3×3-Unrivaled: Frauenbasketball mit hohen Gehältern und Promis in den USA – Sport

Die Basketballerinnen Breanna Stewart und Napheesa Collier sind nicht dafür bekannt, zimperlich miteinander umzugehen. Die Tage sind vorbei, an denen sie zusammen für die University of Connecticut auf dem Parkett standen, ebenso ihr letzter gemeinsamer Einsatz während der Olympischen Spiele von Paris. Viel häufiger spielen die beiden Führungsfiguren der New York Liberty (Stewart) und der Minnesota Lynx (Collier) inzwischen gegeneinander, wie zuletzt in der WNBA-Finalserie. Dort schenkten sie sich nichts, weder freie Würfe noch ungestörte Züge zum Korb, stattdessen harte Ellenbogen und den ein oder anderen Block. „Wir haben großen Respekt voreinander“, wird Breanna Stewart, die sich mit New York den Titel sichern konnte, auf wnba.com zitiert, „aber auf dem Feld legen wir das ab.“

Abseits des Spielfelds scheint es zwischen beiden ganz gut zu klappen. Collier und Stewart zählen zu den Gründerinnen einer neuen US-amerikanischen Frauenbasketball-Liga, die sie, ganz selbstbewusst, Unrivaled getauft haben, also einzigartig, unübertroffen. Unrivaled hat es sich zum Ziel gesetzt, in der Spielpause der Profiliga WNBA die größten Stars der Liga zusammenzubringen, sie während einer zehn Wochen langen Saison im 3×3-Modus über das ganze (wenn auch etwas gekürzte) Feld in vier siebenminütigen Vierteln gegeneinander spielen zu lassen – und sie dafür mit den höchsten Durchschnittsgehältern zu entlohnen, die bislang in einer amerikanischen Frauensport-Liga gezahlt wurden – und mit Anteilen an der Liga.

36 Spielerinnen verteilen sich auf die sechs Teams der Liga, die Dichte an WNBA-Finalistinnen und Team-USA-Mitgliedern ist immens. Neben Collier und Stewart zählen Kelsey Plum, Brittney Griner, Alyssa Thomas und auch die deutsche Nationalspielerin Satou Sabally zu den großen Namen. Sabally hat bislang in der WNBA für die Dallas Wings gespielt, unlängst aber verkündet, offen für Verhandlungen mit anderen Vereinen zu sein. Dazu kommen Spielerinnen wie Angel Reese, die sich als dekorierte College-Spielerin, Social-Media-Celebrity und Anwärterin auf den WNBA-Titel „Rookie Of The Year“ einen Namen machte – und eine extrem große Fangemeinde mitbringt. Nur Caitlin Clark fehlt bislang, die derzeit wohl bekannteste Basketballspielerin der Welt. Im Internet wird zwar über ein astronomisches Angebot spekuliert, Clark selbst frequentiert in der Off-Season aber vor allem nordamerikanische Golfplätze und hat bislang kein öffentliches Interesse an Unrivaled bekundet. Auch wenn zwei der 36 Plätze noch zu vergeben sind – würde einer der beiden an Clark fallen, käme dies einer Sensation gleich.

Zwei Plätze sind noch frei, eine weitere Deutsche könnte noch kommen

Um einen ausgeglichenen Wettbewerb zu garantieren, wurden die Teams von den Coaches der Liga gemeinschaftlich zusammengestellt. Am vergangenen Mittwoch wurden sie erstmals vorgestellt, im Team von Satou Sabally gibt es noch einen vakanten Platz. Wer den einnehmen könnte? „Wir hoffen, noch eine weitere deutsche Spielerin unter Vertrag nehmen zu können“, sagt Alex Bazzell im Videotelefonat, ohne weiter darauf einzugehen. Zu Leonie Fiebich und Nyara Sabally dürfte ein guter Draht bestehen, die beiden sind Teamkolleginnen von Breanna Stewart.

Bazzell leitet die Geschicke von Unrivaled als Präsident und ist nicht nur Mitgründer der Liga, sondern auch Ehemann von Napheesa Collier und Vater der gemeinsamen Tochter. „Die Liga ist einzigartig“, sagt er selbstbewusst, nur die spanische Kings-Fußballliga ähnele dem Konzept von Unrivaled. „Aber sie ist eine reine Influencer-Liga. Bei Unrivaled geht es um den Wettbewerb, um Stolz, um Spielzüge, aber auch um gute Defense.“ Mit dem klassischen 3×3-Basketball habe der Sport wenig zu tun, schon deshalb nicht, weil man auf zwei Körbe spiele: „Mehr Raum, weniger Spielerinnen: Unrivaled erlaubt es den Besten der Besten, zu zeigen, was sie können.“

Auch wenn die Elite künftig in der Heimat bleibt, es werden andere Spielerinnen zu den Klubs nach Europa, Asien und Australien nachrücken

