
Die zweite Staffel der Fantasyserie „Sandman“ ist gutes Genre-TV. Unweigerlich wird sie jedoch überschattet von Vorwürfen gegen Neil Gaiman, den Autor der Comicvorlage.
© Courtesy Of Netflix 2025
Zunächst müssen wir einen Schritt zurück machen, denn Sandman war nie einfach nur irgendeine Comicreihe, und die zweite Staffel der zugehörigen Netflixserie ist nicht einfach nur irgendeine Verfilmung. Der Sandman-Comic ist ein Fantasywerk von unglaublicher Komplexität: Es verwebt so beiläufig wie kunstvoll Figuren aus Mythologie, Literatur und Popkultur mit philosophischen und metafiktionalen Gedanken über das Erzählen und die Bedeutung von Geschichten, Identität, und wann immer außerdem jemand die hetero-männlich-weiße Dominanz in Film, Fernsehen und Literatur der Neunziger mit einem schulterzuckenden „Das waren halt die Zeiten“ abtun will, kann man diese Person auf Sandman (1989–1996) verweisen. In den Comics treten schwarze und asiatische, trans, queere und nonbinäre Figuren auf – nicht als Token oder zu belachende Sidekicks, sondern als Hauptcharaktere in ihnen würdigen Geschichten.