French Open: Zverev zieht entspannt ins Achtelfinale ein – Sport

Zur Enttäuschung, die Alexander Zverev voriges Jahr bei der Finalniederlage in Paris verspürte, gehörte das Bedauern über unnötig frühen Kräfteverschleiß. Viel zu viele Stunden hatte Zverev im Jahr 2024 in den ersten Runden auf dem Platz vergeudet; viel zu viele Bälle übers Netz gedroschen; viel zu viele Sprints auf rutschigem Sand hingelegt; viel zu viele Momente vermeidbarer Frustration erlebt. Effizienter will er dieses Jahr sein, druckvoller, dominanter – mit dem Ziel, die Gegner in der ersten Woche eines Grand-Slam-Turniers, zack-zack-zack, in energiesparenden drei Sätzen vom Platz zu fegen.

Wie sich dieses Blitztennis in Idealform gestaltet, demonstrierte der Weltranglistenerste Jannik Sinner am Samstagmittag. Mit 6:0, 6:1, 6:2 räumte der Italiener seinen Drittrundengegner bei den French Open, den Tschechen Jiri Lehecka, vom Feld. Nach kaum mehr als anderthalb Stunden Spieldauer war der Spaß bereits vorbei; Sinner musste trotz drückender Hitze kaum einmal zum Handtuch greifen. Im Frauenwettbewerb, in dem zwei Gewinnsätze reichen, hielt sich die junge Russin Mirra Andrejewa bei ihrem nächsten klaren Sieg (6:3, 6:1) mit Julia Putinzewa ebenfalls nur kurz auf.

Zverev betrat am Nachmittag die weite Arena des Court Philippe-Chatrier zu seiner Partie gegen den Italiener Flavio Cobolli, der eine Woche vorher noch das Sandplatzturnier in Hamburg gewonnen hatte. Nach gut anderthalb Stunden Spieldauer – der Sinner-Zeitmarke – war Zverev immerhin schon im zweiten Satz angelangt. Es stand 6:2 und 5:5, die beiden Kontrahenten trieben einander noch in einen Tiebreak, den Zverev aber souverän gewann. Dann beendete der Favorit das Match zackig mit einem 6:1 im dritten Satz. Zwei Stunden und 30 Minuten standen zu Buche, als er seinen vierten Matchball nutzte. Ganz zum Schluss hatte Cobolli mit Bällen in alle Ecken des Courts noch einmal sein Repertoire an famosen Winkelschlägen offenbart, vergeblich.

„Flavio hat im zweiten Satz unglaubliches Tennis gespielt, aber ich habe gekämpft und dagegengehalten“, sagte Zverev, als er sich den Platz im Achtelfinale der French Open mit 6:2, 7:6 (4), 6:1 gesichert hatte.

Nächster Gegner ist der Niederländer Tallon Griekspoor, Zverev ist gewarnt

Wie zehrend das Rackern mit dem Racket auf dem roten, rutschigen Krümeluntergrund ist, verdeutlichte an diesem Nachmittag das Beispiel Cobollis. Der 23-Jährige hatte zuvor sieben Sandplatzmatches in Serie gewonnen, fünf am Hamburger Rothenbaum, zwei danach im Stade Roland Garros in Paris, und anfangs wirkte es, als hätten die Anstrengungen der beiden Wochen seinen Antritt leicht gebremst. Es war ohnehin erst die 15. Grand-Slam-Partie in der Karriere des Florentiners, der in seiner Jugend in der Akademie von AS Rom Fußball gespielt hatte.

Im Vergleich zu Cobolli kommt der 28-jährige Zverev auf 136 Karriere-Matches bei den vier Grand-Slam-Turnieren, drei verlorene Finals inbegriffen. Diese Routine ist von unschätzbarem Vorteil, denn Grand-Slam-Turniere im Tennis, die für einen Matcherfolg drei gewonnene Sätze erfordern, sind Schwerarbeit – auch für die weltbesten Akteure: eine Dauerbelastung für Körper und Geist. Zverevs Kollege Daniel Altmaier, 26, der sich bei den French Open in Paris ebenfalls ins Achtelfinale durchgeschlagen hat, konnte das am Freitag nach seinem Viersatzsieg über den Serben Hamad Medjedovic (4:6, 6:3, 6:3, 6:2) bestätigen. „Grand Slams sind keine normalen Tennisspiele – das ist fast ein anderer Sport“, sagte er. Diese Matches würden den Spielern vor allem mental alles abverlangen.

Die größte Herausforderung besteht in diesem Marathontennis demnach darin, über Stunden Schlag um Schlag und Ball für Ball die Konzentration zu wahren bei den Sandplatzrutschpartien. Auch der spanische Titelverteidiger Carlos Alcaraz hat das in diesem Jahr bereits erlebt. Alcaraz, der im Finale 2024 Zverev besiegte, musste am späten Freitagabend gegen den Bosnier Damir Dzumhur antreten – diese sogenannten Night-Sessions liebt Alcaraz nicht. Er spielte zwei Sätze lang Zaubertennis, dann zauberte er etwas zu viel, verlor einen Satz und musste tatsächlich Schwerarbeit leisten, um kurz vor Mitternacht noch den Matchgewinn (6:1, 6:3, 4:6, 6:4) zu sichern. Er habe zwischendrin einfach den Fokus verloren, sagte er, auch weil Dzumhur mit fortschreitender Nacht spektakuläres Tennis bot.

Alexander Zverev steht nun zum achten Mal nacheinander im Achtelfinale der French Open. Und er hat, was ebenso wichtig war, Kraft und Nerven gespart. In der nächsten Runde erwartet ihn der Niederländer Tallon Griekspoor auf der anderen Netzseite. Ein alter Bekannte, und Zverev ist gewarnt. Voriges Jahr benötigte er fünf Sätze, um Griekspoor in der dritten Runde niederzuringen – damals ging es über die volle Distanz, samt Tiebreak.