Basketball-EM: Alexis Peterson – Deutschlands Spielmacherin

Stand: 21.06.2025 12:07 Uhr

Alexis Peterson steht nicht so oft im Rampenlicht wie ihre Kolleginnen um Leonie Fiebich. Dabei ist die geborene US-Amerikanerin die Spielmacherin des deutschen Teams. Seit einem Jahr hat sie erst den deutschen Pass.

Dirk Nowitzki ist nicht das einzige Geburtstagskind während dieser EuroBasket der Frauen – die NBA-Legende durfte sich bereits beim EM-Auftakt am Donnerstag über ein Ständchen in der ausverkauften Hamburger Halle freuen – auch Deutschlands Spielmacherin Alexis Peterson feierte einen Tag später ihren Ehrentag. 30 Jahre ist sie geworden. Nur sangen die knapp 3.500 Zuschauer nicht „Happy Birthday„, das hätte ja nur die Konzentration gestört. Das übernahmen dafür ihre Teamkolleginnen am Morgen samt Kuchen.

Es wäre auch fast zu kitschig gewesen, hätten die DBB-Frauen ausgerechnet an diesem Tag die Favoritinnen aus Spanien geschlagen. Stattdessen musste sich das Team von Bundestrainerin Lisa Thomaidis in seinem zweiten Gruppenspiel deutlich mit 60:79 geschlagen geben. Eine herbe Niederlage, nun muss am Sonntag unbedingt ein Sieg gegen Großbritannien her, wollen die deutschen Basketballerinnen den Viertelfinaleinzug schaffen.

Neun Monate Zittern bis Olympia

Peterson hat erst seit dem vergangenen Sommer den deutschen Pass. Bereits 2023 ist der Deutsche Basketballbund auf die gebürtige US-Amerikanerin zugekommen und hat angefragt, ob sie nicht Interesse hätte, für Deutschland zu spielen. Peterson sagte zu, aber bis es dann wirklich so weit war, zog es sich hin. Neun Monate lang. Erst kurz vor den Olympischen Spielen in Paris stand fest: Petersons Traum von Olympia würde sich erfüllen. Und dann ging es schnell. In Lille, wo die Basketball-Wettbewerbe ausgetragen wurden, war sie aus der Starting Five nicht mehr wegzudenken.

Erst so kurz vor knapp zu erfahren, dass sie bei Olympia dabei ist, sei nervenaufreibend gewesen, so Peterson. Denn Zeit, mit den Kolleginnen warm zu werden, gab es kaum. Das habe sich nun geändert. „Ich habe mich mittlerweile eingelebt“, erzählt die 30-Jährige. „Und wenn ich mich auf und neben dem Platz wohler fühle, hilft das ja dem ganzen Team.“ Vor allem, was die Beziehung zu den anderen Spielerinnen angeht, habe sich Peterson sehr gut gemacht, ergänzt Lisa Thomaidis. „Das Wichtigste ist ja die passende Chemie innerhalb des Teams“, so die Bundestrainerin zur Sportschau.

Spitzname erinnert an NBA-Legende

Als Peterson zum deutschen Team stieß, kannte sie kaum jemanden persönlich. Die Ausnahme: Luisa Geiselsöder. Mit der Nationalspielerin spielte sie kurz zuvor noch für den Top-Klub Basket Landes in der französischen Liga, wo sie sich zur Leistungsträgerin entwickelte. Bis dahin hatte Peterson jedoch bereits einen langen Weg hinter sich. An ihrem College in Syracuse war sie ein Star, verdiente sich dort ihren Spitznamen „Pistol Pete„, nach niemand geringerem als NBA-Legende Pete Maravich.

Deutschlands Alexis Peterson verteidigt gegen Spaniens Andrea Vilaro

Kurz darauf, 2017, erfüllte sich ein erster Traum. Peterson wurde in der zweiten Runde des WNBA-Drafts ausgewählt, durchsetzen konnte sie sich jedoch nicht. Stattdessen ging sie nach erst Israel, dann nach Polen und Frankreich. Zuletzt spielte sie für Besiktas Istanbul, in der nächsten Saison kehrt sie nach ESB Villeneuve d’Ascq in die französische Liga zurück.

Peterson die Spielmacherin des Teams

Im deutschen Team entwickelte sich Peterson schnell zu einer der Leistungsträgerinnen. Was daran liegt, dass sie direkt mit ihrem ersten Einsatz für die DBB-Frauen die Spielermacherin-Position von Svenja Brunckhorst übernahm, die sich wiederum damals für die Olympia-Teilnahme im 3×3 entschied und anschließend sensationell Gold gewann. Petersons Aufgabe: das deutsche Spiel zu organisieren, Pässe verteilen und verteidigen. Und, wie sie selbst noch hinzufügt, Energie ins Team bringen. Die Bundestrainerin sei auf jeden Fall froh, Peterson damals von einem Wechsel nach Deutschland überzeugt haben zu können.

Es sei auch heute noch die richtige Entscheidung gewesen. „Absolut. Alexis spielt eine sehr wichtige Rolle auf dem Platz. Sie ist unser Starting Point Guard, sagt die Kanadierin. „Sie muss das Tempo kontrollieren, Bälle verteilen und gleichzeitig scoren.“ Nach Leonie Fiebich und Luisa Geiselsöder verbrachte Peterson in den bisherigen beiden Spielen gegen Schweden und Spanien die meiste Zeit auf dem Platz. Sie ist außerdem die beste Assist-Geberin des deutschen Teams – mit ihren acht Vorlagen im Spiel gegen Spanien war im 21. Jahrhundert sogar keine Deutsche bei einer EM besser.

Endlich ist die Familie auch da

Nun spielt Peterson quasi vor heimischem Publikum. So fühlt es sich zumindest für sie an, auch wenn sie nicht in Deutschland geboren wurde. Denn von den deutschen Fans hätte sie nichts als Liebe erfahren, so die 1,65 Meter große Spielerin. „Mir schreiben online viele Menschen. Nach Spielen versuche ich auch, mit ihnen zu reden. Dass ich so nett aufgenommen werde, hätte ich so nicht erwartet“, erzählt Peterson. „Die Fans sind auch ein Grund, dass ich mich hier so willkommen fühle.“ Und so ist die US-Amerkikanerin auch noch eine Stunde nach dem Spiel damit beschäftigt, Autogramme zu schreiben und Selfies zu machen.

Doch nicht nur die Heimkulisse macht dieses Turnier für Peterson so besonders. Zum ersten Mal sieht ihre Familie die Basketballerin bei einem Großturnier für Deutschland spielen. Inklusive eigens kreierter Fanshirts, mit denen ihre Angehörigen überall auffallen. Bei den Olympischen Spielen konnten sie noch nicht dabei sein. „Das war damals etwas einsam. Aber dieses Mal haben sie ihre Tickets schon im Januar gebucht“, erzählt Peterson freudestrahlend. Ihre Mutter hätte ebenfalls während des Turniers Geburtstag. „Jetzt können wir sogar zusammen feiern. Dass sie hier sind, bedeutet die Welt für mich und motiviert mich noch mal mehr.“