Länger leben: Prävention – Handeln, bevor eine teure Therapie notwendig ist

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina fordert einen Paradigmenwechsel in Forschung und Medizin bei altersbedingten Krankheiten wie Diabetes, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Ein dringend benötigter Vorstoß. Doch das allein reicht nicht.

Je älter die Menschen werden, desto häufiger erkranken sie – bekommen Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Behandlung kostet Betroffene nicht nur viel Kraft, sondern die Krankenkassen auch viel Geld. Besser wäre also, sie würden gar nicht erst krank. Deshalb plädiert die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina nun für einen Paradigmenwechsel in Forschung und Medizin bei altersbedingten Leiden.

In dem Diskussionspapier „Konzepte für eine neue Medizin in einer alternden Gesellschaft – Perspektiven für Forschung und medizinische Versorgung“ sprechen sich die Autorinnen und Autoren dafür aus, die biologischen Prozesse des Alterns besser zu erforschen. Die Erkenntnisse sollen helfen, neue Therapien zu entwickeln – mit dem Ziel Gesundheit in der zweiten Lebenshälfte zu erhalten.

Dafür schlägt die Leopoldina die Gründung eines interdisziplinären Forschungskonsortiums vor und die Einrichtung einer nationalen Biodatenbank. So könnten die Fachleute ihr Wissen bündeln und hätten die Möglichkeit, Forschungsdaten mit humanen Daten wie Bioproben und Patientendaten zu verbinden. Zudem könnten Biomarker für das Alter bestimmt werden, die Auskunft über das biologische Alter des Menschen geben und die Wirksamkeit von einzelnen Maßnahmen oder Medikamenten anzeigen.

Stärker auf Prävention setzen

Was die Leopoldina fordert, ist nicht neu und wird allgemein Prävention genannt – es würde dem deutschen Gesundheitssystem guttun. Länder wie Schweden setzen darauf. Dort werden Gesundheitsdaten bereits genutzt, es gibt Programme zur Früherkennung von Krebs oder psychischer Erkrankungen, digitale Gesundheitsdienste sowie Aufklärungsinitiativen über Ernährung und Bewegung. Mit Erfolg: Schweden hat eine der höchsten Lebenserwartungen in der EU – im Schnitt 83,4 Jahre alt werden die Menschen dort laut Statistischem Bundesamt.

Die Deutschen gesund zu halten, statt sie erst dann zu behandeln, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, würde auf lange Sicht nicht nur Kosten sparen, sondern das System insgesamt verbessern. Es wären mehr Geld und Kapazitäten verfügbar, Wartezeiten in Praxen würden sich verkürzen, Krankenhäuser wären leerer, Ärzte hätten mehr Zeit für ihre Patienten. Sogar die Situation in der Pflege würde sich vermutlich entschärfen, weil dann wahrscheinlich weniger Alte später pflegebedürftig würden.

Statt vermeidbare Krankheiten teuer zu behandeln, könnten Investitionen in die Zukunft, in digitale Infrastruktur wie Telemedizin, innovative Medizintechnik und KI-gestützte Diagnostik fließen. Die Forderung der Leopoldina ist ein Schritt in die richtige Richtung, die Politik sollte nun endlich folgen.