Wer auf dem Land wohnt, hat wenig vom Deutschlandticket oder Förderungen für Lastenfahrräder, beklagt der Präsident des deutschen Handwerks. Er schlägt einen Zuschuss zum Führerschein vor.
Während in der Stadt Bus und Bahn rund um die Uhr verfügbar sind, droht Jugendlichen auf dem Land ohne Auto die soziale Isolation. Doch nach Einschätzung von Handwerkspräsident Jörg Dittrich fühlen sich viele Menschen im ländlichen Bereich mit diesem Problem kaum wahrgenommen.
„Leuten auf dem Land zu sagen: Kauft Euch ein Deutschlandticket, das verfängt dort nicht. Denn dort fährt oft kein Bus mehr, wenn er gebraucht wird, etwa ganz früh am Morgen, wenn man zur Baustelle oder zum Ausbildungsplatz kommen will“, sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Dem Azubi im ländlichen Raum wäre mehr geholfen, wenn er einen Zuschuss für den Führerschein bekommt.“
Fahrschulen haben ihre Preise zuletzt deutlich erhöht. Dem ADAC zufolge kostet ein Auto-Führerschein zwischen 2100 und 4400 Euro. Die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände rechnet mit 2800 bis 3500 Euro.
Die Diskussion über das Lastenfahrrad – für das es in einigen Städten Zuschüsse gab – möge im städtischen Bereich in Kombination mit dem Öffentlichen Personennahverkehr eine wichtige Rolle spielen, sagte Dittrich. „Aber von Weißwasser kommt man damit nicht nach Dresden, geschweige denn können Betriebe ihre Materialien und Werkzeuge damit transportieren“, sagte Dittrich, der auch Präsident des Sächsischen Handwerkstages ist.
Handwerkspräsident sorgt sich um wirtschaftliche Lage
Der Dachdeckermeister rief die rot-grüne Minderheitsregierung und die Opposition dazu auf, noch vor der Bundestagswahl im Februar eine Reihe von Gesetzen im Deutschen Bundestag zu beschließen. Konkret nannte er das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz, das Strom- und Energiesteuergesetz, den Abbau der Kalten Progression, die Baurechtsnovelle, das Schornsteinfegergesetz und das Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz.
Angesichts hoher Energiepreise und der wirtschaftlichen Lage zeigte sich der Handwerkspräsident skeptisch gegenüber den derzeitigen Klimazielen. Man müsse sich fragen, ob man auf dem eingeschlagenen Pfad der Dekarbonisierung bleiben und dabei die Wettbewerbsfähigkeit erhalten könne. Die Industrie gebe derzeit die Antwort: „Es wird nicht investiert und Produktionen werden ins Ausland verlagert.“
Auf die Frage, ob er für eine Verschiebung der Klimaziele sei, antwortete Dittrich: „Wir sind aktuell nicht wettbewerbsfähig. Und wenn wir die Wettbewerbsfähigkeit weiter schwächen, werden wir einen geringeren Beitrag zum Klimaschutz leisten können, als notwendig wäre.“
dpa/sebe