
Was im Internet immer mehr auftritt, nennt sich Cybergrooming. Das ist eine Anbahnung über Chatgruppen wie Whatsapp oder Chatforen, gerade bei Computerspielen, wo sich Erwachsene als Kinder oder Jugendliche ausgeben und echte Kinder ansprechen.
Welche Strategien nutzen die Täter, um das Vertrauen der Kinder zu gewinnen?
Die Erfahrungswerte zeigen, dass, nachdem ein oberflächliches Kennenlernen stattgefunden hat, meistens zu Whatsapp oder anderen Messengerdiensten gewechselt wird, weil das für die Täter sicherer ist und natürlich auch einfacher. Dort wird kommuniziert, wie auch mit den Freunden auf Whatsapp kommuniziert wird.
Es kommt vor, dass Kinder freiwillig Nacktaufnahmen verschicken oder dass Geheimnisse ausgetauscht und mit dem Wissen die Kinder dann erpresst werden. Am Ende ist es meistens so, dass Missbrauchsdarstellungen angefertigt werden oder, teilweise sogar im Livestream, sexuelle Handlungen vor dem Bildschirm stattfinden.
Wir beobachten, dass es nicht einfach nach diesem Klischee funktioniert, dass ein älterer Mann am Computer sitzt und Kinder und Jugendliche belästigt. Die Täter sind oft auch junge Männer Anfang zwanzig, die sich als Gleichaltrige ausgeben.
Was kann ich als Elternteil tun, um mein Kind davor zu schützen?
Es gibt Sicherheitseinstellungen an Geräten und Apps. Man sollte auf Altersfreigaben achten. Außerdem kann man die Nutzungsdauer festlegen und Inhalte filtern. Die Seite medien-kindersicher.de informiert darüber, wie das geht.
Es gibt die Annahme, dass den Kindern nichts passiert, wenn man sie vom Internet fernhält. Das ist ein Trugschluss. Verbieten bringt gar nichts. Man sollte aufklären, Wissen vermitteln und Sicherheit geben.
Eltern sollten die ersten Schritte im Internet begleiten und alles erklären. Je besser das Kind vorbereitet ist, desto sicherer ist es. Im realen Leben läuft man auch den Schulweg ab, erklärt den Zebrastreifen und die Ampel. Das sollte man auch im digitalen Leben tun. Und ganz wichtig: Vorsicht vor Fremden. Das gilt auf der Straße, aber noch viel mehr im Internet. Je früher Kinder wissen, dass nicht jeder Mensch im Internet es gut mit ihnen meint, desto besser.
Die Kinder, die wissen, dass es medienpädagogische Angebote gibt, sind natürlich am besten davor geschützt. Es gibt zum Beispiel das Internet-ABC, das Angebot Klicksafe oder auch eine Kampagne gegen die Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen auf der Website soundswrong.de. Die ist an Kinder und Jugendliche gerichtet, bietet aber auch Infos für Eltern. Da werden viele Fragen beantwortet.
Wie reagiert man am besten, wenn man einen Verdacht oder Beweise hat?
Ganz einfach. Die Polizei einschalten. Und allgemein gilt: Melden statt Teilen. Mit der Internetbeschwerdestelle und anderen Seiten gibt es verschiedene Stellen, wo man Inhalte melden kann. Vorsicht geboten ist dabei, selbst Screenshots anzufertigen, weil man Missbrauchsdarstellungen dann noch mal selbst vervielfältigt.
Was ist, wenn die Kinder älter werden?
Wenn Kinder ab einem gewissen Alter vielleicht nicht mehr mit Mama und Papa über solche Sachen reden wollen, gibt es Beratungsstellen im Internet und Angebote wie zum Beispiel fragzebra.de. Man muss sich nicht an den Vertrauenslehrer oder an die Eltern wenden, wenn man nicht möchte.
Martina Plackmann arbeitet bei der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.