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Wer ist weiter, wer ist raus? Alle News von Tag 6 beim Grand-Slam-Turnier in Paris aktuell und kompakt.
Alcaraz wackelt – zwingt Dzumhur aber doch in die Knie
Damir Dzumhur – Carlos Alcaraz 1:6, 3:6, 6:4, 4:6
Wer gedacht hatte, dass Carlos Alcazar im Schongang und im Eilverfahren ins Achtelfinale der French Open einziehen würde, der irrte (wie der Autor dieses Textes) gewaltig. Der spanische Topfavorit auf den Titelgewinn in Paris startete gegen seinen bosnischen Herausforderer zwar genauso dominant und souverän wie vermutet. Nach zwei schnell gewonnen Sätzen drehte Damir Dzumhur aber im gleichen Umfang auf wie Alcazar abbaute.
Dem Weltranglisten-89. gelang plötzlich alles, Alcaraz nur noch sehr wenig. Und so entwickelte sich vor den gleichermaßen müden wie erstaunten Augen der Fans ein Duell mit zwischenzeitlich komplett offenem Ende. Bezeichnend: Im vierten Satz benötigte Alcazar insgesamt drei Breaks, um am Ende denkbar knapp zu gewinnen und das Match doch noch knapp vor Mitternacht zu beenden.
Titelverteidigerin Swiatek muss sich strecken
Jaqueline Cristian – Iga Swiatek 2:6, 5:7
Mir ihrer lilafarbenen Kappe und den quietschgelben Schuhen würde Iga Swiatek sicher auch in Pariser Cafés eine gute Figur abgeben. Viel Zeit für einen entspannten Kaffee in der Mode-Hauptstadt wird die Polin in naher Zukunft aber wohl nicht haben. Swiatek, die 2020, 2022, 2023 und 2024 den French-Open-Titel gewann, zog am Freitag gegen Jaqueline Cristian zwar ins Achtelfinale ein. Sie leistete sich aber vor allem im zweiten Durchgang zu viele Fehler und wackelte zwischenzeitlich bedenklich. Statt Cold Brew wird deshalb eher hartes Training auf dem Programm der kommenden Tage stehen.
Immerhin: In den entscheidenden Momenten bewies Swiatek absolute Nervenstärke, lang dauernde Spiele und lange Ballwechsel entschied sie fast immer für sich. Der Weg zum Pariser Quintuple ist aber noch weit.
Altmaier gegen angeschlagenen Gegner ins Achtelfinale
Daniel Altmaier – Hamad Medjedovic 4:6, 6:3, 6:3, 6:2
Was für eine Achterbahnfahrt für Daniel Altmaier. Nachdem es am Anfang seiner Drittrunden-Partie stark nach einer Aufgabe seines krankheitsgeplagten Gegners aussah, wurde es sportlich doch noch einmal spannend. Der Serbe Hamad Medjedovic, der schon im ersten Durchgang ärztlich behandelt wurde und mehrfach die Hände auf die Knie legte, drehte völlig unerwartet am Ende des ersten Satzes auf und ging sogar in Führung. Altmaier schlug aber zurück und profitierte am Ende von den sichtbar nachlassenden Kräften seines Gegners.
Rune bringt Paris zum Schweigen
Quentin Halys – Holger Rune 6:4, 2:6, 7:5, 5:7, 2:6
Holger Rune ist nicht unbedingt dafür bekannt, immer einen kühlen Kopf zu bewahren. Trotz tropischer Temperaturen und einer Auswärtsspiel-Atmosphäre auf dem Centre-Court schaffte der Däne am Freitagnachmittag aber genau das. Gegen den in der Nähe von Paris geborenen Quentin Halys gewann der Weltranglisten-Zehnte am Ende das, was man einen Tennis-Krimi nennt. Der Spielfilm im Schnellverlauf: Satzgewinn Halys, Satzgewinn Rune, Satzgewinn Halys, Satzgewinn Rune, Matchgewinn Rune.
Wirklich rund lief der 22-Jährige nach mehr als drei Stunden Spielzeit zwar nicht mehr, für ein paar starke Aufschläge, spektakuläre Stopps und das Humpeln in die Runde der letzten 16 reichten die Kräfte aber noch aus. Mit Rune ist zu rechnen. Wenn er etwas Zeit zum Regenerieren findet. „Es war ein brutales Match“, sagte Rune nach seinem Sieg.
Sabalenka mit viel Arbeit nach Blitzstart
Aryna Sabalenka – Olga Danilovic 6:2, 6:3
Wer am Brückentag bei bestem Sommerwetter arbeitet, hat meistens genau ein Ziel: möglichst schnell in den Feierabend. Ein Plan, den auch Aryna Sabalenka am Freitag ganz offensichtlich verfolgte. Die Weltranglisten-Erste benötigte in ihrer Drittrunden-Partie der French Open gegen Olga Danilovic nicht einmal 20 Minuten, um mit 5:0 in Führung zu gehen. Gedanklich schon mit eineinhalb Füßen im Freibad musste Sabalenka dann aber plötzlich richtig schuften.
Ihre serbische Gegnerin entdeckte gegen Ende des ersten Satzes ihre persönliche Ana Ivanovic in sich und zeigte zeitweise berauschendes Tennis. Danilovic deutete ihr großes Potenzial an, brachte Sabalenka richtig ins Schwitzen und sich selbst zurück ins Spiel. Wirklich in Gefahr geriet der Erfolg der Topfavoritin letztlich zwar nicht mehr, den Applaus des Publikums und den Feierabend zur Mittagszeit verdienten sich beide Spielerinnen aber redlich.
Musetti zeigt Nehmer-Qualitäten
Lorenzo Musetti – Mariano Navone 4:6, 6:4, 6:4, 6:2
Der als Geheimfavorit ins Turnier gestartete Lorenzo Musetti aus dem Tennis-Wunderland Italien tut weiter alles dafür, dass das Wörtchen „geheim“ bei seiner Personenbeschreibung bald gestrichen wird. Der 23-Jährige, der dank seiner toskanischen Heimat ohnehin auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen scheint, strahlt bei den French Open weiter einen Mix aus Power und Gelassenheit aus.
Gegen Mariano Navone bewies Musetti zudem, dass er auch mit Widrigkeiten umgehen kann. Dass er den ersten Satz nach überschaubarer Leistung abgeben musste, brachte ihn ebenso wenig aus dem Konzept wie ein als Toilettengang getarntes Psychospielchen seines argentinischen Gegners. Obwohl Navone nach dem dritten Satz fast zehn Minuten auf dem stillen Örtchen verschwand und damit den Unmut einiger Fans auf sich zog, blieb Musetti cool, holte mit einem seiner spektakulären Stopps direkt ein Break und dann den Sieg. Abgeklärt, eiskalt. Titelreif?