Der Krankenstand in Deutschland bleibt weiterhin auf einem hohen Niveau. Das geht aus dem BKK-Gesundheitsreport hervor. Zudem melden sich immer mehr Beschäftigte wegen psychischen Krankheiten arbeitsunfähig. Ein Blick in die Details.
Die Beschäftigten in Deutschland melden sich öfter krank, kehren aber nach relativ kurzer Zeit wieder an ihren Arbeitsplatz zurück. Das ist ein Ergebnis des veröffentlichten Gesundheitsreports des BKK-Dachverbands im Dezember. Demnach sank die Zahl der Krankschreibungen im Jahr 2023 mit 22,4 Fehltagen pro Beschäftigtem zwar im Vergleich zum Vorjahr leicht. Der Krankenstand verharrt demnach aber weiterhin auf hohem Niveau.
Im Schnitt war jeder Versicherte 1,95 Mal im vergangenen Jahr krankgeschrieben, was nichts über die Dauer aussagt. Im Vorjahr lag der Wert bei 1,84 und 2021 sogar nur bei 1,18.
Atemwegsinfektionen häufigster Grund für Krankmeldung
Grund für den hohen Krankenstand im Jahr 2023 sind dem Report zufolge vor allem überdurchschnittlich viele Krankmeldungen aufgrund von Atemwegsinfekten, die auf parallele Infektionswellen mit unterschiedlichen viralen Erregern zurückzuführen sind. Zudem melden sich immer mehr Beschäftigte wegen psychischen Krankheiten arbeitsunfähig. Viele Betroffene sind oft erst nach Wochen oder Monaten wieder einsatzfähig.
Mit durchschnittlich 11,5 Arbeitsunfähigkeitstagen je Krankheitsfall wurde hingegen ein neues Zehnjahrestief erreicht. Jeweils jeder fünfte Arbeitsunfähigkeitstag wird durch eine Atemwegs- beziehungsweise Muskel-Skelett-Erkrankung verursacht. Grundlage sind die Daten der bei den Betriebskrankenkassen versicherten Beschäftigten.
Beschäftigte in Mecklenburg-Vorpommern haben die meisten Krankheitstage
Aus dem Gesundheitsreport gehen außerdem große regionale Unterschiede hervor. Während große Teile Bayerns und Baden-Württembergs unter dem Bundesdurchschnitt von 22,4 Krankheitstagen liegen, befinden sich viele Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen weit darüber.
Auch Branchen sind unterschiedlich stark vom hohen Krankenstand betroffen. Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen verzeichneten im Schnitt 27 Fehltage pro Beschäftigtem – überdurchschnittlich viel. Die Zahl wird nur von Mitarbeitern der Wasserversorgung, Abwasser und Abfallversorgung und dem Verkehrswesen übertroffen.
BKK fordert Gesundheitskompetenz als Schulfach
Der Vorstandsvorsitzende des BKK-Dachverbands, Franz Knieps, fordert ein Umsteuern bei der Prävention und eine maßgeschneiderte Gesundheitsvorsorge. „In Zeiten, in denen wir immer mehr AU-Tage aufgrund psychischer Erkrankungen beobachten, ist ein gesundes Arbeitsumfeld das A und O.“ Kollektivvereinbarungen, die alles einheitlich regelten, würden der heutigen flexibleren Arbeitswelt nicht mehr gerecht.
Die Ursachenbekämpfung müsse im Vordergrund stehen. Die BKK fordert unter anderem ein Schulfach Gesundheit zur Förderung der Gesundheitskompetenz sowie die Nutzung der Möglichkeiten der Digitalisierung.
AFP/dvz