„Echte Meilensteine“ im deutschen Eishockey: DEB-Sportchef Künast über Sturm und Draisaitl

„Zu mir hat mal einer gesagt: Wenn Marco den Raum betritt, dann füllt er ihn mit Licht“, sagt Christian Künast der AZ und sein Ton klingt, als stimme er zu. Der Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes spricht über Marco Sturm, der zum einen sein Schwager ist, aber zum anderen auch eine Legende des deutschen Eishockeys.

Als Bundestrainer hatte Sturm die Eishockey-Nationalmannschaft zu ihrem bisher größten Erfolg geführt, Silber bei den Olympischen Spielen 2018. Und Sturm hat nun einen weiteren Gipfel erklommen, auf dem vor ihm noch kein Deutscher war: Er ist Cheftrainer einer NHL-Mannschaft – als (in fester Funktion) erst dritter Europäer überhaupt nach dem Finnen Alpo Suhonen und dem Tschechen Ivan Hlinka.

Marco Sturm: Vom „German Rocket“ zum NHL-Cheftrainer

Sturm führt nun die Boston Bruins an, eines der sechs Gründungsmitglieder der besten Eishockey-Liga der Welt. Der Landshuter hatte – Spitzname damals wegen seines Turbo-Tempos: „German Rocket“ (dt.: Deutsche Rakete) – schon als Stürmer für die Bruins gespielt. 106 Tore hat er in fünf Jahren für die Schwarz-Goldenen geschossen.

„Ein Klub, der für ihn etwas Besonderes ist“, ordnet Künast ein und lässt Sturms Hartnäckigkeit im Mühen um ein NHL-Cheftrainer-Engagement nicht unerwähnt. „Er hat eine Aura, die alle zuhören lässt“, sagt Künast, „und er hat sich den Job dank harter Arbeit auch redlich verdient. Er hat für das gekämpft.“

Um die Aufregung um Sturms Berufung greifbar zu machen, erzählt der DEB-Sportdirektor von zwei Zeitungen. Ein Reporter aus Boston rief ihn an, um über den neuen Bruins-Trainer, aber eben auch Künasts Schwager zu reden. Und seine Heimatzeitung in der Region Landshut hatte Sturm auf den Titel – wo doch Sport fast nie auf der Seite eins lande. Sturm hat das geschafft. Es werde Licht!

Kämpft um den Stanley Cup: Der deutsche Eishackler Leon Draisaitl.
Kämpft um den Stanley Cup: Der deutsche Eishackler Leon Draisaitl.
© IMAGO
Kämpft um den Stanley Cup: Der deutsche Eishackler Leon Draisaitl.

von IMAGO

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Deutsches Duell im Finale des Stanley Cups

Ohnehin schreibt das deutsche Eishockey in Nordamerika gerade Ausnahme-Schlagzeilen. Leon Draisaitl, der wohl beste deutsche Spieler der bisherigen Eishockeygeschichte, hat neuerlich das Finale um den Stanley Cup erreicht, dort trifft der Kölner mit seinen Edmonton Oilers auf den Augsburger Nico Sturm, der zum Aufgebot der Florida Panther gehört. Heuer soll es für Draisaitl mit dem NHL-Titel klappen! „Da werde ich zum Fan“, sagt Künast, trotz aller Zeitverschiebung.

Und eventuell folgt für Draisaitl nach der Torjägerkanone der Hauptrunde mit dem Titel „Spieler des Jahres“ dann sogar noch ein dritter Titel hinten nach.

Künast: „Für mich gibt es im Moment keinen besseren Eishockeyspieler“

„Für mich gibt es im Moment keinen besseren Eishockeyspieler auf der Welt“, sagt Künast. „Und das sage ich nicht, weil Leon Deutscher ist und wir hin und wieder in Kontakt stehen.“ Zum Beispiel wegen der Olympischen Spiele in wenigen Monaten, wo mit dem Einsatz Draisaitls für Deutschland zu rechnen ist. „Er ist brillant. Für das deutsche Eishockey ist das überragend.“ Connor McDavid, ein anderer Anwärter auf den Titel „Bester Spieler der Welt“, sagt über seinen Mitspieler Draisaitl: „Er ist unschätzbar wertvoll.“ Auch er erfüllt den Raum mit Licht – dem Torlicht.

Goldene Zeiten also gerade für das deutsche Eishockey. Künast, um die Jahrtausendwende Nationaltorhüter, ordnet den Erfolg ein: „Das liegt auch an den einzelnen Personen.“ Den Lichtgestalten. „Wir haben nicht die Schwemme (an Ausnahmetalenten; d. Red.). Für uns als deutsches Eishockey sind solche Erfolge echte Meilensteine.“