 Flugzeuge.
Die Klimakrise, die nach Ansicht von Wissenschaftlern zu immer häufigeren und heftigeren Hitzewellen beiträgt, wirkt wie ein Brandbeschleuniger. Nach einer Schätzung der Naturschutzorganisation WWF wurden in Spanien in der Vergangenheit 55 Prozent der Feuer gelegt; 23 Prozent gehen auf Nachlässigkeit oder Unfälle zurück. In Spanien – wie in Portugal – rächt es sich, dass die Wälder seit Jahrzehnten vernachlässigt oder als Monokulturen für die Papier- und Holzproduktion ausgebeutet wurden. Die Landflucht in den beiden Ländern führte dazu, dass sich kaum noch jemand um die Wälder kümmert, während die Regierungen zu wenig für die Prävention taten. „Die Brände löscht man im Winter“, sagte ein Experte der Zeitung „El Mundo“.
In Griechenland wurden unterdessen seit Dienstag Dutzende Menschen mit Rauchvergiftungen in Krankenhäuser gebracht. Die Einsatzkräfte kämpften am Mittwoch gegen zahlreiche Brände, unter anderem in der Nähe der westlichen Stadt Patras sowie auf den Touristeninseln Chios und Zakynthos. Fast 5000 Feuerwehrleute waren mit Unterstützung von 33 Flugzeugen im Einsatz. Zahlreiche Häuser, landwirtschaftliche Betriebe und Fabriken brannten nieder. Tausende Einwohner und Touristen mussten in Sicherheit gebracht werden. Ein Sprecher der Feuerwehr teilte mit, 13 Feuerwehrleute seien wegen Verbrennungen und anderer Verletzungen in Behandlung.