Geschätztes Milliardenvermögen: So hat sich Assad an Syriens Leid bereichert

Trotz Bürgerkrieg und Wirtschaftskrise in Syrien hat Diktator Assad ein beachtliches Vermögen angehäuft. Besonders profitabel für den ehemaligen Herrscher war der Handel mit der Aufputschdroge Captagon. Doch auch im Asyl muss Syriens Ex-Präsident wohl nicht auf Luxus verzichten.

In Syrien leben 90 Prozent der Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Ungeachtet des Leidens in der Bevölkerung haben der inzwischen gestürzte Machthaber Baschar al-Assad und seine Familie während seiner Herrschaft einen unglaublichen Reichtum gescheffelt.

Laut konservativen Schätzungen des US-Außenministeriums aus dem Jahr 2022 verfügt Assad über ein Nettovermögen zwischen einer und zwei Milliarden Euro. Die Angaben der US-Behörde werden allerdings dadurch erschwert, dass das Geld wahrscheinlich auf geheimen Konten, Immobilienportfolios, Unternehmen und Offshore-Steueroasen verteilt ist. Sollte Assad noch Vermögenswerte außerhalb von Syrien haben, die weder gepfändet noch gesperrt worden sind, liefen diese sicherlich unter einem anderen Namen. Ein Medienbericht einer saudischen Zeitung geht davon, dass die Familie Assad über 200 Tonnen Gold, 16 Milliarden Dollar und 5 Milliarden Euro umfasst. Das Blatt bezieht sich angeblich auf Informationen des britischen Geheimdienstes MI6.

Einen ersten Eindruck seines Wohlstands bekamen die Rebellen, als sie den Fuhrpark von Assad entdeckten. Auf Videos, die in einer Garage aufgenommen wurden, sind unter anderem ein Lamborghini LM002 und ein Lamborghini Diablo zu sehen. Außerdem sind Autos von Marken wie Ferrari, Aston Martin, Rolls-Royce und Mercedes dort geparkt. Die Sammlung allein dürfte mehrere Millionen Euro wert sein.

Weltweit größter Captagon-Hersteller

Während die syrische Wirtschaft seit Jahren am Boden liegt, setzte der Machthaber lange auf Schmuggel und Drogengeschäfte als Überlebensstrategie. Besonders an der billig zu produzierenden Aufputschdroge Captagon verdiente Assad gut. Analysten zufolge kontrollierte die Familie den Schmuggel und profitierte vom wachsenden Handel. Recherchen des US-Magazins New Yorker gehen davon aus, dass die Herstellung einer Pille lediglich ein paar Cent kostet. Weiterverkauft würden sie für bis zu 25 Dollar.

In Syrien entstand über die Jahre ein milliardenschwerer organisierter Handel mit dem Betäubungsmittel in industriellem Ausmaß. Laut Schätzungen des Thinktanks New Lines Institute soll der Handel mit der Droge mehr umgesetzt haben, als die gesamte syrische Wirtschaft in einem Jahr erwirtschaftet – nämlich 10 Milliarden Dollar. Das scheint den syrischen Rebellen ein Dorn im Auge zu sein: Auf dem eingenommenen Militärflughafen Mezzeh sind inzwischen riesige Mengen an Capatgon-Pillen verbrannt worden.

Laut der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) waren für das Captagon-Business vor allem die Levante-Kartelle verantwortlich gewesen, die sich aus hochrangigen syrischen Angehörigen des syrischen Sicherheitsapparates, des erweiterten Assad-Clans sowie Mitgliedern der libanesischen Hisbollah zusammensetzten. Das Regime habe die Erlöse aus dem milliardenschweren illegalen Drogenhandel demnach genutzt, um trotz Sanktionen überlebensfähig zu bleiben. Internationale Ermittler halten Syrien mittlerweile für einen der weltweit größten Hersteller der Droge. 80 Prozent des weltweiten Captagon-Angebots werden demnach in Syrien hergestellt. Zuletzt ist der Captagon-Handel laut KAS ein fester Bestandteil der Kriegswirtschaft in Syrien und mit Abstand die lukrativste Säule gewesen.

„Die Herstellung im industriellen Maßstab findet in Syrien an mindestens 15 Standorten statt“, zitierte die Zeitung „Taz“ Caroline Rose, die beim New Lines Institute das Projekt zum Captagon-Handel leitet, im vergangenen Jahr. Die meisten von ihnen würden sich in vom Assad-Regime kontrollierten Gebieten an der syrischen Küste befinden. Aber auch in den Provinzen Damaskus, Aleppo und Homs und in den Grenzgebieten zum Libanon, Jordanien und Irak gebe es Captagon-Labore.

Die Drogenproduktion wurde nicht nur von Assad gebilligt, sein Bruder Maher al-Assad soll als Chef der militärischen Eliteeinheit 4. Division sogar eine zentrale Rolle im Captagon-Handel gespielt haben. „Die 4. Division beaufsichtigt eine Reihe von Industrieanlagen zur Herstellung von Captagon, die hauptsächlich in den vom Regime kontrollierten Gebieten liegen“, sagt Rose der Taz. Experten gehen davon aus, dass er auch den Schmuggel und den Waffen- und Ölhandel kontrolliert hat.

Luxuriöses Leben geht auch in Moskau weiter

Von besonderer Bedeutung für den Reichtum des Assad-Clans ist noch ein anderes Familienmitglied gewesen: Assads Cousin Rami Makhlouf. Er steht im Verdacht, Vermögenswerte von Assad ins Ausland gebracht zu haben. Der einst reichste Mann Syriens besaß früher das größte Mobilfunkunternehmen Syriatel, Banken, Einzelhandels- und Immobilienunternehmen.

Syrischen Wirtschaftswissenschaftlern zufolge etablierte der Diktator eine Kleptokratie: Obwohl einige Unternehmen von seinem Wirtschaftskurs profitieren konnten, dominierten Familienmitglieder die Wirtschaft. Einem Bericht des britischen „Telegraf“ zufolge soll Makhlouf vorübergehend 60 Prozent der syrischen Wirtschaft kontrolliert haben. Als sich die Familie 2020 mit ihm überwarf und Makhlouf unter Hausarrest gestellt wurde, ging ein Großteil seines Vermögens wahrscheinlich an Assad selbst über. Sein Vermögen wird auf fünf bis zehn Milliarden Euro geschätzt.

Auch im russischen Asyl geht das Leben von Assad und seiner Familie derweil mutmaßlich luxuriös weiter. Nach Informationen der „Financial Times“ könnte Assad in dem exklusiven Moskauer Geschäftsviertel „City of Capitals“ untergekommen sein. Dort sollen schon mehrere seiner Verwandten Immobilien besitzen. Dem Bericht zufolge gehören in dem Komplex 18 Luxuswohnungen Familienmitgliedern des Diktators. Die Appartements mit zum Teil mehr als 500 Quadratmetern werden umgerechnet für bis zu 10 Millionen Dollar gehandelt.