Studie: Wer an Weihnachten arbeiten muss – Wirtschaft

Weihnachten verbringt man gemeinsam mit seinen Liebsten. So zumindest die gängige Meinung. Doch gibt es auch diejenigen, die an Heiligabend nicht im trauten Kreis ihrer Familie sitzen, sondern im Büro, in der Restaurantküche oder am Steuer einer Straßenbahn. In einer neuen Studie hat das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung im Rahmen einer Umfrage ermittelt, wie viele Menschen in Deutschland an Weihnachten und den kommenden Feiertagen ihrer Arbeit nachgehen müssen. Dafür hat das Institut mehr als 7100 Erwerbstätige befragt und Daten des hauseigenen WSI-Tarifarchivs ausgewertet.

Der Studie zufolge müssen am Vormittag des 24. Dezember in diesem Jahr 22 Prozent aller Beschäftigten arbeiten. Wenig überraschend: Vor allem Erwerbstätige aus der Gastronomie-Branche, dem Handel, dem Gesundheitswesen und dem Bereich Logistik und Verkehr sind hier überproportional vertreten. Nach 14 Uhr, wenn das landesweite Ladenschlussgesetz für einen Großteil aller Betriebe greift, sinkt die Zahl der Noch-Arbeitenden dann auf neun Prozent.

Das Beschäftigungsgefälle zieht sich nicht nur durch einzelne Branchen, sondern auch durch ganz Deutschland. So ist der Prozentsatz derjenigen, die an Heiligabend in Nordrhein-Westfalen arbeiten mit elf Prozent am höchsten, dicht gefolgt von den ostdeutschen Bundesländern inklusive Berlin mit zehn Prozent. Leicht geringer fällt er in den südlichen Bundesländern Baden-Württemberg (neun Prozent) und Bayern (acht Prozent). Das lässt sich womöglich damit begründen, dass im katholischen Süden am höchsten christlichen Feiertag grundsätzlich seltener gearbeitet wird.

An den beiden folgenden Weihnachtsfeiertagen bleibt der Prozentsatz der Arbeitenden laut WSI Studie auf dem Niveau von Heiligabend nach 14 Uhr. Nur im Gastgewerbe wird an diesen Tagen außergewöhnlich viel Personal gebraucht. Hier muss fast jeder Dritte seiner Arbeit nachgehen.

Lohnt sich die ganze Arbeit denn für Erwerbstätigen? Auch hier gibt es Unterschiede, je nachdem, wann genau an Heiligabend gearbeitet wird. Von denjenigen, die vormittags am 24. Dezember arbeiten, erhalten rund 27 Prozent einen Lohnzuschlag. Wer auch später noch arbeiten muss, erhält in 55 Prozent der Fälle extra Gehalt. Dabei besonders spannend: Während Männer an Heiligabend besonders häufig zur Arbeit müssen, erhalten Frauen seltener Lohnzuschläge, wenn sie am 24. Dezember arbeiten.

Eric Seils, Sozialexperte des WSI und Mitautor der Studie, führt diese geschlechterspezifischen Unterschiede auf die unterschiedlichen Branchen zurück, in denen Männer und Frauen meist tätig sind. „Männer arbeiten im Schnitt häufiger in der Industriebranche, die keine Rücksicht auf Feiertage nimmt“, sagt Seils. So müsse etwa Stahl an 365 Tagen im Jahr produziert werden. „Diese Beschäftigungsverhältnisse unterliegen einem Tarifvertrag, der Zuschüsse an Feiertagen ganz konkret regelt.“ Frauen arbeiteten an Heiligabend eher seltener in Berufen mit klarer Zuschussregelung. Grundsätzlich gelte laut Seils: Wer häufiger an Weihnachten arbeiten muss, erhält auch häufiger einen Lohnzuschlag.