Darts-WM: Littler jüngster Weltmeister der Geschichte – van Gerwen versagt auf den Doppeln

Luke Littler ist der jüngste Darts-Weltmeister in der Geschichte der Professional Darts Corporation (PDC). Der 17-Jährige, der bereits bei seiner WM-Premiere 2024 das Finale erreicht hatte, deklassierte Michael van Gerwen in einem einseitigen Endspiel.

Die Darts-Weltmeisterschaft endete, wo sie für Luke Littler begonnen hatte: in den Armen seiner Eltern. Nach dem 3:1 in seinem Auftaktspiel am 21. Dezember gegen Ryan Meikle war es der immense Druckabfall, der bei ihm Tränen auslöste und ihn zu seiner Mutter und seinem Vater laufen ließ. Nun, 13 Tage später, war es die Freude über den WM-Titel – und diesmal kam die Familie zu ihm nach oben auf die Bühne.

Ein Jahr nach seiner Finalniederlage gegen Luke Humphries setzte sich der 17-Jährige im Londoner Alexandra Palace bei seiner zweiten Teilnahme erstmals die Krone auf. Der „Prince of the Palace“, ein Teenager, ist der neue Regent seines Sports. Nie war ein Weltmeister jünger. Littler gewann das Endspiel deutlich mit 7:3 gegen Michael van Gerwen, der bis dahin den Altersrekord hielt, nachdem er 2014 als 24-Jähriger den Titel gewonnen hatte.

Der Niederländer stand am Ende des lange Zeit einseitigen Finales zwar wie Littler (102,73) im Average über 100 Punkten, konnte seinen Fehlstart ins Match aber nicht mehr ausmerzen.

„Ich kann es nicht glauben. Ganz ehrlich, ich kann es nicht glauben. Ich wusste, dass ich diesen Blitzstart brauchen würde. Er war immer hinter mir, blieb dran, das gesamte Match über“, sagt der neue Weltmeister nach seinem Sieg, dessen Grundstein in der ersten Hälfte des Abends gelegt wurde.

Dem dreimaligen Champion aus den Niederlanden reichten im ersten Leg des Endspiels zwei Aufnahmen nicht, um 25 Punkte zu checken. Littler bestrafte die Fehler prompt mit einem Break und legte damit die Grundlage zur 1:0-Satzführung, die er im Expresstempo ausbaute. Zu null und mit einem Average von mehr als 120 Punkten sicherte sich „The Nuke“ Durchgang zwei in 14, elf und 14 Darts. Der große Unterschied nach den ersten sieben Legs aber lag auf den Doppelfeldern: Van Gerwen traf nur einen seiner sieben Versuche beim Check-out, Littler mehr als die Hälfte (6/11). „Nach dem 2:0 wurde ich etwas nervös und sagte mir: ,Hey, bleib ruhig‘“, berichtete Littler später.

Sein Gegner schaffte es aber nicht, die Schwächen zu nutzen. Satz drei begann van Gerwen mit einem Bouncer, ließ weitere Chancen aus, leistete sich seine Fehler sieben, acht und neun auf den Doppeln und kassierte erneut das Break, das dann auch wieder im Satzverlust mündete. Seine zuletzt gezeigte große Stärke, die engen Spielsituationen nervenstark und sicher für sich zu entscheiden, kam schlichtweg nicht zum Tragen, weil es keine engen Situationen gab.

Littlers Parallele zu Taylor

Littler, der wie Phil Taylor 30 Jahre zuvor bei seinen ersten beiden WM-Teilnahmen das Finale erreichte, zog davon und stellte bei 12:3 Legs auf 4:0, während sich van Gerwens Probleme auf den Doppelfeldern zu einem Desaster auswuchsen. Der 35-Jährige hatte nur drei seiner 17 Versuche getroffen.

Das Endspiel weckte mittlerweile Erinnerungen an eine weitere Parallele zwischen Wunderkind Littler und Legende Taylor. „The Power“ war bislang der einzige Spieler in der WM-Geschichte, der ein Endspiel zu null gewinnen konnte: 2001 gegen John Part, 2006 und 2007 gegen Peter Manley.

Gedanken, die van Gerwen kurz darauf zerstreute und mit einem 132er-Check-out zum 1:4 verkürzte. „Ich denke, dass ich nach dem 0:4 nicht der schlechtere Spieler war“, sagte van Gerwen, der ein leises Aufkommen von Hoffnung verspürt habe. Ein Satzgewinn, immerhin. Der Verteilungsschlüssel für mehr als ein Viertel des Gesamtpreisgelds von 2,5 Millionen Pfund wurde dennoch immer deutlicher: Eine halbe Million für Littler, 200.000 Pfund für van Gerwen. Mehr war für „Mighty Mike“ an diesem Abend nicht drin. Der Rückstand war schon zu groß.

„Das Geld interessiert mich heute gar nicht. Ich wünsche mir nur mein Bett“, sagte Littler zu seiner Rekordbörse und beantwortete den Satzverlust mit einem Zeichen der Stärke und kehrte mit sechs perfekten Darts aus der Pause zurück. Der Caller wechselte zum sechsten Durchgang von Kirk Bevins zu Huw Ware, die Kräfteverhältnisse auf der Bühne blieben jedoch die altbekannten.

Selbst van Gerwens Decider-Qualitäten kamen in diesem Endspiel nicht zum Tragen. Der Niederländer hatte auf dem Weg ins Finale zuletzt siebenmal in Folge den Satz gewonnen, wenn dieser erst im entscheidenden fünften Leg entschieden wurde. Eine Stärke, die aufblitzte, als er sich Satz sieben mit einem 13-Darter im Decider sicherte. Seine Doppelquote sprang nun über die 30-Prozent-Marke. Der Durchgang zuvor jedoch war mit 3:2 an Littler gegangen, der seinem Gegner keinen einzigen Versuch zum Check-out ließ. 5:2 also für den jungen Engländer, der zwei Breaksätze vorn lag und seinen Vorsprung letztlich fokussiert ins Ziel brachte.

Souveränität, die für seine gesamte WM-Performance gilt. Bei seinen Siegen über Ryan Meikle (3:1), Ian White (4:1), Ryan Joyce (4:3) Nathan Aspinall (5:2), Stephen Bunting (6:1) und van Gerwen hatte die neue Nummer zwei der Welt dank weltmeisterlicher Stärke kaum knifflige Situationen zu überstehen, konnte sich zudem im Verlauf immer weiter steigern.

Der WM-Titel bedeutet nun die Krönung nach seinem unglaublichen Premierenjahr auf der Profitour mit elf Turniersiegen, darunter auch die Premier League, die World Series of Darts Finals und der Grand Slam of Darts. Van Gerwens letzter Sieg bei einem Ranking-Major-Turnier bleibt dagegen der Gewinn der Players Championship Finals im November 2022. Er wird auch ein siebtes Jahr auf seinen vierten WM-Titel nach 2014, 2017 und 2019 warten müssen. Mindestens.

„Es tut weh, aber das ist auch gut so. Ich werde weitermachen“, sagte van Gerwen, der sich einmal mehr als fairer Verlierer präsentierte: „Auch wenn ich im Vergleich zu ihm ein alter Bastard bin.“

Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.

Darts-WM, Ergebnisse, 3.1. 2025

Finale

Michael van Gerwen (NED/3) – Luke Littler (ENG/4) 3:7 (1:3, 0:3, 1:3, 1:3, 3:1, 2:3, 3:2, 0:3, 3:1, 0:3)