
Eine Tätigkeit des österreichischen Nationaltrainers Ralf Rangnick, 66, beim Berliner Zweitligisten Hertha BSC kommt nicht zustande. Dies erfuhr die Süddeutsche Zeitung aus Quellen, die mit dem Vorgang vertraut sind. Demnach sagte Hertha-Präsident Fabian Drescher Rangnick in einem schon mehrere Tage zurückliegenden Telefongespräch ab. Zuvor hatte sich Rangnick – anders als von der Bild-Zeitung berichtet – nicht mit Drescher, sondern mit einem anderen, ranghohen Hertha-Vertreter in Wien getroffen. Für Rangnick wäre eine Zusammenarbeit mit Hertha BSC wohl grundsätzlich denkbar und auch attraktiv gewesen. Zu Verhandlungen kam es jedoch nicht. Die Hertha teilte auf Anfrage mit, sie kommentiere keine Gerüchte.
Das Interesse bestimmter Hertha-Führungskreise an Rangnick gründet auch auf dessen Erfolgen in Hoffenheim und Leipzig, die er aus unterklassigen Ligen in die Bundesliga führte. Beide konnten sich in der Folge dauerhaft in der ersten Liga etablieren. Dem Vernehmen nach ließ Drescher aber regelrecht Desinteresse an Rangnick erkennen. Drescher ist wie sein verstorbener Vorgänger Kay Bernstein tief in der organisierten Fanszene Herthas verwurzelt. Bernstein hatte den sogenannten „Berliner Weg“ zur Klub-Doktrin erhoben.
Seit der im Mai verkündeten Demission von Geschäftsführer Thomas E. Herrich ist Hertha verstärkt auf der Suche nach neuem Führungspersonal. Unter den Kandidaten für eine Herrich-Nachfolge waren – unter anderem – Jonas Boldt, Jochen Sauer und Samir Arabi. Nach der Entlassung von Fredi Bobic aus dem Februar 2023 war der Sport-Geschäftsführerposten bei der finanziell angeschlagenen Hertha vakant geblieben.
Unabhängig vom Hertha-Interesse steht für Rangnick fest, dass er die österreichische Nationalmannschaft zur nächstjährigen Weltmeisterschaft in Nordamerika (USA, Mexiko, Kanada) führen möchte. Dies teilte er sowohl der Mannschaft wie zuletzt auch öffentlich mit. Daher wäre eine Tätigkeit für Hertha zumindest vorläufig nur in einem Rahmen möglich gewesen, der mit der Nationalmannschafts-Tätigkeit Rangnicks beim österreichischen Fußballbund ÖFB kompatibel gewesen wäre.