
Gleich drei neue Chip-Generationen hat Nvidia-CEO Jensen Huang am Dienstag bei der hauseigenen Entwicklerkonferenz vorgestellt. Damit bricht er eine Tradition des Unternehmens und zieht das Innovationstempo an. Die Botschaft an die Kunden ist deutlich.
Gerade erst ist die Produktion der aktuellen Nvidia-KI-Chips der Generation „Blackwell“ so richtig angelaufen, da legt der Konzern schon wieder nach – und zieht das Tempo an. Auf der hauseigenen Nvidia-Entwicklerkonferenz GTC hat CEO Jensen Huang am Dienstag nicht nur eine, sondern gleich drei neue Chip-Generationen angekündigt.
Präsentiert wurde zum einen der Blackwell-Nachfolger „Blackwell Ultra“, der bereits in der zweiten Jahreshälfte 2025 herauskommen soll. Zum anderen kündigte Huang die Nachfolgegeneration „Vera Rubin“ an, benannt nach der US-Astronomin Vera Cooper Rubin.
Der Chip soll im Jahr 2026 auf den Markt kommen und dreimal mehr Leistung als der aktuelle Blackwell-Chip bieten – wird jedoch deutlich mehr Energie benötigen. Der dritte Chip ist der „Vera Rubin Ultra“, er kommt 2027 auf den Markt.
Mit den Ankündigungen bricht Huang mit Nvidias Tradition, immer nur eine Folge-Generation anzukündigen. Hintergrund ist, dass die Mehrzahl der Chips inzwischen in den Cloud-Rechenzentren der großen Internetkonzerne verbaut werden, deren Planung mehrere Jahre Vorlauf erfordert.
Neue Chips brauchen weniger Kühlleistung und Stromanschlüsse
Die Ankündigung erleichtert den Kunden, die Kühlleistung und die Stromanschlüsse pro Server-Rack auf die kommenden Chip-Generationen auszulegen. Der „Vera Rubin Ultra“ wird mehr als 600 Kilowatt pro Server-Rack benötigen. „Jedes zukünftige Rechenzentrum wird strombegrenzt sein“, kommentierte Huang. „Wir sind jetzt eine stromlimitierte Branche.“
Doch nicht nur im Hinblick auf den Stromverbrauch stößt Nvidia inzwischen an seine Grenzen, auch die Chipherstellung selbst wird immer schwieriger. Die einzelnen Chips sind inzwischen derart komplex und groß, dass sie an die Grenzen der EUV-Chipbelichtungsmaschinen des niederländischen Herstellers ASML stoßen.
Deswegen geht Nvidia nun einen anderen Weg und kombiniert mehrere GPU-Kerne zu einem Chip. So besteht der „Blackwell-Ultra“-Chip im Wesentlichen aus zwei Blackwell-GPU-Kernen, die zusammen einen Chip bilden. Ähnlich geht der Konzern beim „Vera Rubin Ultra“ vor.
Aus Sicht der Betreiber stellt sich die Frage, ob sie die Rechenleistung der neuen Chips überhaupt benötigen oder ob sie lieber Strom und Geld sparen und ihre KI-Rechenaufgaben auf Chips der Vorgängergeneration laufen lassen. Huang selbst gab in seiner Keynote zu, dass insbesondere bei der sogenannten Inferenz-Rechnung – also dem Ausführen bereits fertig trainierter KI-Modelle – Chips der Vorgängergeneration „Hopper“ eventuell effizienter rechnen als die neuen High-End-Chips. „Ich bin der größte Umsatz-Vernichter“, spottete Huang über sich selbst. „Es gibt Umstände, unter denen Hopper wunderbar funktioniert.“
Neue Software-Plattform soll Auslastung der Server optimieren
Um die Inferenz-Rechnung künftig noch effizienter zu gestalten, will Nvidia die Auslastung der einzelnen Server optimieren. Dazu stellte Huang eine neue Software-Plattform namens „Dynamo“ vor, die künftig die Aufgaben zwischen den Chips effizienter verteilt. Das soll Inferenz-Rechnung bei Blackwell-Chips bis zu 25 Mal schneller machen. Dynamo verwandelt viele GPUs virtuell in eine riesige GPU, erklärte Huang.
Die Produkt-Ankündigungen beweisen einmal mehr, dass das von Huang verkündete „Scaling Law“, die Leistung neuronaler Netzwerke, bei Nvidia weiterhin greift. Der Konzern hat das Innovationstempo noch einmal erhöht, liefert neue Chips nun im Jahres-Takt statt wie bisher alle zwei Jahre. Zugleich beweist Huang einmal mehr, was Nvidias Produkt-Portfolio ausmacht: Innovationen wie „Dynamo“ sind rein softwarebasiert und ermöglichen den deutlich effizienteren Einsatz der Chips.
Die Botschaft an die Kunden ist deutlich: Wer nach Nvidia-Alternativen sucht, muss auch ohne die Software auskommen, die das Nvidia-Ökosystem ausmacht. Die hohe Schlagzahl tut ihr Übriges, um die Kunden an Nvidia zu binden. Wer jetzt bereits sein Rechenzentrum für die Chips des Jahres 2027 planen kann, wird sich nicht im Nachhinein für einen alternativen Hersteller oder für eine Eigenentwicklung entscheiden.
Die Anleger jedoch sehen die Innovationen relativ gelassen: Die Aktie fiel im Tagesverlauf leicht, Huangs Keynote hatte keinen großen Einfluss auf die Börse.
Benedikt Fuest ist Wirtschaftskorrespondent für Innovation, Netzwelt und IT.