Ursache des Flugzeugabsturz in Indien: War es verunreinigter Treibstoff?

Vier Tage nach dem verheerenden Crash einer Boeing 787 der Air India kurz nach dem Abheben lässt die indische Airline alle ihre 787 mit besonderem Augenmerk auf das Treibstoffsystem, die beiden Triebwerke und deren Steuerung überprüfen. Das wurde am Sonntag bekannt. Ob diese Überprüfung bereits eine Reaktion auf das Auslesen des Stimmenrekorders und des geborgenen Flugdatenschreibers ist, steht aber nicht fest. Die 787 ist mit zwei dieser Blackboxes ausgerüstet, die sowohl die Flugdatenparameter als auch die ­Gespräche im Cockpit für mehrere Stunden aufzeichnen.

Vermutet wird nach ersten Videoaufzeichnungen, dass womöglich beide Triebwerke gleichzeitig zu wenig Schub nach dem Abheben lieferten. Das könnte unterschiedliche Gründe haben. ­Etwa, dass verunreinigter Treibstoff an Bord war. Oder dass die Bordcomputer die 787-Turbinen von der notwendigen „Takeoff-Power“ fälschlicherweise auf le­diglich „Climb-Power“ zurückgeregelt haben. Es wäre ebenfalls möglich, dass die beiden Schubhebel der 787 im Cockpit manuell nach dem Abheben zurückgenommen wurden.

Was war die Unfallursache?

Da neben indischen Ermittlern wegen der englischen Passagiere an Bord auch britische Flugunfalluntersuchungsspezialisten bei der Aufarbeitung des Unglücks mithelfen, zudem auch Experten von Boeing und möglicherweise Fachleute der amerikanischen Verkehrssicherheitsbehörde NTSB beim Auslesen der Blackbox-Daten beteiligt sind, dürfte die Unfallursache mit großer Wahrscheinlichkeit aufgeklärt werden. Wie schnell das geschieht, ist allerdings eine andere Frage.

Die Theorie, dass versehentlich von der Crew die Landeklappen, die zum Start einer 787 je nach Konfiguration etwa zwischen fünf und 16 Grad ausgefahren sein müssen, wieder direkt nach dem Abheben eingefahren wurden, scheint indes zunächst vom Tisch. Anscheinend wurden in den Überresten des Wracks die Landeklappen in teils ausgefahrenem Zustand aufgefunden. Das Einfahren der Klappen direkt nach dem Abheben würde einen plötzlichen markanten Auftriebsverlust des Flugzeugs auslösen.

Bisher gab es keinen Absturz einer Boing 787

Ein Anzeichen, ob es womöglich technische Probleme bei den Triebwerken, deren Steuerung oder aber der Treibstoffversorgung beim Start der Air-India-787 bei fast 40 Grad Außentemperatur gegeben hat, wird sein, ob die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA und andere Flugsicherheitsbehörden wie etwa die europäische EASA nun ebenfalls eine Überprüfung aller 787 vorschreiben. Dies ist in der Luftfahrt ein gängiges Verfahren, wenn die Unfallforscher annehmen, dass womöglich ein technisches Problem ausschlaggebend war und zu befürchten ist, dass dieses bei weiteren Flugzeugen oder Turbinenmustern des gleichen Typs vorkommen könnte.

Bis zum Absturz der Air-India-Maschine gab es bisher keinen Absturz einer Boeing 787. Es gab allerdings schon einmal einen besorgniserregenden Vorfall in puncto Triebwerke: Nach dem Aufsetzen einer Boeing 787 der japanischen All Nippon Airlines am 17. Januar 2019 und dem Betätigen der Schubumkehr zum Abbremsen stellten sich beide Turbinen vom Hersteller Rolls-Royce überraschend eigenständig ab. Die Crew ließ die Maschine ausrollen und blockierte dadurch mehr als 30 Minuten die Landebahn. Niemand an Bord der Maschine kam zu Schaden. Boeing erklärte den Ausfall der Turbinen damit, dass das „Thrust Control Malfunction Accomodation System“, kurz TCMA, das einen asymmetrischen Schub der Turbinen verhindern soll, fälschlicherweise die Triebwerke ab­gestellt hatte. Die nun verunglückte Air-India-787 hatte zwar auch das TCMA an Bord, allerdings waren in diesem Fall Turbinen des Herstellers General Electric verbaut