Das liegt vor allem am Rohölpreis, der seit Monaten sinkt. Aktuell liegt er bei rund 60 US-Dollar pro Barrel, er lag aber auch schon unter diesem Preis. Der Grund für den Sinkflug des Rohölpreises ist die schwächelnde Wirtschaft. Beispielsweise wird in Fabriken weniger Öl für die Produktion benötigt. Gleichzeitig erhöht das Erdölkartell OPEC-plus die Fördermengen. Das bedeutet: Ein höheres Angebot trifft auf eine geringe Nachfrage. Dadurch fallen die Preise. Aufgrund dieser Entwicklung gehen viele Beobachter davon aus, dass die niedrigeren Preise von Dauer sein könnten.
In der Tat. Die OPEC-plus-Staaten sind ein Zusammenschluss von gut 20 Ölförderstaaten. Unter anderem sind Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, aber auch Kasachstan oder der Irak dabei. Zusammen kontrollieren diese Staaten rund 40 Prozent der weltweiten Ölproduktion. Ursprünglich hatten sie sich darauf verständigt, die Menge zu reduzieren, um die Preise stabil zu halten. Große Produzenten wie Saudi-Arabien hatten sich dazu auch bereit erklärt, aber Staaten wie Kasachstan oder der Irak haben ihre Fördermengen teils überschritten. Das gab Streit in der Allianz. Deswegen dreht Saudi-Arabien den Ölhahn wieder auf – als Strafe für die Mitglieder, die ihre verabredeten Quoten nicht eingehalten haben.
Viele OPEC-plus-Staaten sind abhängig von den Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft. Für Venezuela zum Beispiel machen diese Einnahmen nach Schätzungen des IWF 99 Prozent Anteil am Staatshaushalt aus. Beim Irak sind es immerhin 85 Prozent. Solche Staaten versuchen, mit höherer Menge niedrigere Einnahmen auszugleichen, um ihre Haushalte zu stabilisieren. In einigen Ländern wie zum Beispiel in Kasachstan hängen außerdem private Investoren mit drin, die sich an vorgegebene Förderquoten nicht halten wollen.
Öl ist weltweit immer noch mit Abstand der wichtigste Rohstoff trotz der erneuerbaren Energien. Aber die Emirate oder Saudi-Arabien bemühen sich, ihre Abhängigkeiten zu reduzieren und ihre Wirtschaft breiter aufzustellen. Deshalb benötigen sie im Moment sehr viel Geld – und das kommt nach wie vor aus dem Ölgeschäft. Außerdem agieren die Staaten nach dem Motto: „Wenn wir nicht fördern, dann tun es andere.“ Gemeint sind damit Staaten außerhalb von OPEC-plus, etwa die USA, die weltgrößter Öl- und Gasproduzent durch Fracking sind.
Genau. Allerdings ist der Weg vom Rohöl bis zur Tankstelle lang. Das heißt, andere Akteure wie etwa die Mineralölkonzerne wollen mitverdienen. Aktuell beschweren sich die Tankstelleninhaber. Der Vorwurf: Die Mineralölkonzerne änderten die Preise fast stündlich – und damit schneller als sich der Rohölpreis ändert. Möglicher Grund ist die starke Konkurrenz zwischen Shell, Aral, BP und Co. Nach wie vor gilt der alte Tipp für Autofahrerinnen und -fahrer: Auf keinen Fall morgens oder zu verkehrsstarken Zeiten tanken, sondern lieber abends gegen 19 Uhr. Da ist es deutlich am günstigsten.