
Tesla-Aktionäre sind Kummer gewohnt. Bei um die 400 US-Dollar stand das Papier zu Beginn dieses Jahres. Dann folgte der Absturz bis auf etwa 220 Dollar Mitte April. Die Anleger nahmen auch deshalb Abstand von der Aktie, weil Tesla-Chef Elon Musk zwischenzeitlich mehr Zeit damit verbrachte, Mitarbeitende von US-Behörden zu entlassen, als damit, sich um seine E-Auto-Firma zu kümmern. Tesla litt außerdem unter gewaltigen Absatzproblemen, weil neue Modelle auf sich warten lassen. Als Musk dann ankündigte, seine Arbeit als Effizienz- und Deregulierungsmanager von Donald Trump zurückzufahren und schließlich ganz ruhen zu lassen, war das auch gut für die Tesla-Aktie, sie erholte sich etwas.
Dann kam der Donnerstag. Da wurde klar, dass das Zerwürfnis zwischen dem Präsidenten und seinem früheren Berater doch noch größer ist als vorher schon angenommen. Um 14 Prozent rauschten die Tesla-Aktien anschließend nach unten. Der Finanzdienst Bloomberg schätzt, dass Musks Vermögen an einem einzigen Tag um knapp 34 Milliarden US-Dollar kleiner geworden ist.
Der Kurs-Rückgang der Tesla-Aktie kann für Musk zu einem großen Problem werden. Denn der Tech-Milliardär ist bekannt dafür, Kredite mit seinen Tesla-Aktien zu besichern, die ihn zumindest auf dem Papier zu dem mit Abstand reichsten Menschen der Welt machen. Bei solchen Geschäften muss man oft Sicherheiten nachlegen, wenn der Kurs unter bestimmte Grenzwerte fällt. Wie aus dem aktualisierten Tesla-Jahresbericht für 2024 hervorgeht, hinterlegte Musk als Sicherheit für Kredite knapp 236 Millionen seiner Tesla-Aktien.
Es gibt allerdings auch Akteure an den Börsen, die vom Tesla-Absturz profitiert und insgesamt vier Milliarden Euro Gewinn gemacht haben: sogenannte Shortseller, auf Deutsch: Leerverkäufer. Sie spekulieren auf den Verfall einer Aktie, indem sie sich diese Papiere zunächst leihen, um sie dann sofort zu verkaufen. Fällt der Kurs, können sie sich kurz vor dem Rückgabetermin billiger mit den Anteilsscheinen eindecken. Die Differenz streichen sie als Gewinn ein. Steigen die Kurse hingegen, geht die Wette nicht auf, und sie müssen teuer zukaufen.
Auslöser für das Zerwürfnis zwischen Trump und Musk war ein Streit ums Geld. Konkret ging es um das vom US-Präsidenten vorangetriebene Steuer- und Haushaltsgesetz. Musk forderte stärkere Ausgabenkürzungen und warnte vor zu viel Staatsschulden. Trump sagte, dass Musk nur deshalb Stimmung gegen das Gesetz mache, weil damit Subventionen für Elektroautos gekürzt würden.
Trump hatte am Donnerstag gedroht, Musks Unternehmen Aufträge der Regierung zu entziehen, etwa auch bei der Raumfahrtfirma SpaceX, auf die die US-Regierung bei Flügen von Astronauten angewiesen ist. Im Gegenzug schlug Musk ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump vor.
Am Freitag erholte sich der Tesla-Kurs etwas, die Papiere gewannen im vorbörslichen US-Handel mehr als fünf Prozent. Mitarbeiter des Weißen Hauses setzten für Freitag ein Telefonat zwischen beiden Männern an, zur Beruhigung der gegenseitigen Gemüter. Doch der US-Präsident hatte wohl keine Lust. Tesla und die Tesla-Aktie werden wohl so schnell nicht aus den Turbulenzen herauskommen.