Fachwerk und Naturerlebnisse auf zwei Rädern erleben


Wer im Schatten des Feldbergs auf vier Rädern unterwegs ist, begegnet regelmäßig dem Hinweisschild auf die 1990 ins Leben gerufene „Deutsche Fachwerkstraße“ – eine klassische touristische Autotour. Aber auch auf zwei Rädern lassen sich die pittoresken Fachwerk-Städtchen des Taunus zu einer schönen Fahrradtour verbinden. Auf unserer Runde besuchen wir das malerische Idstein und das älteste Kneippbad Hessens, Bad Camberg. Außerdem werden wir auf Waldpassagen und Höhenzügen mit weitem Blick über das Emsbachtal mit viel Ruhe und Natur belohnt.

Dabei begegnet uns im Emsbachtal zwischen Idstein und Bad Camberg immer wieder die Bezeichnung „Goldener Grund“: ein Hinweis auf die besondere Fruchtbarkeit des Gebiets. Verantwortlich dafür ist nicht nur der Lehmboden, sondern auch das warme Klima im Tal.

Start und Ziel unserer gut 41 Kilometer langen Runde ist der Bahnhof in Idstein, wo auch Parkplätze zur Verfügung stehen, wenn man mit dem Auto anreist. Die Tour ist mit dem Routenhinweis „Rhein-Main-Vergnügen 4“ durchgängig gut ausgeschildert. Wer nicht mit dem E-Bike unterwegs ist, braucht Kondition, denn es gibt mehrere kleine, aber knackige Anstiege mit einer Steigung von mehr als acht Prozent. Etwa die Hälfte der Strecke ist nicht asphaltiert und auf den Waldpassagen auch mal steinig, deswegen sind robuste Reifen Pflicht.

Wegbeschreibung

Vom Bahnhof in Idstein fahren wir, der Fahrradbeschilderung folgend, bergab und kommen direkt in den mittelalterlichen Stadtkern von Idstein. Es gibt dort viel zu sehen, aber wir wollen erst einmal Strecke machen und heben uns die Altstadtbesichtigung für den krönenden Abschluss der Runde auf. Also geht es mit der gebotenen Rücksicht durch die engen Altstadtgassen, bis wir links abbiegen und parallel zum Wolfsbach aus der Stadt herausfahren. Wir kommen am Schlossteich und an der Sportanlage vorbei, wo wir rechts abbiegen. Nun geht es zum ersten Mal bergauf mit schönem Blick zurück auf Idstein. Nach einem kurzen Stück auf der Straße biegen wir links auf einen geschotterten Weg, der uns vorbei an Streuobstwiesen schwungvoll hinunter nach Esch führt – fahren Sie auf diesem Abschnitt vorsichtig.

In Esch geht es nach links und zunächst entlang des Emsbachs, bis wir rechts abbiegen und durch das Fischbachtal hinauf nach Steinfischbach radeln. Machen Sie hier einen Abstecher zur weithin sichtbaren evangelischen Pfarrkirche. Die markante Saalkirche in Bruchstein-Mauerwerk mit Sandsteingliederungen und ihrem hohen, schlanken Turm ist bekannt für ihre vollständig im Original erhaltene Raßmann-Orgel aus dem Jahr 1843.

Auf der Usinger Straße geht es durch Steinfischbach und mit bis zu acht Prozent Steigung weiter hinauf zur „Tenne“ auf 458 Metern. Das einstige Ausflugsziel mit Hotel wird heute nicht mehr genutzt. Jetzt heißt es noch einmal durchschnaufen, denn ein Abschnitt mit Waldwegen liegt vor uns, auf dem es mit bis zu zwölf Prozent Steigung vorbei an Windrädern im Wechsel auf und ab geht. Aktuell ist entlang des Weges ein neuer Windpark im Bau, am bestehenden Windpark Riedelbach erreichen wir unseren höchsten Punkt. Der Waldweg knickt nach links ab, und es geht mit Schwung hinunter nach Dombach. Sehenswert sind hier das restaurierte alte Rathaus und die im neugotischen Stil erbaute Pfarrkirche St. Wendelin mit ihrem kleinen Turm.

Wir biegen nach dem Ort rechts ins Dombachtal, wo wir an der Wassertretanlage Eichhornsbach vorbeikommen, die erst im Mai 2025 erneuert worden ist und müde Beine zu einer Abkühlung einlädt. Auf dem weiteren Weg haben wir nicht nur einen schönen Blick auf Bad Camberg und den „Goldenen Grund“, sondern können hier auch einen Abstecher zur Kreuzkapelle machen. Über den steilen Kreuzweg geht es hinunter und durch den mittelalterlichen Obertorturm in die Altstadt von Bad Camberg. Dort machen wir in prächtiger Fachwerkkulisse auf dem Marktplatz eine verdiente Pause. Schließen Sie die Räder dort ab, um durch die hübschen Gassen, zum historischen Amthof und durch den Kurpark zu bummeln.

