Geld parken, Zinsen kassieren: Sind Geldmarkt-ETFs das bessere Tagesgeld?


Geld parken, Zinsen kassieren

Sind Geldmarkt-ETFs das bessere Tagesgeld?

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Wer keine Lust hat, permanent dem besten Angebot fürs Tagesgeld hinterherzujagen, kann sein Geld auch in Geldmarkt-ETFs parken. Was man dazu wissen muss und welche Produkte geeignet sind, hat sich Warentest angeschaut.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Einlagensatz zuletzt Anfang März gesenkt. Parken Banken Geld bei der EZB, erhalten sie dafür künftig einen viertel Prozentpunkt weniger – nämlich 2,50 Prozent Zinsen. Dadurch sind auch die Zinsen für Tagesgeldkunden erneut gesunken. Die Durchschnittszinsen bundesweit verfügbarer Angebote für Tagesgeld lagen im Februar nur noch bei 1,48 Prozent. Sprich, die Banken enthalten ihren Kunden einen Teil der bei der EZB erzielten Zinsen vor.

Wer mehr abhaben möchte, muss sich auf die Jagd nach dem besten Tagesgeldangebot machen. Doch die Angebote sind meist auf wenige Monate begrenzt und richten sich nur an Neukunden. Danach ist dann gegebenenfalls wieder ein Bankwechsel fällig. Wer sich das ersparen möchte, kann überlegen, sein Erspartes in sogenannte Geldmarkt-ETFs zu stecken. Diese bieten ähnliche Renditen wie Top-Tages­geld, sind in der Regel an einen Index oder Zins­satz gekoppelt und setzen auf Anleihen mit kurzer oder sehr kurzer Lauf­zeit. Der Geldmarkt dient Banken, Unternehmen oder Staaten dazu, sich kurzfristig Geld zu beschaffen oder überschüssiges Geld kurzfristig anzulegen. Die Höhe orientiert sich eng am Einlagezins der EZB. Rekordverdächtig sind dabei Overnight-ETFs, denn sie bilden den Zins­satz ab, zu dem sich Banken über Nacht Geld leihen, wie die Stiftung Warentest berichtet.

Keine Einlagensicherung, aber …

Over­night-ETFs werden gelegentlich auch Tages­geld-ETFs genannt, weil ihre Renditen gut mit der von Top-Tages­geld vergleich­bar sind. Allerdings sollte man wissen, dass Geldmarkt-ETFs keine Einlagensicherung im Hintergrund haben. Zwar sind bei Geldmarkt­fonds die Risiken eng begrenzt, weil es sich um insolvenz­geschütztes Sonder­vermögen handelt. Aber geringe Verluste sind im Falle einer Anbieterpleite, anders als bei Tages­geld, nicht ausgeschlossen. Im Gegenzug sind Bankeinlagen wie Tagesgeld nur bis zur Obergrenze der gesetzlichen/staatlichen Einlagensicherungsgrenze als risikoarm zu bezeichnen. Diese Obergrenze beträgt in der EU 100.000 Euro pro Bank-Kunde-Kombination. Wer eine höhere Summe bei einer einzelnen Bank hält, setzt sich damit einem unnötig hohen Ausfallrisiko aus.

Abgesehen davon eignen sich Geldmarkt-ETFs für alle Anleger, die keine Zeit und Lust haben, dem jeweils besten Tages­geld hinterherzujagen und dafür immer wieder neue Konten zu eröffnen. Geldmarkt­fonds sind sehr bequem, da sie keine regel­mäßige Kontrolle erfordern.

Mit Over­night-ETFs gab es im Jahr 2024 etwas mehr Rendite (3,19 Prozent, bestes Tagesgeld 3,31) als mit den besten Tagesgeldangeboten, im Jahr 2023 etwas weniger (3,67 Prozent, bestes Tagesgeld 3,61). Problematisch sind Geldmarkt-ETFs, wenn das allgemeine Zins­niveau, wie vor einigen Jahren, ins Minus driftet. Da ihre Rendite eng dem Leitzins der Europäischen Zentral­bank (EZB) folgte, war ihre Wertentwicklung negativ. Bei den meisten Tages­geldern war dagegen an der Null­linie Schluss, einige Banken zahlten sogar noch geringe Zinsen.

