In der Sauna in London: Huch, warum haben die anderen alle eine Badehose an? – Panorama

Mitten in … London

Wenn man sich, neu in England, erst mal daran gewöhnt hat, dass die Stecker dreipolig, die Fenster dafür nur einfach verglast sind, und dass man im modernen Alltag keine Geldscheine und Münzen mehr nutzt, aber der König immer noch in einer goldenen Kutsche herumfährt, und dass das Bier warm ist, aber sein Preis einen frösteln lässt, und dass die Pubs früh schließen, aber die Mülltonnen stets offen sind, was sie zu Regentonnen macht, und dass nachts die Füchse durch die Straßen und tagsüber die Mäuse durch die Küchen streunen, und dass die Briten für den harten Brexit gestimmt haben (nicht alle), den Gast vom Festland aber rührend willkommen heißen (nahezu alle) – ja, dann gönnt man sich, frisch verliebt in dieses tolle Land, eine Pause. Aber selbst in der Sauna lernt man noch dazu, wenn auch etwas spät: Unbekleidet sind hier nur die Neuen. Martin Wittmann

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … Hamburg

Freitagabend, der Bus ist nur halb voll, da können die Gedanken schon mal abschweifen. Nicht so bei dieser Busfahrerin in Hamburg: Ihre Sinne sind geschärft, auf der Nebenspur wittert sie etwas. An einer roten Ampel lässt sie die Scheibe herunter, neben ihr der Lieferwagen einer Werkstatt. „Habt ihr auch Batterien für 300er Motorräder?“, schreit sie. Die Insassen im anderen Gefährt lachen und nicken. „Wer macht die bei euch?“, fragt sie noch hinterher, hier müssen jetzt die wichtigen Details geklärt werden. Antwort: Mathis. Die Ampel springt auf grün, das anbahnende Verkaufsgespräch wird jäh unterbrochen, Mathis bekommt aber noch eine Sprachmemo auf dem Smartphone und wird sicherlich bald angerufen. Dienstleister aller Art sind in diesen Tagen wirklich schwer zu bekommen, da ist Kreativität gefragt. Und manchmal eine laute Stimme. Saskia Aleythe

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … München

Reifenwechseln ist keine große Sache, dachte ich, doch: weit gefehlt! Am Ende war meine halbe Münchner Nachbarschaft beteiligt und suchte eifrig nach aussterbenden Heimwerkerutensilien wie Wagenheber und Druckmesser –passenderweise an St. Martin, dem Tag des Teilens und der Nächstenliebe. Schon lagen zwei betagte Herren unter meinem Auto, wobei mir der Bademantel des einen nicht nur ästhetische, sondern auch sicherheitsrelevante Sorgen bereitete. Ich sollte recht behalten: Der Ärmel verfing sich und riss: „Kruzifix!“ Der Nachbar ächzte, der Drehmomentschlüssel knackte. „Jetzt du“, sagte er strahlend zu mir, „es braucht keine große Kraft, nur das richtige Werkzeug.“ Am Ende waren sechs Hände schmutzig, vier Reifen montiert, drei Menschen stolz. Schade nur, dass ich später einen Randstein übersah. Rabimmel, rabammel, ra – bumm! Cosima Kopfinger

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