
Donald Trump wollte nichts davon wissen, dass sein „Make America Great Again“-Lager sich gerade über die Frage entzweit, ob die Vereinigten Staaten sich an Militärschlägen in Iran beteiligen sollten oder nicht. Seine Anhänger liebten ihn dieser Tage „noch mehr“ als zum Zeitpunkt der Wahl, sagte der amerikanische Präsident am Mittwoch vor Journalisten. Einige seien gerade vielleicht „ein wenig unzufrieden“, andere dafür sehr glücklich. Doch der innerrepublikanische Streit über Trumps mögliche Abkehr von einer diplomatischen Lösung im Nahen Osten, der sich in dieser Woche öffentlich Bahn brach, ist Trumps größte Herausforderung seit seinem Amtsantritt.
Um Schadensbegrenzung bemüht, soll das Weiße Haus sich an MAGA-Figuren gewandt haben, um Trumps Überlegungen zu erklären. Schließlich war es eines seiner großen Wahlkampfversprechen gewesen, Amerika aus ausländischen Angelegenheiten herauszuhalten. Die öffentliche Darstellung war freilich eine andere. Tucker Carlson habe sich für seine „zu heftigen“ Äußerungen entschuldigt, sagte Trump am Mittwoch im Oval Office, und er wisse das zu schätzen. Der frühere Fox-News-Moderator hatte in einem Newsletter geschrieben, es stimme nicht, dass Amerika nicht an den israelischen Angriffen auf Iran beteiligt gewesen sei. „Trump hat sich an einer Kriegshandlung beteiligt.“
Der isolationistisch eingestellte Carlson eskalierte seine Kritik an einem amerikanischen Eingreifen weiter, als er einen Ausschnitt aus einem Interview mit dem texanischen Senator Ted Cruz veröffentlichte. Darin bedrängte er Cruz, einen außenpolitischen Falken vom rechten Flügel, mit Fragen zu Irans Bevölkerungsgröße und ethnischer Zusammensetzung, die der Senator nicht beantworten konnte. Wie er das nicht wissen könne, fragte Carlson. „Du kennst die Bevölkerungszahl des Landes nicht, das du stürzen willst?“ Das sei doch „irgendwie relevant, weil du zu einem Sturz des Regimes aufrufst“. Cruz gab zurück, er sitze eben nicht herum und merke sich Tabellen mit Bevölkerungszahlen. Carlson daraufhin: „Du weißt nichts über Iran.“ Der Austausch endete damit, dass beide Männer sich anschrien.
Trump: Treffe Entscheidungen immer in letzter Sekunde
An anderer Stelle scheinen die Ermahnungen des Weißen Hauses gefruchtet zu haben. Der rechtskonservative Aktivist Charlie Kirk hatte seine fünf Millionen Follower auf der Plattform X in der vergangenen Woche noch befragt, ob Amerika sich in den Konflikt einmischen solle – und knapp neunzig Prozent hatten verneint. Am Mittwoch dann argumentierte er auf der Plattform, ein Regimewechsel in Iran sei immer noch ein „großer Fehler“. Doch es gebe Argumente für einen amerikanischen Angriff auf iranische Atomanlagen. Kirk schrieb: „Trump, das muss man ihm zugutehalten, hat in dieser Frage seit 15 Jahren eine klare Linie.“
Das ist dieser Tage die Antwort des Weißen Hauses, wenn Fragen nach dem Richtungswechsel kommen. Auch Trumps früherer Chefberater Steve Bannon lenkte nach Kritik ein. Der Präsident müsse allen Amerikanern erklären, warum man sich an einem weiteren Krieg „da drüben“ beteiligen wolle, äußerte er. Doch das MAGA-Lager werde sich darüber nicht entzweien. „Wir mögen es nicht, vielleicht hassen wir es sogar, aber wir werden uns damit abfinden.“
Doch auch die Befürworter einer amerikanischen Beteiligung an den israelischen Schlägen gegen Iran haben in den vergangenen Tagen Druck auf den Präsidenten ausgeübt. Senator Lindsey Graham, ein wichtiger Verbündeter Trumps, verband am Mittwoch Lob mit einer Handlungsanweisung. Graham schrieb auf der Plattform X, Trump habe den Konflikt bislang „brillant gemeistert“. Doch um das „gemeinsame Ziel“ zu erreichen, Irans Urananreicherung dauerhaft zu beenden, müsse das tief unter der Erde gelegene Fordow-Zentrum ausgeschaltet werden. Dazu seien ausschließlich die Vereinigten Staaten in der Lage – „niemand sonst“. Dann folgte die Aufforderung: „Also: Geht aufs Ganze. Bringt den Job zu Ende.“
Der Präsident selbst blieb zunächst dabei, sich alle Optionen offenzuhalten. Er habe Iran ein „ultimatives Ultimatum“ gestellt, sagte er am Mittwoch. Teheran wolle verhandeln, doch es sei „spät“ für Gespräche. „Vielleicht werde ich es tun, vielleicht werde ich es nicht tun. Ich meine, niemand weiß, was ich tun werde.“ Trump soll Angriffspläne für Iran vor ranghohen Beamten per se gutgeheißen, jedoch noch keine endgültige Entscheidung getroffen haben.
Verteidigungsminister Pete Hegseth verwies im Streitkräfteausschuss des Senats am Mittwoch darauf, alle Entscheidungen würden „auf Präsidentenebene“ getroffen – mehr könne er nicht zu der Frage sagen, ob ein militärisches Eingreifen in Iran in Betracht gezogen würde. Trump wiederum scherzte vor Journalisten, er treffe Entscheidungen ohnehin immer in letzter Sekunde. Am Donnerstag ließ seine Sprecherin Karoline Leavitt jedoch ausrichten, der Präsident werde innerhalb der nächsten zwei Wochen“ über ein Eingreifen in Iran entscheiden. Zunächst gebe es „beträchtliche Chancen“ auf Verhandlungen mit Iran in naher Zukunft.