Tiefster Stand seit Mai 2020: Ifo-Geschäftsklimaindex bringt „kalte Dusche zum Jahresende“


Tiefster Stand seit Mai 2020

Ifo-Geschäftsklimaindex bringt „kalte Dusche zum Jahresende“

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Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft bleibt mies. Der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts geht zum sechsten Mal binnen sieben Monaten zurück. Er steht nun so niedrig wie zuletzt kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie. Ein Chefvolkswirt spricht sogar von „Endzeitstimmung“.

Die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen hat sich auch zum Jahresende eingetrübt. Damit kann die künftige Bundesregierung kaum mit Rückenwind von der Konjunktur rechnen. Der Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigstes Barometer für die Konjunktur in Deutschland fiel im Dezember auf den tiefsten Stand seit Mai 2020 – als die Pandemie zu einer schweren Rezession führte.

Wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte, sank der Index überraschend stark auf 84,7 Zähler von 85,6 Punkten im Vormonat. Dies ist der sechste Rückgang in sieben Monaten. „Die Schwäche der deutschen Wirtschaft ist chronisch geworden“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Firmen beurteilten ihre Lage zwar weniger skeptisch als zuletzt, ihre Aussichten für die kommenden Monate allerdings spürbar pessimistischer.

„Das ist eine kalte Dusche zum Jahresende“, sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. „Die Probleme kommen vor allem aus der Industrie, die unter einer tiefgreifenden Strukturkrise leidet, wenn man etwa an die Autobauer und ihre Zulieferer denkt.“ Deshalb dürfte der Schub von den fallenden Zinsen der Europäischen Zentralbank kaum positiv auf das Bruttoinlandsprodukt durchschlagen.

„Bestürzend ist, dass die Unternehmen kaum Hoffnung auf künftig wieder bessere Geschäfte haben“, sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. „Alles in allem macht sich eine gewisse Endzeitstimmung weiter breit.“ Die To-do-Liste für eine neue Bundesregierung sei lang. „Es bleibt zu hoffen, dass Wachstumsprioritäten von dieser schnell gesetzt werden.“

Wirtschaft am Rande der Rezession

Die Stimmung in der Industrie und bei den Dienstleistern trübte sich ein. Im Bauhauptgewerbe verbesserte sich das Geschäftsklima zwar, weil die Firmen insbesondere ihre aktuelle Lage etwas positiver bewerteten. „Die Erwartungen verschlechterten sich jedoch“, betonte Fuest.

Die deutsche Wirtschaft wuchs im Sommerquartal um 0,1 Prozent und dümpelt damit immer noch am Rande einer Rezession. Auch für das Jahresende zeichnet sich kein Aufschwung ab. Mit dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl dürfte der Gegenwind für die Wirtschaft zunehmen. Trump hat im Wahlkampf angekündigt, Strafzölle auf Importe aus Europa zu erheben und dürfte die USA weiter abschotten. Exporteuropameister Deutschland könnte darunter besonders leiden.

Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Wachstumsprognosen für 2025 deutlich gesenkt. Das Kieler IfW traut der deutschen Wirtschaft 2025 nur eine Stagnation zu, das DIW allenfalls ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent.