Millie Bobby Brown und Chris Pratt im Interview zu „The Electric State“

Mrs Brown, Mr Pratt, Ihr neuer Film „The Electric State“ erzählt von einem Krieg zwischen Menschen und Robotern und von sogenannten Neurocaster-Helmen, deren Träger sich virtuell an einen anderen Ort befördern können. Wenn Sie beide solche Helme hätten und außer in diesem Interview zugleich noch an einem anderen Ort sein könnten – wo wäre dies?

Brown: Gerade jetzt? Auf meiner Farm. Mit meinen Tieren. Es wäre nicht dasselbe, aber ich würde gerne sehen, wie es ihnen geht.

Pratt: Ich würde sagen, bei meiner Familie, bei meinen Kindern – aber es wäre seltsam, wenn es nicht echt wäre. Am besten wäre es andersherum: Ich mache dieses Interview per Neurocaster und hänge mit der Familie ab.

Und wenn Sie einen Roboter besäßen, der Ihnen unliebsame Tätigkeiten abnähme, welche wären das?

Brown: Ich denke mal, die Kacke meiner Hunde aufzuheben. Und bei dir?

Pratt: Mehr Hundekacke in Millies Garten zu verteilen, die aufgehoben werden muss. Ich habe einen Roboterhund, der die ganze Zeit kackt.

Brown: Das ist so süß von dir, danke, Chris.

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Am Ende von „The Electric State“, so viel wird man verraten dürfen, haben Sie beide die Welt gerettet – wahrlich nicht zum ersten Mal in Ihren Schauspielkarrieren. Haben Sie mal gezählt, wie oft Ihnen das schon gelungen ist?

Brown: Wie oft hast du die Welt gerettet?

Pratt: Die Welt, in der meine Rollen gelebt haben? Ich weiß nicht. Eine Million Male? In Kombination damit, wie oft ich die wirkliche Welt gerettet habe, wären es dann zwei Millionen (lacht).

Pratt: Es waren wirklich einige Male, ich habe echt Glück. Aber in „Jurassic World“ zum Beispiel habe ich nicht die Welt gerettet, sondern nur ein paar Menschen.

Pratt: Im „Lego Movie“ habe ich die Welt dafür ein paarmal gerettet. Insgesamt also vielleicht … siebenmal?

Bei den Filmarbeiten angefreundet: Millie Bobby Brown und Chris Pratt bei der Filmpremiere von „The Electric State“ in Madrid
Bei den Filmarbeiten angefreundet: Millie Bobby Brown und Chris Pratt bei der Filmpremiere von „The Electric State“ in MadridEPA

Wenn man häufiger Superhelden spielt oder Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten: Gewinnt man dadurch womöglich Selbstvertrauen auch für die Herausforderungen des wirklichen Lebens?

Pratt: Nicht wirklich. Ich vermute mal, Sie hätten sich als Antwort „Ja“ gewünscht, aber so ist es nicht.

Brown: Glaube ich auch nicht. Es ist einfach nicht echt.

Pratt: Ich glaube, es ist umgekehrt: Um so einen Job zu erledigen, muss schon Zuversicht vorhanden sein. Du musst etwas zuversichtlich sein und etwas verrückt. Es mag ein paar Schauspieler geben, die sehr unsicher sind, doch ich bin keiner von ihnen. Bei ihnen sind die Introvertiertheit und die Unsicherheit Teil ihrer Maskerade, und das ist okay so. Aber ich sage Ihnen etwas: Gestern haben wir die Premiere unseres Films in Madrid gefeiert, und ich habe mich sehr selbstsicher gefühlt. Solche Umstände verleihen dir ein Selbstvertrauen, das vielleicht auch nicht ganz echt ist, aber auf etwas Wundervollem basiert: Die Fans haben so laut geschrien, es war wirklich surreal. Ich habe mich großartig gefühlt.

Mr Pratt, wenn Sie sich Millie Bobby Browns Karriere anschauen, denken Sie da manchmal: Gott sei Dank bin ich selbst nur ein weltberühmter Schauspieler – und nicht eine junge Frau, die ein Vorbild für viele aus ihrer Generation ist und vom „Time Magazine“ zu den hundert einflussreichsten Menschen gezählt wurde, als sie gerade 14 war?

Brown: Hast du das jemals gedacht?

Brown: Es ist eine süße Frage, vielen Dank, dass Sie das über mich wissen. Ich glaube nur nicht, dass Chris Pratt jemals in seinem Leben so etwas gedacht hat (lacht).

Pratt: Was ich sagen kann: Dass ich Millie kennengelernt und mich während der Arbeit an „The Electric State“ mit ihr angefreundet habe, ist auch deshalb so schön, weil es mir ermöglicht, ihre Sicht auf die Welt zu verstehen und als ein Freund nachzuempfinden, was sie auf dieser Welt durchmacht. Jeder Mensch, egal was er tut, verfügt über bestimmte Voraussetzungen, die ihm Probleme und Sorgen bereiten, und ihre sind schon ziemlich einmalig. Sie sind noch einmal verschärft durch das öffentliche Leben, das sie führt, was ich vielleicht besser nachvollziehen kann als andere Leute. Doch ich glaube, niemand wäre besser geeignet, diese Verantwortung zu schultern, als sie. Gott hat sie auf diesen Planeten gesetzt, um genau die zu sein, die sie ist, und dort zu sein, wo sie ist. Sie hat ein Charisma, einen Charme und eine Stärke, die sie dorthin gebracht haben, wo sie jetzt ist – und sie verdient es, dort zu sein und so lange zu bleiben, wie sie möchte.

Und wie gehen Sie, Mrs Brown, mit dem Druck oder – wie Mr Pratt es ausdrückt – der Verantwortung um?

Brown: Ich habe in diesem Business angefangen, als ich acht war, und meinen ersten richtigen Job mit zehn bekommen. Ich hasse es zu sagen, dass ich auf seltsame Weise daran gewöhnt bin, aber es ist so. Ich bin mir bewusst, welche Verantwortung ich dank meiner Position habe und dank der Möglichkeiten, in meiner Generation und im Leben junger Menschen etwas zu verändern. Diese Verantwortung nehme ich mit großem Stolz an, und wenn ich im Leben von Menschen etwas zum Besseren verändern kann, dann werde ich das tun. Ich verspüre aber keinerlei Druck durch Kräfte von außen, durch Social Media oder die Erwartungen anderer. Ich nehme davon nicht ernsthaft Notiz, denn sobald du auf das Rauschen von draußen hörst, kann es Einfluss darauf nehmen, wer du bist. Ich denke mir: Das alles ist nicht echt. Es sind Bots, die darauf programmiert sind, sich so zu äußern. Sie kennen mich nicht.

Schmuggler im Grenzgebiet: Michelle (Millie Bobby Brown) und Keats (Chris Pratt) in „The Electric State“
Schmuggler im Grenzgebiet: Michelle (Millie Bobby Brown) und Keats (Chris Pratt) in „The Electric State“Netflix

Vor einigen Tagen sind Sie 21 geworden. Sie könnten in den USA nun legal Alkohol kaufen.

Brown: Ich trinke nicht, also war es nicht so: Juhuu, 21! Ich dachte nur: Ich bin erwachsen, das ist lustig. Aber ich glaube, ich darf noch immer kein Auto mieten, also ist es letztlich nicht sehr aufregend, 21 zu sein. Und in England ist man schon mit 18 erwachsen, daher macht es für mich keinen Unterschied.

Kommen Sie sich nicht ohnehin viel älter vor angesichts dessen, was Sie alles schon erlebt haben?

Brown: Ich fühle mich wie eine Erwachsene, ich arbeite wie eine Erwachsene, aber ich habe immer noch dieses innere Kind in mir, das gerne Verstecken spielt.

Ist für Sie, Chris, der Sie seit Jahren als Actionstar erfolgreich sind, das Altern ein Thema – oder nicht mehr, seit Filme wie „The Expendables“ uns gelehrt haben, dass man ein Actionstar auch in hohem Alter sein kann?

Pratt: Ich glaube, es ist kein Problem, aber wir werden sehen. Meine Karriere umfasst jetzt 25 Jahre, und Actionfilme, bei denen es auf eine gewisse Art der Körperlichkeit ankommt, habe ich in den vergangenen zehn Jahren gedreht; davor habe ich Comedy gemacht, und ich glaube, bestimmte Qualitäten, die man durch Comedy erlernt, bestehen fort. Wenn es um Physis geht, gibt es natürlich eine Begrenzung, Athleten überschreiten irgendwann ihren Höhepunkt. Jüngere und fittere Leute stehen bereit, um in die Rollen zu schlüpfen, die ich jetzt spiele, und ich habe damit kein Problem. Ich freue mich darauf, eines Tages Großvater zu sein und „Grandpa Pratt“ genannt zu werden. Ich hoffe, in Würde zu altern, und das Schöne am Künstlerberuf ist, dass es keine Altersgrenze gibt. Christopher Plummer bekam einen Oscar, als er 82 war.

Brown: Es spielt keine Rolle, wie alt du bist, solange du glücklich bist, etwas erschaffst und liebst, was du tust. Du bist ein Actionstar, aber auch ein wunderbarer Schauspieler. Das ist in dir drin, und es leuchtet durch – und das wird es für viele Jahre tun.

Teuerste Netflix-Produktion: Michelle (Millie Bobby Brown), Keats (Chris Pratt) und Dr. Amherst (Ke Huy Quan) in „The Electric State“
Teuerste Netflix-Produktion: Michelle (Millie Bobby Brown), Keats (Chris Pratt) und Dr. Amherst (Ke Huy Quan) in „The Electric State“Netflix

In „The Electric State“ sehen wir Künstliche Intelligenz in ihrer niedlichsten Form, nämlich als altmodische Blechroboter. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie als Schauspieler durchaus skeptisch auf eine KI blicken, die Sie womöglich dereinst ersetzen könnte.

Brown: Das könnte definitiv passieren, aber ich hoffe es nicht. Wie gesagt, wir sind Kreativschaffende, wir haben eine Menge anzubieten. Natürlich sehen wir, dass sich die Technologie immer weiterentwickelt, doch wir hoffen, dass unser Metier geschützt wird und keine Jobs verloren gehen. Ich denke, dass der Film hier vieles anstößt und einen Schritt in die richtige Richtung darstellt. Wir müssen Grenzen ziehen, damit Leute weiter ihren Lebensunterhalt bestreiten und ihre Kreativität bewahren können.

Mr Pratt, wenn man sich den Schmuggler Keats anschaut, den Sie in diesem Film spielen, und dazu Ihren Peter Quill aus „Guardians of the Galaxy“: Wie hansoloesk kann man sein, ohne Han Solo selbst zu spielen?

Pratt: Ich bin natürlich mit den Filmen dieser Ära aufgewachsen und habe sie geliebt. „The Electric State“ erinnert im Ton sicher an „Indiana Jones und der Tempel des Todes“, und Alan Silvestris Filmmusik ist ebenfalls eine Reminiszenz an diese Zeiten. Harrison Ford ist sehr gut in diesen Action- und Abenteuerfilmen. Der Kerl, den ich jetzt spiele, ist ein bisschen grantiger als frühere Rollen von mir, und erinnert damit vielleicht an einige Harrison-Ford-Charaktere. Also, ich begreife das als großes Kompliment.

„The Electric State“ ist angeblich der teuerste eigenproduzierte Netflix-Film. Haben Sie, wenn Sie drehen, im Hinterkopf, welche großen Budgets hier eingesetzt werden?

Brown: Ich weiß nicht, ob es der teuerste Film ist, aber er ist sicherlich groß – was anderes erwartet man, wenn die Russo-Brüder Regie führen? Sie sind in der Lage, diese einfallsreichen, epischen Filme auf die Leinwand zu bringen, und es erfordert sehr großen Einsatz aller Beteiligten. Natürlich hat man das Bedürfnis und den Willen, so etwas auf die bestmögliche Weise zum Leben zu erwecken, aber weder die Russo-Brüder noch Netflix lassen dich in irgendeiner Weise Druck spüren. Du hast jeden einzelnen Tag Spaß daran, etwas Besonderes für ein großes Publikum zu erschaffen, das sich hoffentlich mit Familie und Freunden im Wohnzimmer versammelt und nach dem Popcorn greift.

„The Electric State“ ist vom 14. März an bei Netflix abrufbar.

Zur Person

Millie Bobby Brown wird 2004 als drittes von vier Kindern eines britischen Paars im spanischen Marbella geboren. 2011 siedelt die Familie über in die USA.

Erste Auftritte als Schauspielerin hat sie 2013. Ihr großer Durchbruch wird 2016 die Mystery-Horror-Serie „Stranger Things“, die bei Netflix Rekorde bricht. Die fünfte und letzte Staffel ist vor Kurzem abgedreht worden.

Weitere Rollen spielt sie in „Enola Holmes“ oder in „Damsel“.

Verheiratet seit 2024 mit Jake Bongiovi, ebenfalls Schauspieler und Sohn des Musikers Jon Bon Jovi. Das Paar lebt auf einer Farm mit vielen Tieren.

Chris Pratt wird 1979 in Minnesota geboren. Seine Familie hat des Öfteren mit Geldnot zu kämpfen.

Für den Film entdeckt, als er auf Hawaii kellnert. Erste Rollen von 2000 an, zunächst vor allem in der Comedy.

Ein Imagewandel macht Pratt zum Actionstar (“Guardians of the Galaxy“, „Jurassic World“).

Aus der Ehe mit seiner Schauspielkollegin Anna Faris (2009–2017) hat Pratt einen Sohn. Seit 2019 ist er mit Katherine Schwarzenegger verheiratet, der ältesten Tochter von Arnold Schwarzenegger. Das Paar hat zwei Töchter und einen Sohn.