
Nach 1945, und das gilt zum Teil bis heute, wurde die Tatsache, dass der Widerstand gegen das NS-Regime auch von Frauen getragen wurde, weitgehend ausgeblendet. Auf dieses „Vergessen“, das auch mit der Sprachlosigkeit der Opfer einherging, hat Elisabeth Reichart 1988 mit einem Roman geantwortet, der aus heutiger Sicht nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungsarbeit bedeutet, er hat damals auch einen geschlechterspezifischen Blick geöffnet, als von Gender Studies noch gar nicht die Rede war. Folglich kann der Roman auch nach fast vier Jahrzehnten nichts von seiner Relevanz eingebüßt haben, im Gegenteil. Wenn es gegen Ende einmal heißt: „Die Rechten breiten sich mehr und mehr aus. Soll alles wieder von vorne anfangen?“, dann könnte man meinen, das wäre eben jetzt geschrieben worden. Einzig am stark reflexiven Stil, dem ständigen Versuch, die Erzählung zu durchbrechen, erkennt man die Literatur der 1980er-Jahre wieder.