
Geld parken, Zinsen kassieren
Sind Geldmarkt-ETFs das bessere Tagesgeld?
17.03.2025, 15:07 Uhr
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Wer keine Lust hat, permanent dem besten Angebot fürs Tagesgeld hinterherzujagen, kann sein Geld auch in Geldmarkt-ETFs parken. Was man dazu wissen muss und welche Produkte geeignet sind, hat sich Warentest angeschaut.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Einlagensatz zuletzt Anfang März gesenkt. Parken Banken Geld bei der EZB, erhalten sie dafür künftig einen viertel Prozentpunkt weniger – nämlich 2,50 Prozent Zinsen. Dadurch sind auch die Zinsen für Tagesgeldkunden erneut gesunken. Die Durchschnittszinsen bundesweit verfügbarer Angebote für Tagesgeld lagen im Februar nur noch bei 1,48 Prozent. Sprich, die Banken enthalten ihren Kunden einen Teil der bei der EZB erzielten Zinsen vor.
Wer mehr abhaben möchte, muss sich auf die Jagd nach dem besten Tagesgeldangebot machen. Doch die Angebote sind meist auf wenige Monate begrenzt und richten sich nur an Neukunden. Danach ist dann gegebenenfalls wieder ein Bankwechsel fällig. Wer sich das ersparen möchte, kann überlegen, sein Erspartes in sogenannte Geldmarkt-ETFs zu stecken. Diese bieten ähnliche Renditen wie Top-Tagesgeld, sind in der Regel an einen Index oder Zinssatz gekoppelt und setzen auf Anleihen mit kurzer oder sehr kurzer Laufzeit. Der Geldmarkt dient Banken, Unternehmen oder Staaten dazu, sich kurzfristig Geld zu beschaffen oder überschüssiges Geld kurzfristig anzulegen. Die Höhe orientiert sich eng am Einlagezins der EZB. Rekordverdächtig sind dabei Overnight-ETFs, denn sie bilden den Zinssatz ab, zu dem sich Banken über Nacht Geld leihen, wie die Stiftung Warentest berichtet.
Keine Einlagensicherung, aber …
Overnight-ETFs werden gelegentlich auch Tagesgeld-ETFs genannt, weil ihre Renditen gut mit der von Top-Tagesgeld vergleichbar sind. Allerdings sollte man wissen, dass Geldmarkt-ETFs keine Einlagensicherung im Hintergrund haben. Zwar sind bei Geldmarktfonds die Risiken eng begrenzt, weil es sich um insolvenzgeschütztes Sondervermögen handelt. Aber geringe Verluste sind im Falle einer Anbieterpleite, anders als bei Tagesgeld, nicht ausgeschlossen. Im Gegenzug sind Bankeinlagen wie Tagesgeld nur bis zur Obergrenze der gesetzlichen/staatlichen Einlagensicherungsgrenze als risikoarm zu bezeichnen. Diese Obergrenze beträgt in der EU 100.000 Euro pro Bank-Kunde-Kombination. Wer eine höhere Summe bei einer einzelnen Bank hält, setzt sich damit einem unnötig hohen Ausfallrisiko aus.
Abgesehen davon eignen sich Geldmarkt-ETFs für alle Anleger, die keine Zeit und Lust haben, dem jeweils besten Tagesgeld hinterherzujagen und dafür immer wieder neue Konten zu eröffnen. Geldmarktfonds sind sehr bequem, da sie keine regelmäßige Kontrolle erfordern.
Mit Overnight-ETFs gab es im Jahr 2024 etwas mehr Rendite (3,19 Prozent, bestes Tagesgeld 3,31) als mit den besten Tagesgeldangeboten, im Jahr 2023 etwas weniger (3,67 Prozent, bestes Tagesgeld 3,61). Problematisch sind Geldmarkt-ETFs, wenn das allgemeine Zinsniveau, wie vor einigen Jahren, ins Minus driftet. Da ihre Rendite eng dem Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) folgte, war ihre Wertentwicklung negativ. Bei den meisten Tagesgeldern war dagegen an der Nulllinie Schluss, einige Banken zahlten sogar noch geringe Zinsen.
Kosten im Blick behalten
Bei Geldmarkt-ETFs fallen gleich an mehreren Stellen Kosten an. Die geringen internen Fondskosten von um die 0,1 Prozent sind das kleinste Problem und bei den Renditeangaben bereits eingerechnet. Die Kaufkosten gehen extra. Ihre Höhe hängt vom gewählten Depot ab, welches für Erwerb/Bewahrung/Verkauf der Papiere erforderlich ist. Filialbanken und Sparkassen verlangen für einen ETF-Kauf in der Regel ein Prozent der Anlagesumme, unabhängig davon, ob es sich um einen Aktien-, Renten- oder eben Geldmarkt-ETF handelt. Bei einem Aktien-ETF lassen sich solche Kosten noch verschmerzen, im Falle einer reinen Zinsanlage hält Warentest sie für nicht akzeptabel.
Bei Online-Depots, insbesondere bei den Neobrokern, fand Warentest sehr attraktive Konditionen. Bei fünf Anbietern müssen Kunden weder für den Kauf noch für die Verwahrung des ETF auch nur einen Cent entrichten – unter anderem ist dies bei Trade Republic, N26 Standard und Traders Place der Fall. Bei den anderen Anbietern ist der kostenbedingte Renditeabschlag akzeptabel, etwa bei der DKB oder der Targobank. Für grenzwertig wird in dieser Hinsicht das Postbank Wertpapierdepot befunden.
Folgt man der Definition der Börsenaufsicht, befindet sich unter den von Warentest als Tagesgeldersatz erachteten ETFs nur ein lupenreiner Geldmarktfonds – der Deka Deutsche Börse Eurogov Germany Money Market (DE000ETFL227). Echte Geldmarktfonds müssen Regeln einhalten, in welche Papiere mit welcher Laufzeit sie investieren. Von Geldmarkt-ETF in US-Dollar wird hingegen abgeraten, da sie ein Währungsrisko haben.
Die beiden ebenfalls als geeignet bezeichneten Overnight-ETFs von Amundi und Xtrackers – Amundi Overnight Return (FR0010510800) und Xtrackers EUR Overnight Rate Swap (LU0290358497 und LU0335044896) – sind Swap-Fonds. Sie bestehen größtenteils aus Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit und bilden den Zinssatz nicht real nach. Für die genaue Wertentwicklung kommen zusätzliche Tauschgeschäfte (Englisch: Swaps) zum Einsatz. Aus Sicht der Tester ist dies kein Nachteil, da auch diese ETFs ein Sondervermögen aus Wertpapieren enthalten. Für die Tauschgeschäfte werden üblicherweise Sicherheiten hinterlegt.
Fazit: Vor- und Nachteile von Geldmarkt-ETF
Vorteile
- Bequem. Geldmarkt-ETFs spiegeln immer das aktuelle Zinsniveau wider. Man muss nicht dem jeweils besten Tagesgeld hinterherlaufen.
- Flexibel. Keine Obergrenze für die Anlagesumme. Die meisten ETFs sind außerdem als Sparplan erhältlich.
- Praktisch. Aktien- und Zinsanlagen laufen über ein Depotkonto. Kein getrennter Freistellungsauftrag nötig.
Nachteile
- Keine Einlagensicherung. Schutz als Sondervermögen ist etwas geringer.
- Ungünstig bei Minuszinsen. Geldmarkt-ETFs hatten eine negative Wertentwicklung, Tagesgeld meist nicht.