Vicky López ist Spaniens aufgehender Stern

Es ist der 12. Juli 2013, das erste Gruppenspiel gegen England, als die 19 Jahre alte Alexia Putellas bei einer EM debütiert und das Tor zum 3:2-Endstand erzielt. Und es ist der 3. Juli 2025, wieder das erste Gruppenspiel, aber diesmal gegen Portugal, als die 18-jährige Vicky López bei ihrem EM-Debüt das Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 erzielt.

Eine junge Spielerin auf den Spuren ihres Vorbilds: López ist nun die jüngste spanische Torschützin der EM-Geschichte. Aber das machte ihre Leistung nicht so erstaunlich: Es war die Selbstverständlichkeit, mit der es López gelang, das Schwere leicht aussehen zu lassen.

„Sie hat sehr reif gespielt und bei jeder Aktion die richtige Entscheidung getroffen“, sagte Putellas über die gebürtige Madrilenin, die seit der Saison 2022/23 für den FC Barcelona spielt: „Das ist der schwierigste Teil, wenn man nicht viel Erfahrung hat, aber sie hat gespielt, als wäre sie schon seit zehn Jahren dabei.“

Andere wären von der Aufgabe, die nach einer Hirnhautentzündung nur eingewechselte, zweimalige Ballon-d’Or-Gewinnerin Aitana Bonmatí zu ersetzen, vielleicht eingeschüchtert gewesen. Aber López machte ihre Sache im offensiven Mittelfeld so gut, dass man ihre Jugend schon mal übersehen konnte.

Sie ist die Aufmerksamkeit gewohnt, seit sie mit 15 Jahren zur jüngsten Spielerin der ersten spanischen Liga F wurde. „Ich versuche, nicht zu sehr darauf zu hören, was von außen gesagt wird“, sagte López in einem Interview mit der spanischen Zeitung „Marca“: „Ich höre nur auf die Menschen, die mir am nächsten stehen, die Trainer und meine Teamkolleginnen, die immer das Beste für mich wollen.“

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Dass ihre Träume wahr wurden, verdankt López ihrem Vater. Obwohl die Mutter an einer schweren Krankheit litt, gelang es ihm, seine Tochter auf dem ohnehin schweren Weg zu unterstützen. López’ Mutter starb, als sie elf Jahre alt war. Noch immer blickt López in Gedenken nach einem Tor zum Himmel: „Es ist schade, dass sie nicht bei jedem Spiel auf der Tribüne dabei sein und mir zuschauen kann, aber ich weiß, dass sie von oben über uns alle wacht. Sie leitet mich an, meine Träume zu verwirklichen.“

Vicky López weiß, wie gut sie ist

López spielt mit einem Selbstvertrauen, das nur eine Fußballerin haben kann, die weiß, wie gut sie ist. Sie verfügt über sämtliche Fähigkeiten, die eine Spielerin auf der halbrechten Position braucht: Kreativität, Ballkontrolle, Raumdeutung und ein gutes Timing im Passspiel. „Sie hat Zeit gebraucht, um sich auf dem Eliteniveau zu etablieren. Das ist aber normal, wenn man schon mit 17 Jahren mit und gegen die Besten spielt“, sagt Putellas. López besitzt das Potential, die kommende Generation in „La Roja“ anzuführen: „Jeder braucht diese Anpassung, und jetzt hat sie sich mehr als angepasst.“

Mit Barça gewann López schon dreimal die Liga F, dreimal die Supercopa, zweimal die Copa del Rey und zweimal die Champions League. 2023 zählte die Europäische Fußball-Union UEFA die Spanierin zu den zehn vielversprechendsten Nachwuchsspielerinnen Europas. Nationaltrainerin Montse Tomé warnt jedoch davor, López mit Erwartungen zu überfrachten. „Sie ist eine junge Spielerin, mit der wir Geduld haben müssen“, sagte sie nach dem höchsten Sieg Spaniens bei einer EM (5:0 über Portugal): „Wir haben großes Vertrauen in ihr Talent. Wir müssen ihr weiterhin helfen, sich zu verbessern.“

Aitana Bonmatí könnte im zweiten Gruppenspiel gegen Belgien am Montag (18.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Frauenfußball-EM, ZDF und DAZN) wieder in der Startelf stehen. Mit Vicky López hat Spanien eine Spielerin im Kader, deren Stern bei diesem Turnier erst aufgeht. Sorgen machen, wer Bonmatí im Zweifel ersetzen könnte, muss sich in Spanien jedenfalls niemand.