Rath around the world: Dieses Luxushotel an der Mosel ist ganz großes Kino

Unseren Autor zieht es als waschechten Moselaner immer in seine Heimat und ins Hotel „Schloss Lieser“. Wie ein Märchenschloss liegt es unterhalb der Weinberge, die Mosel ist in Sichtweite. Genau der richtige Ort zum Träumen und um in Erinnerungen zu schwelgen.

Schon beim Check-in habe ich das Gefühl, zuhause zu sein. Ich bin verliebt in diese Region mit ihren Steillagen und dem Schieferboden, der die Mineralik der Moselweine so unvergleichlich macht. Der Schiefer ist damit auch ein Segen für die Weine von Markus Molitor, dem Riesling-Papst der Mittelmosel. Auf mehr als 25 Steillagen, die meisten davon Grand Cru, baut er vor allem Riesling und Burgundersorten an. Seine großen Gewächse sind berühmt und seine Weine hoch prämiert.

Die Weine von Markus Molitor sind auch der Grund für meinen Besuch im „Schloss Lieser“. Elf der 101 Hoteliers aus Deutschland, Österreich und der Schweiz küren bei einer Weinprobe in seinem Weingut ihren Lieblingswein – aus einem von ihm meisterhaft vinifizierten Fass.

Märchenschloss mit Neorenaissance- und Jugendstilfassade

Auch „Schloss Lieser“ hat ein eigenes Weingut, erzählt mir Hoteldirektor Pascal Renk, der mich beim Check-in empfängt. Jede Woche finden im Weinkeller exklusive Weinproben statt. Ein Winzer der Region nimmt die Gäste mit auf eine Reise durch die Moselregion, begleitet von passenden Kleinigkeiten aus der Schlossküche.

Die Kapelle im "Schloss Lieser" ist heute eine beliebte Hochzeits-Location.

Die Kapelle im „Schloss Lieser“ ist heute eine beliebte Hochzeits-Location.

Auf dem Weg in mein Zimmer erzählt mir die Eigentümerin Anja Killaars-Morbach von der wechselvollen Geschichte des Hotels. Eduard Puricelli, ein Hunsrücker Unternehmer mit italienischen Wurzeln, ließ es von 1884 bis 1887 im Stil der Neorenaissance bauen. Der Frankfurter Architekt orientierte sich bei seinen Entwürfen an den klassizistischen italienischen Palladian-Villen des 16. und 17. Jahrhunderts. Schon bald nach dem Einzug begann Puricelli, auf den umliegenden Hügeln Wein anzubauen. Er legte damit den Grundstein für das heutige Weingut von „Schloss Lieser“.

Sogar eine eigene Kapelle ließ der streng katholische Puricelli bauen. Angeblich war der Bischof von Trier dort gern gesehener Gast, um Messen für die Familie zu halten. Heute werden in der Kapelle Paare getraut. Mehr Märchenschloss geht nicht, wie ich finde.

Exzellenter Spa mit Saunen, Wasserfall und Infrarotkabine

Die Familie Puricelli zählte zu den reichsten Familien Deutschlands. Geld spielte also keine Rolle beim Bau des Hallenbades, es strotzt nur so vor Marmor. Der zeitlose Naturstein ziert heute noch viele Bereiche des 800-Quadratmeter-Spas. Er ist mit Fitness-Studio, exzellentem Swimmingpool, Saunen, Wasserfall und Infrarotkabine für mich ein absolutes Fünf-Sterne-Produkt.

Auch in der Kaisersuite blieb der historische Charme des Schlosses erhalten.

Auch in der Kaisersuite blieb der historische Charme des Schlosses erhalten.

Um die Jahrhundertwende ließen Puricellis Tochter Maria und ihr Mann, der preußische Beamte Dr. Clemens Freiherr von Schorlemer-Lieser, das Schloss um einen Anbau im Jugendstil erweitern. Mir gefällt das harmonische Nebeneinander der beiden architektonischen Stile, das sich auch in den Zimmern und Suiten wiederfindet.

Beim Umbau blieb der Charme des Schlosses erhalten

2007 kauften der niederländische Unternehmensberater Piet Killaars und seine Frau Anja Killaars-Morbach das Schloss und bauten es zum Luxushotel mit 34 Zimmern und 15 Suiten um. Pascal Renk erzählt mir, wie behutsam und mit großer Liebe zum Detail Killaars den Umbau gestaltete, um den historischen Charme des Schlosses zu bewahren. Teile der Innenausstattung aus der Zeit Puricellis wie Türen, Öfen, offene Kamine und Treppen sind noch vorhanden und wurden bei der Renovierung achtsam integriert.

