Im Tarifkonflikt bei Volkswagen stehen womöglich ab Dezember Warnstreiks bevor. „Wir werden der Tarifkommission empfehlen, zu Warnstreiks aufzurufen„, sagte der IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger nach dem Ende der dritten Verhandlungsrunde, bei der Tausende Mitarbeiter vor dem Verhandlungsort protestiert hatten. „Wenn nötig, dann wird es
ein Arbeitskampf werden, den die Bundesrepublik so seit
Jahrzehnten nicht erlebt hat.“ Die Tarifgespräche seien aber nicht gescheitert, am 9. Dezember soll weiterverhandelt werden.
Bis zum 1. Dezember läuft die Friedenspflicht bei Volkswagen. In dieser Zeit sind keine Streiks möglich. Unmittelbar nach dem Auslaufen der Friedenspflicht solle aber zu Warnstreiks an den Standorten aufgerufen werden, sagte Gröger. Die Vorbereitung von Warnstreiks sei „notwendig im laufenden Verhandlungsprozess“. Es sei deutlich geworden, dass Massenentlassungen und Standortschließungen noch immer nicht vom Tisch seien.
Grundsätzlich liegen die Forderungen beider Seiten weit auseinander:
Die VW-Spitze will Gehaltskürzungen und Nullrunden in den
kommenden zwei Jahren durchsetzen, während die IG Metall sieben Prozent mehr
Lohn fordert.
Um drohenden Lohnkürzungen von zehn Prozent für die rund 120.000
Beschäftigten an den Standorten Wolfsburg, Braunschweig,
Hannover, Salzgitter, Emden und Kassel sowie bei drei Töchtern, Entlassungen und Werksschließungen zu begegnen, hatten IG Metall und VW-Betriebsrat zuletzt eigene Vorschläge unterbreitet. Sie bieten an, die nächste Tariferhöhung befristet in einen Zukunftsfonds einzubringen und vorerst nicht auszuzahlen – vorausgesetzt, dass sich beim VW-Haustarif an der jüngsten Einigung für die Metall- und Elektroindustrie orientiert wird, die eine Erhöhung um 5,1 Prozent in zwei Stufen vorsieht. Den Arbeitnehmervertretern zufolge könnten dadurch 6.000 Stellen gerettet und jährlich etwa 1,5 Milliarden Euro eingespart werden. Aber man habe „leider von der anderen Seite außer Nachfragen zu
unseren Konzepten und außer der Bereitschaft, auf Basis des
Konzepts weiter in Verhandlungen zu gehen, nicht gehört, was sie
bereit ist, an Wegstrecke einzubringen“, hieß es von der IG Metall. Deswegen werden die Mitglieder nun abstimmen, ob sie in den Warnstreik gehen wollen.
Der VW-Konzern betrachtet die Vorschläge „als ein Signal, dass sich die Arbeitnehmerseite offen für
die Reduzierung von Arbeitskosten und Kapazität gezeigt hat“, lehnte das Kompromissangebot jedoch ab. Der Vorschlag müsse „daran gemessen werden, ob er sowohl eine
nachhaltige finanzielle Entlastung für das Unternehmen schafft als auch
klare Perspektiven für die Belegschaft bietet“. Ziel der VW-Führung bleibe es, „gemeinsam mit der Arbeitnehmerseite eine
nachhaltige Lösung zu erarbeiten, die wirtschaftliche Stabilität
schafft, Beschäftigungsperspektiven sichert und die Balance zwischen
Wirtschaftlichkeit und Beschäftigung wiederherstellt“.