Ozelot und Opossum: Ungewöhnliche Jagdgemeinschaft in Peru – Wissen

Ozelots verspeisen gerne Mäuse, Vögel und Reptilien. Gelegentlich zerlegen sie auch mal Nasenbären oder Faultiere. Auch das Opossum, eine in Nord- und Südamerika heimische Beutelratte, steht auf dem Speiseplan der bis zu einem Meter großen Raubkatzen. Eine Studie im Fachmagazin Ecosphere legt aber nun nahe, dass Vertreter der beiden Arten wohl gelegentlich aus dem klassischen Räuber-Beute-Verhältnis ausbrechen. Ozelot und Opossum, das könnte vielmehr ein eingeschworenes Duo sein, das nachts gemeinsam durch den Regenwald streift, auf der Suche nach seinen nächsten Opfern.

Die erstaunliche Allianz entdeckten Biologen nur zufällig. Eigentlich wollte das Team um die Verhaltensökologin Isabel Damas-Moreira von der Universität Bielefeld das Verhalten von Vögeln beobachten, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität. In Videoaufnahmen aus einem Nationalpark in Peru entdeckten die Forscher aber, wie ein Ozelot (Leopardus pardalis) und ein Opossum (Didelphis marsupialis) in der Nacht Seite an Seite umherzogen. Das Opossum lief vor, die Raubkatze kaum zwei Meter dahinter; beide in gemächlichem Tempo. Dabei schien sich weder der Ozelot heranzupirschen, noch wirkte das Opossum alarmiert. Die Beutelratten sind dafür bekannt, bei Gefahr ihren eigenen Tod vorzutäuschen.

Ozelot und Opossum laufen zusammen in Fotofallen. Die Bilder stammen aus verschiedenen Regionen und zeigen mutmaßlich verschiedene Tiere.
Ozelot und Opossum laufen zusammen in Fotofallen. Die Bilder stammen aus verschiedenen Regionen und zeigen mutmaßlich verschiedene Tiere. (Foto: Ettore Camerlenghi et al., Ecosphere)

Dieses Verhalten haben die Forscher in vier verschiedenen Aufnahmen beobachtet, die über mehrere Jahre hinweg an weit auseinanderliegenden Orten im peruanischen Amazonas entstanden – ein Hinweis darauf, dass es sich um verschiedene Individuen der beiden Arten handele. Es scheint sogar so, dass die Opossums gezielt die Nähe des Ozelots suchen, schreibt das Team. Um die Zusammenarbeit besser zu verstehen, platzierten die Forscher vor den Kamerafallen Duftmarken von Ozelots. Als die Opossums sich den Kameras näherten, schnüffelten oder rieben sie sich sogar an den Geruchsspuren. Bei Duftproben von Pumas blieben sie hingegen gleichgültig.

Ozelots und Opossums schließen sich wohl zusammen, um ihre Chancen bei der Jagd zu verbessern, vermuten die Forscher. Etwa bei der Suche nach Schlangen, die beide Tiere gerne fressen. Während das Gift von Vipern Opossums nichts anhaben kann, sind Ozelots dagegen nicht immun.

Möglich sei auch, dass das Opossum umgekehrt die Zweckpartnerschaft nutzt, um sich vor potenziellen Räubern wie Pumas und Jaguaren zu schützen, indem es sich mit dem Geruch der Ozelots tarnt. Diese chemische Camouflage kommt dem Tier wohl gelegen, zumal das Opossum für einen strengen Geruch bekannt ist.

Für Damas-Moreira sind solche Kooperationen besonders faszinierend, „weil sie zeigen, dass sich Beziehungen auch zwischen nicht verwandten Arten entwickeln können“, wird sie in der Mitteilung zitiert. Es sei das erste Mal, dass ein Forscherteam die Zusammenarbeit zwischen Ozelot und Opossum beobachten konnte, und insofern ungewöhnlich, als beide Tierarten als Einzelgänger gelten. Ein ähnliches Verhalten haben Forscher schon vor über 30 Jahren bei Kojoten und Dachsen in Nordamerika dokumentiert, die sich vorübergehend zusammenschließen, um heimische Erdhörnchen, die sogenannten Uinta-Ziesel, zu jagen.