
Am Ende hallte der Applaus andauernd durch das Celine-Hauptquartier an der Pariser Rue Vivienne. Mit Spannung war die Debütschau von Michael Rider für das Label erwartet worden. Der amerikanische Designer, der zuvor für Polo Ralph Lauren tätig war, hatte Anfang 2025 als Nachfolger von Hedi Slimane die volle kreative Verantwortung für sämtliche Celine-Kollektionen übernommen. Die Fußstapfen, in die der Vierundvierzigjährige tritt, sind groß: Vor den sieben Jahren mit Slimane war Phoebe Philo zehn Jahre lang Kreativdirektorin des Modehauses.
Doch das Ergebnis überzeugte die meisten Kritiker. Während „Pictures of You“ von The Cure im Hintergrund zu hören war, präsentierte der Amerikaner seine Interpretation der bekannten Celine-T-Shirts mit zum Teil plakativ großen Schriftzügen, bestickte Jeans, Bundfaltenhosen, Polohemden, die bis zu den Knien reichen, und Oversized-Pullover. Ergänzt wurden die Entwürfe von Ledertaschen in Übergröße. Immer wieder waren auch Schnitte und Formen zu sehen, die an die Entwürfe Slimanes und Philos erinnerten, ohne aber ihren Stil zu kopieren. Auch hat er ein bisschen Preppy-Stil von Ralph Lauren nach Paris importiert. Celine, bekannt vor allem für minimalistische Mode, bekennt nun auch Farbe.

Das Thema seiner Kollektion für Frühjahr und Sommer 2026: Rückkehr. Schon unter Phoebe Philo war Rider Teil des Celine-Teams gewesen. „Nach Paris und zu Celine zurückzukehren, in eine veränderte Welt an der Rue Vivienne, war für mich unglaublich emotional“, sagte Rider nach der Schau. „Und eine große Freude.“
Der Zeitpunkt der Schau – nach der Männermodewoche, am Vorabend der Haute-Couture-Tage – war klug gewählt. Viele Journalisten waren ohnehin in der Stadt. Und auch Prominente wie V von der K-Pop-Band BTS, Schauspieler Park Bo-gum und Schauspielerin Naomi Watts waren angereist. Aber auch Kollegen wie Jonathan Anderson von Dior und Raf Simons waren da. Platz nahmen die Gäste im Innenhof des Celine-Gebäudes unter einem riesigen Foulard und im Firmensitz selbst.
Auch Anna Wintour war anwesend, die gerade ihren Rückzug vom Chefredakteursposten der amerikanischen „Vogue“ angekündigt hatte, aber als „globale Verantwortliche“ der Condé-Nast-Titel in der Modeszene weiter äußerst präsent ist. Jahrelang war sie nicht auf Celine-Schauen gewesen, weil Hedi Slimane einen Bann gegen Condé Nast ausgesprochen hatte. Nun applaudierte sie – und bestellte angeblich backstage gleich ein paar Entwürfe für ein Modeshooting.