Lernen in den Ferien: Vogel kackt auf Mathebuch – Panorama

Mitten in … Marina di Castagneto Carducci

Schulferien sind dazu da, das Gehirn zu entspannen, damit es danach wieder aufnahmefähig ist. Es sei denn, die Kinder gehen in Bayern zur Schule. In den ersten sechs Schultagen nach den Pfingstferien stehen vier Leistungsnachweise an, also sitzt die Achtklässlerin nach dem Frühstück am Campingtisch in der Toskana. Erst Französich-Vokabeln, dann das zwölftaktige Blues-Schema, I-I-I-I-IV-IV-I-I-V-IV-I-I. In der Pinienkrone über dem Zeltplatz rätscht ungeduldig ein Eichelhäher, er hätte gerne freie Bahn, die Krümel am Boden aufzupicken. Aber Geduld, lieber Vogel, erst ist noch Mathe dran, grafisches Lösen linearer Gleichungssysteme. Also Buch aufgeschlagen, Seite 129, Aufgabe 2. Da macht es plötzlich pflatsch – und ein riesiger Klecks Vogelkacke ziert das Buch. Die Botschaft des Eichelhähers könnte klarer nicht sein: Lernen in den Ferien ist Mist! Nadeschda Scharfenberg

(Foto: Marc Herold)

Mitten auf … Amrum

Ein Naturparadies, kaum Menschen, Vögel überall. Geschützte Dünen, ewige Weiten, die Hand des Menschen hat hier noch nicht gewütet. Schilder weisen darauf hin, dass das auch bitte so bleiben soll. Die Aufschriften auf den Hinweistafeln: Vogelschutzgebiet, bitte nicht in die Dünen wandern! Brutplätze, bitte respektieren Sie die Natur! Achtung, Ruhe! Zurück am Zeltplatz. Ein kleines Spielhaus ist das Zentrum des Getöses, Kinder schwirren ein und aus, drinnen steht ein Kicker, lautes Schreien und Kreischen, große Freude, Gewirr. Doch genau über der Tür, die im Sekundentakt zugedonnert wird und das Haus zum Zittern bringt, weil Anna Jakob fängt, Leo sich vor Lisa versteckt oder Ole gegen Finn ein Fußballduell verloren hat: nistet eine Schwalbe. Sie hat sich den lautesten Platz der Insel gesucht, um Ruhe zu finden. Annette Reuther

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … München

Freunde aus Kanada sind zu Besuch, und na klar, einer der ersten Wege führt in den Biergarten. Dass sie in Bayern viel mehr Bier als daheim trinken würden, davor hatten Bekannte sie schon gewarnt, insofern erschrecken die großen Masskrüge sie nicht. Aber dass die kleine Apfelschorle für die Tochter ein halber Liter ist, überrascht sie, und auch, dass man sein eigenes Essen mitbringen darf. Was das ist? Wir machen uns einen Spaß daraus, wortgenau zu übersetzen: „Liver cheese“, sagen wir und erklären: Da ist weder Leber noch Käse drin, heißt nur so. Ungläubiges Nicken. Und das? „Stinking cheese with music“ – isst man gern in der Oberpfalz. Warum man „mit Musik“ sagt, wenn Zwiebeln dabei sind? „No idea.“ Große Augen. Beim nächsten Biergartenbesuch nehmen wir uns vor, saure Zipfel vorzubereiten. Auf die Reaktion sind wir schon heute gespannt. Isabel Bernstein

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