Vier Städte: Kampfabstimmung über Olympia in Deutschland

Deutschland soll wieder Olympische Spiele bekommen, entsprechende Pläne werden immer konkreter. Die Idee: Vier deutsche Städte sollen an einem Tag gegeneinander antreten, der Gewinner bewirbt sich. Bayern nimmt das Projekt „Stuttgart 21“ als Blaupause.

Die geplante Bewerbung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) um Sommerspiele nimmt Fahrt auf. Ende voriger Woche reisten DOSB-Präsident Thomas Weikert (63) und Michael Mronz (57) als deutsches Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zu einem informellen Gespräch nach Lausanne, dem Sitz des IOC. Und erkundigten sich nach der Zeitschiene mit Blick auf eine Bewerbung für 2036 und 2040.

Der nächste Termin ist bereits avisiert: Nach der Bundestagswahl am 23. Februar und der Vereidigung der neuen Bundesregierung will der DOSB in die nächste Bewerbungsphase, den sogenannten „Continuous Dialogue“ (offizielle, aber unverbindliche Gespräche), mit dem IOC eintreten.

DOSB-intern wird davon ausgegangen, dass Europa 2036 – zwölf Jahre nach den Spielen in Paris – noch nicht an der Reihe ist. Die Vergabe soll 2027 unter dem Nachfolger von IOC-Präsident Thomas Bach (71) stattfinden. Nach den Spielen in Los Angeles/USA 2028 und Brisbane/Australien 2032 ist Asien Favorit, falls sich Indien, Saudi-Arabien oder Katar bewerben.

Sanierungsstau von rund 40 Milliarden Euro

Wenn aber für 2040 oder 2044 die IOC-Zeichen wieder Richtung Europa deuten, will der DOSB mit einer Bewerbung an den Start gehen. Der Leitgedanke: Deutschland fit machen durch Olympia, nicht für Olympia. Die gesellschaftliche Bedeutung des Sports soll in den Vordergrund gestellt und Handlungsdruck auf die Politik erzeugt werden, gerade mit Blick auf die Sportinfrastruktur. Bundesweit beläuft sich der Sanierungsstau auf rund 40 Milliarden Euro.

Aber: Die letzten Bewerbungsversuche mit München für 2022 (Winter) und Hamburg für 2024 (Sommer) scheiterten jeweils am von der Politik geforderten Bürgerreferendum. Deshalb wird im DOSB ein Plan diskutiert: eine Kampfabstimmung zwischen den vier deutschen Kandidaten Berlin, München, Hamburg und der Region Rhein/Ruhr (15 Städte in NRW plus Kiel als Segel-Standort).

In allen vier Standorten soll am gleichen Tag eine Bürgerbefragung durchgeführt werden. In der Hoffnung, dass der Wettbewerbsgedanke viele Befürworter an die Wahlurnen treibt. Mit dem Kandidaten, der eine Zustimmung von über 50 Prozent erreicht, geht der DOSB ins Rennen. Überspringen mehrere Kandidaten die 50-Prozent-Hürde, soll die Politik die Entscheidung über den Olympia-Bewerber treffen.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (68/CSU) schwebt derweil vor, eine Bürgerbefragung nicht nur in München, sondern in ganz Bayern durchzuführen, da das ganze Bundesland von den Spielen profitiere. Blaupause ist das Bahnprojekt „Stuttgart 21“, das von den Einwohnern der Schwaben-Metropole abgelehnt, in ganz Baden-Württemberg aber mehrheitlich durchgewinkt wurde.

Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) erstellt und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.