Mit einem Salon und viel Vertrauen in sich selbst und seine Mitarbeiter fing alles an: Im Jahr 1963, nach seiner Ausbildung in Paris, eröffnete Björn Axén einen ersten Friseursalon in Stockholm. Dann machte er sich einen Namen. Auch Silvia, seit 1976 Königin von Schweden, vertraute ihm ihre Haare an.
Bei einem dieser Einsätze durfte 1981 Peter Hägelstam assistieren, an seinem dritten Arbeitstag. Drei Jahre später kam Johan Hellström ins Unternehmen. Dass er einmal Chef der Marke Björn Axén werden würde, ahnte der damals Achtzehnjährige nicht. Nach drei Jahren widmete er sich seiner Tanz- und Musicalkarriere.
Dennoch machte Axén ihn zum Erben seines Unternehmens, das Hellström auch nach dem Tod Axéns im Jahr 1993 gemeinsam mit Hägelstam weiterführte. Heute betreiben die beiden mehrere Salons in Stockholm, werden für Modenschauen in Paris gebucht und trainieren internationalen Friseur-Nachwuchs. Björn-Axén-Haarpflege-Produkte sind weltweit erhältlich.
„Wir wissen, dass es etwas Besonderes ist, als beste Freunde ein Unternehmen zu leiten“, sagt Hellström. „Aber es funktioniert. Weil wir einander vertrauen und zuhören. Weil jeder weiß, was seine Aufgabe ist. Und weil keiner ein zu großes Ego hat.“
Gestritten hätten sie sich in all den Jahren noch nie. Auch nicht, als nach dem Tod des Firmengründers die Frage nach dessen Nachfolge als Friseur und Stylist von Königin Silvia im Raum – oder besser gesagt im Palast – stand: „Die Königin lud uns ins Schloss und fragte, wer von uns beiden von nun an ihr Haar machen werde. Für mich war klar: Peter sollte es sein.“
Seitdem ist Peter Hägelstam für die Frisuren Ihrer Majestät hauptverantwortlich zuständig. Aber auch die Begegnung mit weniger royaler Kundschaft erfülle ihn, sagt er. „Wenn eine Person, die beim Betreten des Salons nur ungern in den Spiegel schaut, danach mit größerer Selbstliebe geht, ist das ein wunderschönes Gefühl.“ Mit Blick auf den Stil von Prominenten sind die zwei Friseure häufig einer Meinung.
Claus Ruhe Madsen
Der aus Dänemark stammende Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, 52 Jahre alt, bringt skandinavischen Stil in die deutsche Politik: „Er sieht wirklich immer gut aus“, lobt Johan Hellström. Auch Peter Hägelstam ist vom Auftreten des ehemaligen Bürgermeisters von Rostock begeistert. „Er hat genau die Frisur, die er haben sollte.“ Die Länge von Madsens Bart verleihe dem Look eine persönliche Note. Ein rundum gelungener Look – nur eine Kleinigkeit würde Hägelstam noch verbessern: „Wenn er den Bart mit Produkten pflegen würde, die das Barthaar etwas glänzen lassen, wäre es ganz perfekt.“
Bill Kaulitz
Der Leadsänger von Tokio Hotel begann seine Karriere als Jugendlicher; heute sind sein Bruder Tom und er auch mit dem Podcast „Kaulitz & Kaulitz“ erfolgreich. „Meine Haare sind mein Kapital“, sagte der Fünfunddreißigjährige jüngst. Da sei etwas dran, sagt Johan Hellström: „Seine Frisuren sind Teil der Marke, die er kreiert hat.“ An diesem Look begeistert ihn vor allem die Farbe: „Oft heißt es, dies ist männlich, jenes ist weiblich – aber wen kümmert das?“ Peter Hägelstam stimmt zu. „Bill Kaulitz ist extrem kreativ und geht seinen eigenen Weg.“ Aber: Der Popstar wecke mit seinen immer verrückteren Frisuren kontinuierlich Hunger auf mehr: „Er muss immer etwas Neues bieten.“ Man darf also schon jetzt gespannt sein auf Kaulitz‘ nächste Haarexperimente.
