Alles Wichtige zum neuen Flugroutenkonzept

Der Flughafenbetreiber Fraport AG und die Deutsche Flugsicherung halten ein neues Konzept für die Betriebsrichtung West für nötig, weil mit dem bisherige Betriebskonzept die laut eines neuen Gutachtens die bis 2033 zu erwartenden Verkehrsmengen nicht mehr zu bewältigen sind. Nach Angaben der mit der Studie beauftragten Beratungsgesellschaft Intraplan ist dann mit bis zu 560.000 Flugbewegungen im Jahr zu rechnen. Im Rekordjahr 2019 waren es in Frankfurt mit 514.000 Starts und Landungen so viel, wie nie zuvor.

2024 zählte Frankfurt 441.000 Flugbewegungen im Jahr. Auf die einzelne Betriebsstunde umgerechnet, hat der Frankfurter Flughafen gerade rund 104 Flugbewegungen je Stunde bewältigen. Laut Fraport gerät das bisherige Konzept bei 110 Flugbewegungen je Stunde bereits an die Grenze. Mit dem Ausbau in Frankfurt sollen eigentlich 126 Flugbewegungen je Stunde problemlos möglich sein. Die Zahlen sind laut Fraport vor allem deshalb mit dem bisherigen Betriebskonzept nicht zu erreichen, weil die Südumfliegung – anders als ursprünglich erwartet – die Nutzung des Bahnsystems aus Sicherheitsgründen einschränkt.

Um wie viele Flüge geht es bei dem neuen Betriebskonzept des Frankfurter Flughafens bei Westwetterlage?

Da am Frankfurter Flughafen im langjährigen Mittel Dreiviertel aller Flugbewegungen bei Westwetterlage abgewickelt werden, betrifft das neue Nutzungskonzept das Gros aller Starts in Frankfurt. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass rund Zweidrittel aller Abflüge über die Startbahn 18 West nach Süden gehen und nur rund ein Drittel aller Starts über die Centerbahn der beiden in ost-westlicher Richtung verlaufenden Parallelbahnen nach Westen abheben.

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Um diese Abflüge geht es, wenn nun im neuen Konzept davon die Rede ist, dass man startende Flugzeuge bei hohem Verkehrsaufkommen verstärkt direkt auf die Nordwest-Abflugstrecken schicken will, was zu mehr Überflügen etwa über die ohnehin stark belasteten Flughafen-Anrainerkommunen wie Flörsheim und Hochheim führen wird. Genaue Zahlen nennt die Deutsche Flugsicherung derzeit nicht. Das Betriebskonzept sei noch in Arbeit, hieß es auf Nachfrage.

Warum rügen Kommunen und auch der Vorsitzende der Fluglärmschutz-Kommission Paul-Gerhard Weiß die Planungen zum neuen Nutzungskonzept?

Durch den Betrieb der Landebahn Nordwest werden Flughafenanrainer-Kommunen wie Flörsheim, Hochheim , Raunheim und andere bei Ostbetrieb besonders stark belastet. Etwa in Flörsheim Mitte beträgt die Überflughöhe landender Flugzeuge noch rund 250 Meter, die Lärmbelastung ist entsprechen hoch. Als Ausgleich sollten diese hochbelasteten Kommunen möglichst keine Überflüge bei Starts in Richtung Westen ertragen. Deshalb sollten die in Richtung Westen startenden Flugzeuge nicht direkt die Nordwest-Abflugstrecken über diese Kommunen nutzen, sondern diese südlich in einem Bogen über Mainz umfliegen.

Dieses Versprechen sehen der Vorsitzende der Fluglärmkommission Paul-Gerhard Weiß (FDP) und die Bürgermeister der genannten Kommunen nun gebrochen. Tatsächlich sollen nach dem neuen Nutzungskonzept vor allem die Nordwest-Abflugstrecken genutzt werden, die Südumfliegung dagegen seltener. Vor allem rügen die Kritiker, dass man nicht frühzeitig in den Dialog getreten ist. Inzwischen ist auch von gerichtlichen Schritten gegen das neue Nutzungskonzept die Rede. Gerichtliche Schritte hatte es allerdings auch schon gegen die Südumfliegung gegeben, weil sich Mainz und die dort betroffenen Kommunen gegen zusätzlichen Fluglärm gewehrt hatte.

Wer hat das neue Nutzungskonzept erarbeitet und wer entscheidet darüber?

Erarbeitet haben es der Flughafenbetreiber Fraport und die Deutsche Flugsicherung in Langen, deren Lotsen mit dem hochkomplexen Frankfurter Bahnsystem umgehen und laut Auftrag vor allem einen „sicheren und flüssigen“ Luftverkehr sicherstellen müssen. Involviert sind bei solchen Betriebskonzepten aber zudem immer auch das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung und das zuständige Landesministerium. In Hessen das Wirtschafts- und Verkehrsministerium.

Warum starten und landen Flugzeuge in Frankfurt überhaupt wechselnd in Richtung Westen oder in Richtung Osten?

Grundsätzlich startet und landet ein Flugzeug immer gegen den Wind. Am Flughafen spricht man daher von Betriebsrichtung West, wenn der Wind von Westen kommt und die Flugzeuge in Richtung Westen starten und landen. Bei Betriebsrichtung Ost wird der Betrieb gedreht. Diese Prozedur kann naturgemäß mehrmals am Tag nötig sein und dauert je nach Verkehr rund 10 Minuten. Um dabei einen gewissen Spielraum zu haben, gibt es die sogenannte Rückenwindkomponente. Danach sind in Frankfurt auch noch Flugbewegungen bei bis zu fünf Knoten (etwa 9,3 Kilometer in der Stunde) Rückenwind erlaubt.

Wie verteilen sich in Frankfurt die Betriebsrichtungen West und Ost?

Im langjährigen Mittel fliegen die Pilotinnen und Piloten in Frankfurt zu 75 Prozent im Westbetrieb und zu 25 Prozent im Ostbetrieb. Bei der aktuellen Diskussion um das neue Nutzungskonzept für den Frankfurter Flughafen bei Westwetterlage geht es also um die Flugrouten, die besonders häufig geflogen werden.

Wie verteilen sich die Flugbewegungen auf die vier Bahnen des Frankfurter Flughafen?

Wie der Name schon sagt, ist die in Nord-Süd-Richtung quer vor den Parallelbahnen verlaufende Startbahn 18 West Starts vorbehalten. In der Praxis wird die Centerbahn des Parallelbahnsystems, die ursprünglich einmal die Nordbahn des Flughafens war, heute vor allem als Startbahn genutzt, die daneben liegende Südbahn vor allem als Landebahn. Ungeachtet dessen dürfen beide Parallelbahnen, die ursprünglich die einzigen beiden Pisten in Frankfurt waren, sowohl für Starts, wie auch für Landungen genutzt werden. Problematisch an den Parallelbahnen ist, dass sie seinerzeit ohne ausreichenden Abstand zueinander gebaut wurden, um sie unabhängig voneinander betreiben zu können. Man kann sie nur abwechselnd nutzen, quasi nur im Reißverschlussverfahren.