
Portugal hat sich in einer leidenschaftlichen Schlussphase gegen Italien einen Punkt erkämpft und hält sich somit weiter im Turnier. Italien muss trotz eines dominanten Auftritts ums Viertelfinale bangen.
Italien ist am Montagabend in Genf gegen Portugal nicht über ein 1:1 (0:0) hinausgekommen. Cristiana Girelli besorgte mit einem Traumtor die Führung (70.). Diana Gomez erzielte spät den Ausgleich (89.).
Mit vier Punkten aus zwei Spielen und einem Torverhältnis von +1 hat die Auswahl von Andrea Soncin auf dem Papier gute Chancen aufs Viertelfinale. Im dritten Spiel trifft Italien aber auf die starken Spanierinnen, die bereits elf Tore in zwei Spielen erzielt haben. „Wir waren fast schon qualifiziert, aber wir haben es immer noch in der eigenen Hand“, sagte Soncin im ZDF-Interview. „Wir haben das Vertrauen, den Traum zu verwirklichen.“ Portugal trifft im letzten Spiel auf die bereits ausgeschiedenen Belgierinnen. Mit einem Torverhältnis von -5 werden sie aber wahrscheinlich auf spanische Schützenhilfe im Parallelspiel hoffen müssen.
Italien startet mit viel Tempo
Für die portugiesische Auswahl war es das zweite Spiel nach dem Unfalltod ihres Landsmanns Diogo Jota vom FC Liverpool. Die Spielerinnen wärmten sich vor dem Anpfiff in Shirts mit der Aufschrift „Diogo J“ auf. Trainer Francisco Neto brachte im Vergleich zum 0:5 gegen Spanien gleich fünf neue Spielerinnen von Beginn. Unter anderem konnte Kika Nazareth vom FC Barcelona nach ihrer Sprunggelenksverletzung wieder mitwirken.
Portugals Spielerinnen tragen beim Aufwärmen Shirts mit dem Aufdruck „Diogo J.“, um an den verstorbenen Diogo Jota zu erinnern.
Die italienische Offensive um Arianna Caruso vom FC Bayern, die mit ihrem Treffer den 1:0-Sieg im ersten Spiel gegen Belgien sichergestellt hatte, kam gut in die Partie. Cristiana Girelli zwang Torhüterin Patricia Morais mit einem 20-Meter-Schuss zu einer ersten Parade (8.). Auch Portugal versteckte sich nicht und bemühte sich, ein strukturiertes Offensivspiel aufzuziehen. Es blieb jedoch bei Ansätzen, weil die italienische Defensive mit konsequenter Zweikampfführung den Laden dicht hielt.
Severin steht beim Abstauber im Abseits
Deutlich gefährlicher wurde es vor dem portugiesischen Tor. Eine punktgenaue Freistoßflanke von Lisa Boattin köpfte Cecilia Salvai wuchtig an die Latte (20.). Im Spiel war ordentlich Tempo drin, allerdings auf Kosten der Präzision im Passspiel. So wogte das Geschehen zwar munter hin und her, große Chancen kamen dadurch aber keine zustande – bis zur 36. Minute.
Girelli brachte einen Kopfball aufs Tor, Morais wehrte den Ball nur nach vorne ab und Emma Severini staubte zur vermeintlichen Führung. Doch die 21-Jährige hatte im Moment von Girellis Abschluss im Abseits gestanden. Weil Morais auch Girellis Schuss aus kurzer Distanz mit einem Reflex parierte (45.), blieb es bis zum Halbzeitpfiff von Schiedsrichterin Ivana Martinčić beim torlosen Remis.
Viel Kampf, keine Tore – Portugal und Italien überzeugten in der ersten Halbzeit hauptsächlich mit ihrem Einsatz
Caruso zielt knapp daneben
Mit unverändertem Personal ging es in den zweiten Durchgang. Die Portugiesinnen starteten etwas forscher und zeigten sich in der Offensive. Diana Silvas Flanke stellte Torhüterin Laura Giuliani aber vor keine Probleme. Italien tat sich dagegen schwer, große Chancen zu kreieren. So dauerte bis zur 60. Minute, als zunächst Severini in artistischer Weise zu hoch zielte und Caruso kurz darauf per Vollspann den linken Winkel knapp verfehlte.
Portugal lauerte nun auf seine Möglichkeit. Bei einem Konter zog die eingewechselte Jessica Silva über die linke Seite an, verpasste aber den richtigen Zeitpunkt für den Abschluss – Chance vertan (67.). Gerade, als Portugal besser ins Spiel zu kommen schien, schlug Italien eiskalt zu. Girelli wurde am linken Strafraumeck angespielt, legte sich den Ball auf den rechten Fuß und schlenzte unhaltbar für Morais in den rechten Winkel. Ein Traumtor, das an die Treffer ihres Landsmanns Alessandro del Piero in den 1990er und 2000er Jahren erinnerte.
Portugal war nun gefordert, um das vorzeitige Aus abzuwenden. Und die Neto-Elf kam nun mit Macht. Zunächst forderten die portugiesischen Spielerinnen Elfmeter, nachdem Girelli der Ball an die Hand gesprungen war. Doch Schiedsrichterin Martinčić ließ weiterspielen. Kurz darauf köpfte Diana Silva eine Freistoßflanke an den Pfosten und drückte den Abpraller über die Linie. Doch auch diesem Treffer wurde die Anerkennung verweigert. Der Videoschiedsrichter checkte die Szene und annulierte das Tor wegen einer Abseitssstellung.
Italien und Spanien spielen um den Gruppensieg
Auch nach dem nächsten Rückschlag warf Portugal alles nach vorne. Fünf Minuten vor dem Abpfiff ging Tatiana Pinto im Strafraum zu Boden, für einen Elfmeter reichte das aber nicht. Kurz darauf jubelte Portugal dann doch noch: Eine Hereingabe von der linken Seite leitete Diana Gomez sehenswert über Giuliani hinweg ins Tor.
Diana Gomez wird für ihren rettenden Ausgleich leidenschaftlich geherzt
Jetzt wurde es nochmal richtig turbulent: Auf der anderen Seite rettete Morais mit einer tollen Tat gegen Severinis Kopfball. In der Nachspielzeit sah Ana Borges noch die gelb-rote Karte wegen Foulspiels. Dann war Schluss in Genf, mit einem Remis, das sich die Portugiesinnen mit ihrer leidenschaftlichen Schlussphase verdient haben.
Fernduell um zweite Viertelfinal-Ticket
Im abschließenden dritten Gruppenspiel spielt Italien am kommenden Freitag in Bern gegen Spanien. Portugal bekommt es in Sion mit den bereits ausgeschiedenen Belgiern zu tun. Beide Spiele werden um 21 Uhr angepfiffen.