Nach diesem schönen Zwischenstopp verlassen wir Bad Camberg, radeln durch Würges und biegen dann rechts nach Walsdorf ab – noch einmal ein sehr kurzer und steiler Anstieg. Das mittelalterliche Wehrdorf mit seinen Fachwerkhäusern wurde erstmals 774 urkundlich erwähnt. Sehenswert ist der Hutturm, ein gut erhaltener Teil der ehemaligen Stadtmauer. Leicht ansteigend radeln wir nun auf einem Höhenrücken parallel zur Idsteiner Straße – je nach Windrichtung und -stärke ist hier noch einmal Kraft gefordert.

Dann geht es nach links, und wir überqueren über eine Brücke die Bundesstraße 275. Wir sind jetzt wieder an der Stelle, an der wir zu Beginn der Tour nach Esch abgebogen sind und radeln auf dem bekannten Weg nach Idstein zurück. Nun nehmen wir uns auch ausgiebig Zeit, um uns die historische Altstadt von Idstein, den Hexenturm, das Schloss und den Schlossgarten sowie die prachtvoll ausgestattete Unionskirche anzuschauen.

Sehenswert

Bad Camberg: Historischer Amthof, Obertorstraße, mit 155 Metern Sichtfachwerk und reichen Verzierungen und Schnitzwerk, Innenhof mit Glockenspiel. Von 1564 bis 1816 Sitz der kurtrierischen Amtmänner, heute Sitz der Stadtverwaltung.

Marktplatz mit schönem Fachwerk-Ensemble, Ober- und Untertorturm als Teil der alten Stadtmauer. Das Stadt- und Turmmuseum hat vom 1. April bis 31. Oktober sonn- und feiertags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Kontakt und Führungen: mail@verein-historisches-camberg.de

Die Kreuzkapelle liegt oberhalb von Bad Camberg. Sie wurde im 17. Jahrhundert erbaut. Der Bau geht auf die Familie Freiherr von Hohenfeld zurück. Geöffnet ist sie vom 1. Mai bis 3. Oktober.

Idstein: Hexenturm, Schlossgasse, ältestes erhaltenes Bauwerk und Wahrzeichen, entstanden von 1170 an. Besichtigung ist während der Öffnungszeiten der Tourist-Info möglich (dort gibt es den Schlüssel gegen Pfand). Von April bis Oktober sind die Hexenturmwächter auf dem Turm, und man kann samstags von 13 bis 15.30 Uhr und sonntags von 14 bis 16.30 Uhr ohne Schlüssel auf den Hexenturm steigen.

Schloss Idstein, Schlossgasse 20–22, ehemalige Residenz der Grafen von Nassau-Idstein, Renaissance-Schloss mit barockem Garten, heute Sitz einer Schule. Eine Besichtigung ist nur von außen möglich.

Altstadt und Fachwerkensemble mit dem ältesten Fachwerkhaus „Schiefes Haus“, dem Killingerhaus (prächtiges Renaissance-Fachwerk) und dem König-Adolf-Platz (zentraler Marktplatz. Informationen zu Führungen über die Tourist-Info Idstein, Telefon: 0 61 26/7 86 20 oder E-Mail: info@idstein.de

Schlossgarten, Schlossgasse, ein Kleinod höfischer Gartenkunst, ­geöffnet dienstags und mittwochs 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, donnerstags und freitags 8 bis 12 und 14 bis 18 Uhr, samstags 11 bis 16 Uhr, Sonn- und Feiertage 14 bis 17 Uhr. Montags geschlossen. Eintritt frei.

Anfahrt

Mit dem Auto über die A 3, von ­Wiesbaden auch über die B 417 und B 275. Außer am Bahnhof gibt es weitere Parkmöglichkeiten am Schlossteich oder an der Sportanlage Zissenbach. Direktverbindung von Wiesbaden Hauptbahnhof mit RB21, von Frankfurt Hauptbahnhof mit RE20, RB22 und von Limburg Hauptbahnhof mit RB22, RE20.

Einkehren

Gasthaus Zum Schinderhannes, Camberger Straße 1, Waldems- Steinfischbach, gutbürgerliche ­Küche. Montags und dienstags Ruhetag. Telefon 0­ 60 87/7 36 48 82.

Amthof Café, Obertorstraße 10, Bad Camberg, montags bis samstags

9 bis 18 Uhr, sonntags 10 bis 18 Uhr, Telefon 0 64 34/45 00.

Henrich Höer’s Speisezimmer, Obergasse 26, Idstein, gehobene, regionale Küche, dienstags bis samstags 12 bis 14 und 17.30 bis 22 Uhr, Tel.: 06126/500-26, info@hoerhof.de