Auch mein Zimmer atmet noch den Geist vergangener Tage. Es ist holzvertäfelt, mit Seide an den Wänden, elegant und luxuriös eingerichtet. Elon Musk und Reinhold Messner haben hier schon genächtigt und den Blick aus dem Fenster über die Mosel und auf den dahinterliegenden Hunsrück genossen. Als ich aus meinem Fenster schaue, werden Kindheitserinnerungen wach. Mein Vater brachte mir hier, wo die Mosel besonders breit ist, das Wasserskifahren bei.

Diversität in der Provinz

Am Abend hat das Besitzerehepaar Piet Killaars und Anja Killaars-Morbach die 101 Hoteliers zum Dinner in einen der schönen Salons eingeladen. Küchenchef Miljo Weimar kreiert im Restaurant „Puricelli“ klassische Küche mit regionalen Produkten. Heute serviert er ein herausragendes Vier-Gänge-Menü mit Hummer, Spargel, Bärlauchcremesuppe und Tournedos Rossini. Während sonst im „Puricelli“ Weine aus dem eigenen Gut serviert werden, begleiten heute Weine von Markus Molitor das Menü.

Blauer Salon im Schloss Lieser.

Blauer Salon im Schloss Lieser.

Am Nachmittag hatten die 101 Hoteliers in einer exklusiven Weinprobe fünf hochklassige Molitor-Weine direkt aus dem Fass probiert. Nach einer intensiven Diskussion wurde der „2023 Wehlener Klosterberg Pinot Blanc“ zum ersten offiziellen „101 Hoteliers‘ Wine Choice“ gekürt. Er ist auf 1111 Magnumflaschen limitiert und ab November über die Partnerhotels der 101 Besten erhältlich.

Beim Dinner wird mir wieder bewusst, wie zuvorkommend das Team im Hotel ist. Eine Mitarbeiterin im Frühstücksservice kommt aus Südafrika, sie sprach exzellentes Deutsch und machte mir mit ihrer Herzlichkeit Freude. Hoteldirektor Pascal Renk hat viele Mitarbeiter aus exotischen Ländern rekrutiert, aus Indonesien, Afrika, den Malediven. Alle sprechen sehr gut Deutsch, sind fokussiert und kompetent. Und sie leben den Drive und den Elan des Direktors.

Ich mag diese Diversität, die ich, das darf ich als Moselaner sagen, so in der Provinz nicht erwartet hätte. Dieses bunte Bild im „Schloss Lieser“ spiegelt ja auch unsere Gesellschaft wider, die Weltoffenheit und die moderne Managementführung des Hauses.

Nur eines irritiert mich: „Schloss Lieser“ gehört zur „Autograph Collection“ der Marriott-Gruppe, während für mich Vereinigungen wie Relais & Châteaux oder Preferred Hotels etwas besser gepasst hätten. Aber das nur am Rande. Schloss Lieser ist für mich wie eine zweite Heimat, die ich sicher wieder besuchen werde.

Raths Reise-Rating:

1. Ganz großes Kino
2. Wenn’s nur immer so wäre
3. Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen
4. So lala, nicht oh, là, là
5. Besser als im Hostel
6. Ausdrückliche Reisewarnung

„Schloss Lieser“

Resort Name: Schloss Lieser
Land: Deutschland
Region: Mittelmosel
Beste Reisezeit: ganzjährig
Zielflughafen: Frankfurt am Main (FRA)
Transfermittel: Auto oder Zug
Transferzeit: Auto 1,5 bis 2 Stunden; Zug 2 bis 2,5 Stunden, inkl. Umstieg in Koblenz oder Trier
Zimmerpreis pro Nacht: Zimmer ab circa 230 Euro pro Person, Suite ab rund 350 Euro pro Person
Besondere Empfehlung: Wanderungen entlang der Moselpromenade oder im Moselsteig bringen Ihnen die abwechslungsreiche Landschaft, Weinberge und historischen Orte wie Bernkastel-Kues näher. Bummeln Sie dort durch die historische Altstadt oder besuchen Sie die Vinothek des historischen Gewölbekeller des St. Nikolaus-Hospitals.

Über den Autor: Als früherer Grandhotelier und Betreiber des relevantesten Hotel-Rankings im deutschsprachigen Raum die-101-besten.com ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für ntv schreibt, bereist er auf eigene Rechnung.