Horizontaler Gentransfer: Nur noch Bahnhof in Stuttgart

Horizontaler Gentransfer sind Collagenkunst und K-Pop, Proberaum-Punks und neue Darlings des schwäbischen Hochkulturbetriebs. Auf so eine Band hat man lange gewartet.

Horizontaler Gentransfer: Verwirrt von Zugdurchsagen und Abfallwirtschaftsmarketing: Yun Park, Mizi Lee, Jerry Ahn, Seonha Park und Lilian Gonzalez (von links nach rechts) gehören zur Stuttgarter Band Horizontaler Gentransfer. Nicht im Bild: das sechste Mitglied Hanseo Oh
Verwirrt von Zugdurchsagen und Abfallwirtschaftsmarketing: Yun Park, Mizi Lee, Jerry Ahn, Seonha Park und Lilian Gonzalez (von links nach rechts) gehören zur Stuttgarter Band Horizontaler Gentransfer. Nicht im Bild: das sechste Mitglied Hanseo Oh
© Ilo Toerkell

Da war zum Beispiel die Sache mit dem Müll. Als Mizi Lee im Jahr 2014 von Seoul nach Stuttgart gezogen ist, um Kunst zu studieren, kam ihr dort vieles fremd vor. Besonders rätselhaft fand sie jedoch nicht die schwäbischen Sprech- und Essgewohnheiten, sondern die Slogans der Stuttgarter Abfallwirtschaft. Orangene Wagen, bedruckt mit kryptischen Botschaften, fuhren durch die Straßen, und auf öffentlichen Mülleimern prangten Hinweise wie „Gib’s mir“ oder „Stuttgart macht’s rein“. Zehn Jahre habe sie gebraucht, um zu verstehen, was das soll, sagt Lee. „Das waren extrem teure Drucke, und die wurden dafür genutzt, den Leuten zu sagen, dass man den Müll bitte in den Mülleimer schmeißen soll. Crazy!“