FC Bayern: Kompanys Campus-Dilemma mit Top-Talenten

Am Montagmittag war es endgültig vorbei, das Abenteuer Klub-WM. Um kurz nach halb zwölf kam der Tross des FC Bayern am VIP-Terminal des Münchner Flughafens an. Nach dem bitteren, aber nicht unverdienten Viertelfinal-Aus gegen Paris Saint-Germain verabschiedeten sich die Spieler in ihren dreiwöchigen Urlaub. Für die Verantwortlichen steht nun die Aufarbeitung eines Turniers an.

Freilich, die knapp 50 Millionen an Prämien – bei einem Titelgewinn wäre sogar das doppelte drin gewesen – mögen die Strapazen der vergangenen Wochen zumindest teilweise entschädigen. Ansonsten steht neben dem Drama um den schwer verletzten Jamal Musiala aber auch eine weitere bittere Erkenntnis: die Jugend, sie stößt auch unter Trainer Vincent Kompany an eine gläserne Decke.

FC Bayern München: Talente auch bei der Klub-WM außen vor

Dabei wären in den USA durchaus Nachwuchsspieler dabei gewesen. Insgesamt durften sechs Talente vom Campus den Trip über den großen Teich mit antreten. Dass für die Reise für die meisten davon in erster Linie Bildungscharakter haben würde, war zu erwarten. Dass die mitgereisten Jugendspieler trotz der offenkundig fehlenden Breite im Kader während der fünf Spiele zusammen aber nur auf 53 Minuten Einsatzzeit kamen, sollte aber zu denken geben.

Offensiv-Juwel Lennart Karl (l.) hatte von den mitgereisten Talenten mit 45 Minuten die meiste Einsatzzeit bei der Klub-WM.
Offensiv-Juwel Lennart Karl (l.) hatte von den mitgereisten Talenten mit 45 Minuten die meiste Einsatzzeit bei der Klub-WM.
© Sven Hoppe/dpa
Offensiv-Juwel Lennart Karl (l.) hatte von den mitgereisten Talenten mit 45 Minuten die meiste Einsatzzeit bei der Klub-WM.

von Sven Hoppe/dpa

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Kompany-Entscheidungen werfen Fragen auf

An der Qualität der Nachwuchskräfte liegt es nicht. Am Campus spricht man von der begabtesten Generation seit Jahren, vor allem Supertalent Lennart Karl (17) und Außenverteidiger-Juwel Adam Aznou (19) wird eine große Zukunft vorausgesagt. Sie waren auch die einzigen Spieler, die bei der Klub-WM auf dem Platz standen. Allerdings auch nur in der zweiten Halbzeit beim Schützenfest gegen Amateurklub Auckland City (10:0), als die Partie längst entschieden war. Ansonsten war für die Jungspunde durchgehend Bankdrücken angesagt.

Wie wenig Vertrauen Trainer Kompany offensichtlich in seine Nachwuchskräfte hat, wurde beim Turnier in den USA gleich mehrfach deutlich. Beim letzten Gruppenspiel gegen Benfica Lissabon, als die Bayern bereits fürs Achtelfinale qualifiziert waren, entschied sich der Belgier für eine Groß-Rotation, setzte dabei aber lieber auf formschwache Spieler wie Raphael Guerreiro oder Serge Gnabry als auf seine Talente. Auch die Tatsache, dass Leroy Sané gegen die Portugiesen über 90 Minuten ran durfte, sorgte für Unverständnis.

Noch frappierender war seine Entscheidung, im Viertelfinale gegen PSG nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Josip Stanisic lieber Sacha Boey einzuwechseln und dafür den Konrad Laimer – hauptberuflich Mittelfeldspieler – von der rechten auf die linke Außenverteidigerposition zu beordern. Der gelernte Linksverteidiger Aznou schmorte währenddessen 90 Minuten auf der Bank.

Adam Aznou kam bei der Klub-WM nur acht Minuten zum Einsatz.
Adam Aznou kam bei der Klub-WM nur acht Minuten zum Einsatz.
© Sven Hoppe/dpa
Adam Aznou kam bei der Klub-WM nur acht Minuten zum Einsatz.

von Sven Hoppe/dpa

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Dass Kompany seit seiner Ankunft in München bevorzugt auf gestandene Stars setzt, hat dabei durchaus nachvollziehbare Gründe. Der Belgier kam im vergangenen Sommer als fünfte, sechste Wahl zu den Bayern und musste zunächst einmal Ergebnisse liefern. In den USA zeigte sich, dass sein Fokus noch immer mehr auf kurzfristigen Erfolgen statt auf langfristigen, nachhaltigen Entwicklungen liegt. Noch hat der Bayern-Coach nicht die richtige Balance zwischen beidem gefunden. Kompanys Campus-Klemme.

Klar ist: Früher oder später wird der Belgier auch in Sachen Nachwuchsförderung Erfolge vorweisen müssen. Die Sehnsucht nach einem neuen Müller, Schweinsteiger oder Lahm ist groß beim Rekordmeister. „Wir brauchen wieder mehr Statement-Spieler made by Bayern“, forderte Präsident Herbert Hainer einst.

Ob die Top-Talente in der kommenden Saison mehr Spielzeit erhalten werden, wird sich zeigen. Besser wäre es. Abwehr-Juwel Aznou (Vertrag bis 2027) soll aufgrund der wenigen Einsätze mittlerweile unzufrieden sein und sich mit einem Abgang beschäftigen. Auch die Zukunft von Top-Talent Karl wird früher oder später Thema werden. Sein Vertrag läuft bereits im nächsten Sommer aus. Um den 17-Jährigen von einer Verlängerung zu überzeugen, wird man ihm eine Perspektive aufzeigen müssen. Kompany ist gefordert – also nichts wie raus aus der Campus-Klemme.