

Stand: 17.06.2025 12:38 Uhr
Krebs ist oft nicht heilbar. Doch neue Therapien machen Hoffnung: So hat sich die Immunonkologie als vierte Säule der Behandlung entwickelt. Eine weitere Strategie sind Impfstoffe gegen Krebs.
Immuntherapien wirken nicht direkt auf den Tumor. Sie zielen darauf ab, das körpereigene Abwehrsystem zu aktivieren, sodass es Krebszellen erkennt und vernichtet. Denn prinzipiell ist das Immunsystem in der Lage, praktisch jeden Krebs auszuschalten. Das Problem ist jedoch, dass sich Krebszellen vor dem Immunsystem „verstecken“ und lange im Verborgenen wachsen. Zu den Immuntherapien gegen Krebs gehören unter anderem sogenannte Checkpoint-Inhibitoren, die CAR-T-Zelltherapie und die therapeutische Impfung.
Checkpoint-Inhibitoren: Nobelpreis für Entdeckung
Checkpoint-Inhibitoren werden bereits in der Klinik gegen Krebserkrankungen eingesetzt, die Methode ist gut erforscht.
Auf Abwehrzellen befinden sich sogenannte Checkpoints. Das sind Moleküle, die wie Bremsen wirken: Sie verhindern, dass die Immunzellen körpereigenes Gewebe schädigen. Krebszellen verstärken die Bremswirkung und schützen sich so vor dem Immunsystem. Neue Medikamente mit speziellen Hemmstoffen (Checkpoint-Inhibitoren) lösen die Bremsen. Dann können die Abwehrzellen den Tumor wirksam bekämpfen.
Die bahnbrechende Entdeckung wurde in 2018 mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet. Und tatsächlich haben sich die Checkpoint-Inhibitoren als eine Revolution in der Krebsmedizin bewährt und ungeahnte Heilerfolge ermöglicht – zum Beispiel bei Haut-, Lungen-, Nieren- oder Blasenkrebs. Mit ihnen lassen sich Tumore teilweise über Jahre zurückdrängen und in manchen Fällen vielleicht sogar heilen. Die hochwirksamen Medikamente bringen allerdings mitunter auch starke Nebenwirkungen mit sich, weshalb die Patienten sehr sorgfältig überwacht werden müssen.
Video:
Schwarzer Hautkrebs: Fortschritte im Kampf gegen das maligne Melanom (7 Min)
CAR-T-Zelltherapie: Hochwirksam, aber riskant
Bei der ebenfalls für einige Krebsarten zugelassenen CAR-T-Zelltherapie werden dem Patienten entnommene Immunzellen im Labor gentechnisch so verändert, dass sie Krebszellen bekämpfen. Auch diese sehr aufwendige und teure Immuntherapie ist hochwirksam und erforscht, aber mit dem Risiko starker Nebenwirkungen verbunden. Deshalb wird über ihren Einsatz von Fall zu Fall in einer sogenannten Tumorkonferenz entschieden.
Krebsimpfungen werden zurzeit noch erforscht
Eine weitere Strategie in der Immuntherapie sind Impfstoffe, die gegen Krebs wirken sollen. Allein sind sie bisher nicht ausreichend wirksam gegen Krebs, aber sie können die Wirkung anderer Immuntherapien, wie die der Checkpoint-Inhibitoren, verstärken. Die medizinisch korrekte Bezeichnung solche therapeutischen Krebsimpfungen lautet individualisierte Neo-Antigen-Therapie (INT). Eine INT auf der Basis der mRNA-Technologie wird derzeit in einer Phase III Studie gegen schwarzen Hautkrens (Melanom) erprobt.
Dendritische Zellen: Wirksamkeit nicht ausreichend bewiesen
Bereits seit Jahrzehnten wird die Behandlung mit sogenannten Dendritischen Zellen erforscht. Dabei handelt es sich um Zellen des Immunsystems, die anderen Immunzellen beibringen, aktiv zu werden. Um sie therapeutisch anzuwenden, werden die dendritischen Zellen eines Krebskranken entnommen, im Labor auf seinen Krebs ausgerichtet und ihm dann zurückgegeben. Einige Praxen bieten die Behandlung für 20.000 bis 30.000 Euro an und werben mit spektakulären Heilerfolgen. Nach Ansicht vieler Wissenschaftler ist die Wirksamkeit nicht ausreichend nachgewiesen.
Starke Nebenwirkungen möglich
Da eine Aktivierung des Immunsystems nicht ungefährlich ist, weil es bei einer zu starken Wirkung auch körpereigenes Gewebe angreift, ist das Austarieren von gewünschter Wirkung und gefährlichen Nebenwirkungen eine Gratwanderung, die viel Erfahrung und eine engmaschige Überwachung erfordert. Experten empfehlen daher dringend, Immuntherapien, die (noch) nicht zugelassen sind, nur im Rahmen klinischer Studien anzuwenden. Das hat neben der bestmöglichen medizinischen Betreuung auch den Vorteil, dass die Behandlung für den Betroffenen in der Regel kostenlos ist und die Studienteilnehmer zudem für den Fall einer Schädigung immer versichert sind.