
Wenn 2024 das Jahr der Gurke war, wird 2025 das Jahr des Gurkenwassers. Das ist nur logisch, im vergangenen Jahr war es ein kurzer Sommertrend, eine ganze Salatgurke auf einmal zu verspeisen. Außerdem gingen die Essiggurken viral, die seit mehr als hundert Jahren auf dem Münchner Viktualienmarkt verkauft werden, weil ein paar Tiktoker diese, nun ja, eben gegessen und Videobeweise davon weiterverbreitet haben, das reicht bisweilen aus, um einen kleinen Hype zu erzeugen. Dazu kamen Rezepte für Fried Pickles, Gewürzgurken, die paniert oder im Bierteig frittiert werden, und Smashed Pickle Salad. Und auch – das ist wirklich zu empfehlen – selbstgemachte, knackige Pickles, die nahezu jede Mahlzeit aufwerten und so manchen Heißhunger stillen.
Nun also das Gurkenwasser. Nicht das Wellnessgetränk mit Salatgurke, das gab’s auch mal, sondern der Sud, in dem saure Gurken eingelegt sind: die perfekt ausbalancierte Mischung aus Essig, Zucker, Salz und Gewürzen.
Im vergangenen Jahr gab es erste Vorzeichen. Die Sängerin Dua Lipa, die schon Vanilleeis mit Olivenöl und Meersalz zum Tiktok-Trend gemacht hat, teilte im vergangenen Jahr das Rezept für ihren Lieblingsdrink, ebenfalls auf Tiktok, klar: Cola light, Jalapeños und Essiggurkenwasser. Klingt grausig und schmeckt auch so (außer in homöopathischen Jalapeño- und Essiggurkenwasser-Dosen). Bei der Fußball-Europameisterschaft der Männer machte schließlich die englische Nationalmannschaft Schlagzeilen, weil manche Spieler Pickle Juice gegen Muskelkrämpfe tranken. In den USA gibt es Essiggurkenwasser schon lange separat zu kaufen, dort wird es als Sportgetränk vermarktet. Gegen Kater soll es auch helfen und gut für die Verdauung sein. Ob es tatsächlich hilft – da ist die Studienlage freilich zu dünn. Die Elektrolyte schaden nach dem Training aber nicht, und der Essig im Sud kann das Säure-Basen-Gleichgewicht fördern. Allerdings sind auch reichlich Zucker und Salz enthalten.
Perfekt ist Gurkenwasser als Würze für Kartoffelsalat
Nachhaltig ist es allemal, Essiggurkenwasser wiederzuverwerten. Süße und Säure sind ausbalanciert, mit dem vollmundigen Sud kann man Dressings, aber auch Kartoffel- oder Eiersalat würzen. Oder man legt darin selbst Gemüse wie Gurken, Karotten oder Radieschen ein. Der Wiener Sternekoch Paul Ivić verrät in seinem Buch „Vegetarisch“, dass er mit Essiggurkensud zum Beispiel seine vegetarische Stroganoff-Soße würzt. Die Kartoffel-Experten von Caspar Plautz machen in ihrem Buch „Rezepte mit Kartoffeln“ Grüne Soße mit Essiggurkenwasser, und Stevan Paul gibt es in „Simple & Clever Cooking“ zum Paprika-Gewürzgurken-Relish zur Backkartoffel.
Vor ein paar Jahren trendete in New York schon einmal Pickle-Juice-Eiscreme. Aktuell wandert das Essiggurkenwasser vor allem in Drinks wie Margarita und Martini. Die New York Times teilte ein Rezept für Pickle-Lemonade, eine selbstgemachte Zitronenlimonade mit Essiggurkenwasser, die dem Ganzen in der Tat eine schöne Geschmackstiefe verleiht. Zu Sommerbeginn hat das Essiggurkenwasser noch einen Vorteil: Die Säure ist herrlich erfrischend. Zur Not auch in Form eines Schlucks Gurkenwasser direkt aus dem Kühlschrank.