Kosten im Blick behalten

Bei Geldmarkt-ETFs fallen gleich an mehreren Stellen Kosten an. Die geringen internen Fondskosten von um die 0,1 Prozent sind das kleinste Problem und bei den Rendite­angaben bereits einge­rechnet. Die Kauf­kosten gehen extra. Ihre Höhe hängt vom gewählten Depot ab, welches für Erwerb/Bewahrung/Verkauf der Papiere erforderlich ist. Filial­banken und Sparkassen verlangen für einen ETF-Kauf in der Regel ein Prozent der Anlagesumme, unabhängig davon, ob es sich um einen Aktien-, Renten- oder eben Geldmarkt-ETF handelt. Bei einem Aktien-ETF lassen sich solche Kosten noch verschmerzen, im Falle einer reinen Zins­anlage hält Warentest sie für nicht akzeptabel.

Bei Online-Depots, insbesondere bei den Neobrokern, fand Warentest sehr attraktive Konditionen. Bei fünf Anbietern müssen Kunden weder für den Kauf noch für die Verwahrung des ETF auch nur einen Cent entrichten – unter anderem ist dies bei Trade Republic, N26 Standard und Traders Place der Fall. Bei den anderen Anbietern ist der kostenbe­dingte Rendite­abschlag akzeptabel, etwa bei der DKB oder der Targobank. Für grenz­wertig wird in dieser Hinsicht das Post­bank Wertpapierdepot befunden.

Folgt man der Definition der Börsen­aufsicht, befindet sich unter den von Warentest als Tagesgeldersatz erachteten ETFs nur ein lupenreiner Geldmarkt­fonds – der Deka Deutsche Börse Eurogov Germany Money Market (DE000ETFL227). Echte Geldmarkt­fonds müssen Regeln einhalten, in welche Papiere mit welcher Lauf­zeit sie investieren. Von Geldmarkt-ETF in US-Dollar wird hingegen abgeraten, da sie ein Währungsrisko haben.

Die beiden ebenfalls als geeignet bezeichneten Over­night-ETFs von Amundi und Xtra­ckers – Amundi Over­night Return (FR0010510800) und Xtra­ckers EUR Over­night Rate Swap (LU0290358497 und LU0335044896) – sind Swap-Fonds. Sie bestehen größ­tenteils aus Staats­anleihen mit kurzer Lauf­zeit und bilden den Zins­satz nicht real nach. Für die genaue Wert­entwick­lung kommen zusätzliche Tausch­geschäfte (Eng­lisch: Swaps) zum Einsatz. Aus Sicht der Tester ist dies kein Nachteil, da auch diese ETFs ein Sonder­vermögen aus Wertpapieren enthalten. Für die Tausch­geschäfte werden üblicher­weise Sicherheiten hinterlegt.

Fazit: Vor- und Nachteile von Geldmarkt-ETF

Vorteile

  • Bequem. Geldmarkt-ETFs spiegeln immer das aktuelle Zins­niveau wider. Man muss nicht dem jeweils besten Tages­geld hinterher­laufen.
  • Flexibel. Keine Ober­grenze für die Anlagesumme. Die meisten ETFs sind außerdem als Sparplan erhältlich.
  • Praktisch. Aktien- und Zins­anlagen laufen über ein Depot­konto. Kein getrennter Frei­stellungs­auftrag nötig.

Nachteile

  • Keine Einlagensicherung. Schutz als Sonder­vermögen ist etwas geringer.
  • Ungünstig bei Minuszinsen. Geldmarkt-ETFs hatten eine negative Wert­entwick­lung, Tages­geld meist nicht.