Taylor Swift
Auf ihrer umjubelten „Eras Tour“ glitzerten ihre Outfits, ihre Stiefel und sogar ihre Gitarren. Die Frisur des 34 Jahre alten Megastars ist hingegen zurückhaltender: glatt, dunkelblond, Pony – erstaunlich normal für jemanden, dessen Fans in exzentrischen Outfits zu den Konzerten pilgern. Und ein kluger Schachzug: „Sie wirkt damit sehr authentisch und nahbar“, sagt Hägelstam. Sein Kollege Hellström beobachtet eine Entwicklung: „Früher hatte sie ausgefallenere Frisuren. Jetzt ist ihre Persönlichkeit viel stärker zu sehen und zu spüren.“ Dass Swift ihre natürliche Haarfarbe trägt (oder eine, die so anmutet), passe zu einem Trend, der seit der Corona-Pandemie immer größer geworden sei: „Selbst wenn die Haare gefärbt sind, sehen sie natürlich aus.“
Meryl Streep
Die Kinolegende hat in den fast fünf Jahrzehnten ihrer Karriere in jedem Genre brilliert. Sie feierte dieses Jahr ihren 75. Geburtstag und ist gefragter denn je. Abseits der Leinwand trägt sie ihr Haar häufig offen und schlicht. „Sie ist eine Königin, einfach wunderschön“, schwärmt Johan Hellström. Mit Blick auf Streeps Frisur erkennt er eine Parallele zu Taylor Swift: „Nichts lenkt von ihrem Gesicht, ihrer Persönlichkeit, ihrem Charisma ab. Die Haare treten hinter all dem zurück, sie vervollständigen nur die Erscheinung.“ Dieses Ergebnis sei auch ihr Ziel, sagt Peter Hägelstam: „Wenn jemand einen unserer Salons verlässt und als erstes hört ‚Oh, dein Haar ist anders, es sieht toll aus‘, dann zieht das Haar zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Aber wenn jemand sagt: ‚Oh, du siehst so schön aus, alles ist perfekt‘, dann stimmt der Gesamtlook – einschließlich der Haare. So wie bei Meryl Streep.“
Snoop Dogg
Er war Stilikone und Maskottchen in Personalunion bei den Olympischen Spielen in Paris: Der 53 Jahre alte Hip-Hop-Star begeisterte alle Generationen mit Charisma und exzentrisch-verspielten Looks – auch auf dem Kopf, wie in diesem Fall mit geflochtenen Zöpfen. Die Meinung der beiden Friseure lässt sich in drei Worten zusammenfassen: „Liebe, Liebe, Liebe“. Johan Hellström ist begeistert, wie Snoop Dogg vermeintliche Widersprüche auflöst: „Die Zöpfe erinnern fast an die Frisur eines kleinen Mädchens, das ist ein wunderschöner Kontrast zu seinem Alter.“ Würden die Coiffeure etwas am Look des Freigeists ändern? Peter Hägelstam muss nicht lange nachdenken: „um nichts in der Welt“.
Simone Biles
Sie war einer der größten Olympiastars: Die Goldmedaillengewinnerin erntete Jubel, aber auch Kritik – wegen ihrer diesmal nicht ganz so perfekten Frisur, aus der sich einige Haare lösten. „Haben die Menschen hohe Erwartungen, fällt ihre Kritik umso schärfer aus“, sagt Peter Hägelstam. Im Fall der 27 Jahre alten Turnerin sind nicht nur die Erwartungen an ihre Leistung, sondern auch an ihr Erscheinungsbild hoch, ist sie doch für Flechtfrisuren, Schleifenaccessoires und aufwendiges Make-up bekannt. „Dadurch lässt sie bei diesem so strengen Sport ihre Persönlichkeit zum Vorschein kommen“, findet Johan Hellström. Immer mehr Sportler treten mit besonderen Looks und Frisuren an. Biles‘ Olympiafrisur ist aus Hägelstams Sicht nebensächlich: „Was sie tut, ist wunderschön und bewundernswert.“ Auch mit ein paar losen Strähnen.
Kamala Harris
Hosenanzüge, schlichtes Make-up, strahlendes Lächeln und schulterlanges Haar: Kamala Harris bleibt sich treu. Peter Hägelstam sagt, das sei eine kluge Entscheidung. „Ihr Look lenkt nicht von ihren politischen Inhalten und Botschaften ab.“ Die Sechzigjährige sei ein gutes Beispiel dafür, wie eine Politikerin stilvoll, fokussiert und souverän auftreten könne. Dass das gar nicht so einfach ist, bewies Hillary Clinton, die sich auf der politischen Bühne auch einmal mit Zopf, Dutt und fluffigem Haargummi zeigte – und damit so viele Diskussionen hervorrief, dass sie überlegte, ihre Autobiographie „The Scrunchie Chronicles“ („Die Haargummi-Chroniken“) zu nennen, wie sie im Jahr 2015 scherzte. Das dürfte auch Harris nicht entgangen sein. Mit Zopf und Scrunchie wird man sie wohl nicht sehen.
Olaf Scholz
Auch der Bundeskanzler wagt wenig Experimente mit seiner Frisur – seine Möglichkeiten sind aber natürlich begrenzt. Johan Hellström begrüßt den Mut zur Kürze: „Viele Männer, deren Haare dünner werden, versuchen, an allem, was noch da ist, festzuhalten. Als wollten sie die alten Zeiten nicht loslassen. Das sieht aber meist nicht besonders vorteilhaft aus.“ Sein Rat in diesen Fällen: „Vergiss die Haare deiner Vergangenheit und komm in die Zukunft!“ Kurzes Haar wie das von Scholz könne zudem auch die Schultern breiter und die Statur agiler wirken lassen, sagt Peter Hägelstam. Der Look des 66 Jahre alten Bundeskanzlers strahle vor allem Korrektheit und Pragmatismus aus. Durchaus wünschenswerte Eigenschaften für einen hochrangigen Politiker.
Anton Hofreiter
Die Langhaarfrisur des Grünen-Politikers ist immer wieder Thema von Debatten (man denke an Kommentare von Armin Laschet, Markus Söder und die Sixt-Werbung aus dem Jahr 2021). Johan Hellström fühlt sich an den ehemaligen schwedischen Finanzminister Anders Borg erinnert, dessen Zopf im Nacken das Magazin „Business Insider“ als „berühmtesten Zopf der europäischen Finanzwelt“ bezeichnete. 2013 trennte Borg sich von seinen langen Haaren und sah danach „phantastisch“ aus, sagt Hellström. Auch Hofreiter, 54, würden die beiden Friseure gerne mit einer Kurzhaarfrisur sehen. „Er hat einen tollen Bart, der dann viel besser zur Geltung käme“, sagt Hägelstam. Ganz abgesehen von der Optik wäre der Schritt zum Schnitt ein genialer PR-Coup. Womöglich wartet Hofreiter nur auf den richtigen Moment.