Es geht auch um Geld. Als Collier und Bazzell erstmals darüber nachdachten, eine eigene Liga zu gründen, im Winter 2022, da kontaktierten sie zunächst Breanna Stewart – die damals für Fenerbahçe Istanbul auflief und zu den Bestverdienerinnen im europäischen Ausland zählte. „Es ging uns darum, Möglichkeiten für Spielerinnen zu schaffen, die nicht mehr overseas spielen wollten.“ Damit dürften auch finanzielle Möglichkeiten gemeint sein. Die Spieler der nordamerikanischen Männerliga NBA dürfen nach der Saison nicht im Ausland spielen, daher widmen sie sich in der Off-Season ihrem Training und – ganz wichtig: ihren Werbepartnern. Die Basketballerinnen entschwinden dagegen oft ins Basketball-Niemandsland, zumindest aus amerikanischer Sicht. Sie schwärmen nach Europa, Asien und Australien aus, für mehr Spielpraxis, vor allem aber, um die im Vergleich zu den männlichen Kollegen mauen Gehälter auszugleichen, die ihnen die Sommerliga WNBA zahlt. Das WNBA-Einstiegsgehalt lag 2024 bei knapp 70 000 US-Dollar.

Ob die Ligen außerhalb der USA unter Unrivaled leiden werden, wenn die amerikanische Basketball-Elite fortan ganzjährig in der Heimat spielen kann? Bazzell verneint das. „Es geht uns nicht darum, den Ligen die Spielerinnen wegzunehmen. Wir sind einfach einem Trend gefolgt. Schon heute gibt es immer mehr Spielerinnen, die in der Off-Season zu Hause bleiben wollen, aus familiären oder aus anderen Gründen. Dafür werden andere nachrücken.“ Zudem würden sich die höheren Gehälter, die Unrivaled zahlt, auch auf die Gehaltsverhandlungen jenseits der US-Grenzen auswirken – zugunsten der Spielerinnen.

Bisher trat Satou Sabally in den Winterpausen der WNBA für Klubs in der Türkei und in China an, künftig kann die deutsche Nationalspielerin ganzjährig in den USA bleiben. (Foto: Mark Fann/ZUMA Press Wire/Imago)

Im Schnitt erhalten die Spielerinnen für ihren mehrwöchigen Einsatz rund 250 000 Dollar, Preisgelder und Anteile nicht eingerechnet, sagt Bazzell. „Frauenbasketball ist eine der Sportarten, die derzeit am schnellsten wächst. Wir geben den Spielerinnen die Chance, davon auch monetär profitieren zu können, kurz- und langfristig, über ihre Gehälter, aber eben auch über ihre Anteile.“ Besonders in der WNBA könnten Spielerinnen in den anstehenden Tarifverhandlungen ähnliche Bedingungen fordern. „Wir sind noch lange nicht am Ziel“, sagt Bazzell. „Die Gehälter werden weiter steigen. Das haben die Spielerinnen, von denen viele mittlerweile selbst zur Marke geworden sind, verdient.“

Die Ex-Profisportler Steve Nash, Megan Rapinoe und Alex Morgan zählen zu den Unterstützern, die Medienmogule David Levy und John Skipper und der Schauspieler Ashton Kutcher

Unrivaled verdankt seine hohen Gehälter auch prominenten Investorinnen und Investoren – zu denen die ehemaligen Profisportler Steve Nash, Megan Rapinoe und Alex Morgan, die Medienmogule David Levy und John Skipper und der Schauspieler Ashton Kutcher zählen (Hollywood-Prominenz unter den Geldgebern zählt in den USA mittlerweile zum guten Ton, auch im Frauensport). Dazu kommt ein TV-Rechte-Deal mit Warner Bros. Discovery und TNT Sports, der sich auf mehr als 100 Millionen US-Dollar belaufen könnte, wie das Sports Business Journal berichtet (ob die Spiele auch in Europa übertragen werden, ist noch offen). Dass der Veranstaltungsort von Unrivaled, eine bislang noch namenlose Halle in Miami, nur über 850 Sitzplätze verfügt, ist Kalkül. Die Liga ist darauf ausgelegt, Fans an den Bildschirmen zu erreichen, auch dank der Strahlkraft der Spielerinnen und deren Followerzahlen in den sozialen Netzwerken.

Unrivaled startet am 17. Januar in Miami und umfasst insgesamt 45 Spiele. Collier und Stewart spielen, nicht ganz überraschend, in unterschiedlichen Teams. „Wir gehen jetzt höflich miteinander um“, heißt es in einem Youtube-Video der Liga, mit leicht ironischem Unterton. Das Video wurde in einem Meetingraum aufgezeichnet. Auf dem Court wird die Höflichkeit dann wieder abgelegt.