
Friedhelm Funkel ist wieder da, er soll mal wieder einen Fußballverein retten. Das hat der heute 71-Jährige schon getan, da war so manch einer seiner Trainerkollegen noch im Kindergarten. Der fröhliche Nothelfer mit dem Dreitagebart, der den Karneval und das Schützenfest in seiner Heimatstadt Neuss schätzt, springt kurz vor dem Saisonende beim 1. FC Köln ein.
Zum dritten Mal ist Funkel in Köln. Diesmal ist die Mission eine andere. Der Verein steht zwei Spieltage vor Schluss auf Rang 2, hat drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Sollte Funkel an diesem Freitag in Nürnberg (18.30 Uhr) gewinnen, wäre der Aufstieg in die Bundesliga sehr nahe gerückt.
Unter den vielen kuriosen Trainerentlassungen im Profifußball scheint diese besonders kurios. Doch weil die Kölner Mannschaft von den letzten fünf Spielen nur eins gewann, warf der Verein Gerhard Struber raus, den Sportdirektor Christian Keller noch dazu, der sich geweigert hatte, Struber zu entlassen. Das 1:1 gegen den Absteiger Regensburg am vorigen Samstag war zu enttäuschend, die Menge pfiff.
Seit Funkel zurück ist, ist die Stimmung am Geißbockheim wieder hoffnungsvoll. Nach einem Tennismatch am Sonntag habe ihn der Anruf des FC erreicht: „Friedhelm, kannst und willst du uns helfen?“, erzählt er auf seiner Vorstellungsrunde am Montag.
Am Dienstag steht Funkel, kurze FC-Hose, Regenjacke, heruntergerollte Stutzen, wie ein leutseliger Feldherr auf dem Trainingsplatz, beobachtet, schreitet ein. Und redet – mit Spielern, mit Zaungästen, Journalisten und Fans. 500 sind zu seinem ersten Training am Dienstag erschienen. Funkel besitzt das, was sein Vorgänger nicht mehr im Kölner Fußballvolk hatte: Rückhalt, Zutrauen, Glauben.
Den meisten seiner Profis hat Funkel in Vieraugengesprächen inzwischen seinen Kurs mitgeteilt. Seine Qualität besteht darin, Stimmungen zu erspüren. Er habe in seinen Unterredungen eine Verunsicherung in der Mannschaft bemerkt, sagt er nach dem Training am Mittwoch. „Die Eingewöhnungsphase musste schnell verlaufen. Das ist mir gelungen. Ich glaube, das passt jetzt zwischen Mannschaft und mir.“
Der FC ist seine vierzehnte Station
Struber hatte seiner Elf zuletzt erfolglos zu vermitteln versucht, dass aus der „Last eine Lust“ werden solle. Aber aus der Last, aufsteigen zu müssen, wurde eine Superlast. Die soll Funkel nun vertreiben. Indem er als Funkel auftritt, als Euphorie verbreitender Gute-Laune-Rheinländer, der nicht den Abstand zu Platz drei betrachtet, sondern erkannt hat, „dass wir ja auch noch Erster werden können“.
Vielleicht passt diese Art für einen Verein und eine Mannschaft, die bisher tatsächlich noch gar nichts verspielt hat, sich aber so fühlt, als wäre sie zwangsabgestiegen in die Vierte Liga.
Funkel hatte seine Trainerkarriere nach seinem Aus im Januar 2020 bei Fortuna Düsseldorf eigentlich schon beendet, da war er 66. Aber dann sei die Corona-Epidemie ausgebrochen. Sein Plan, mit seiner Frau Anja zu verreisen, ließ sich nicht erfüllen. Gelangweilt habe er sich dann „schon so nach zwei, drei Monaten“ und sich gesagt: „Mensch, du könntest ja noch mal Trainer werden.“ Der FC ist seine vierzehnte Station, Funkel pendelte stets zwischen Bundesliga und Zweiter Liga.