Dieser Text stammt aus dem Familien-Newsletter der Süddeutschen Zeitung, der jeden Freitagabend verschickt wird. Hier können Sie ihn abonnieren.
Liebe Leserin, lieber Leser,
um das hier öffentlich festzuhalten: An meinem Sohn hat es nicht gelegen, dass Donald Trump nun wieder Präsident wird. An seiner Grundschule wird jede Pause Fußball gespielt, zwei Gruppen von je etwa 50 Schülern jagen einem einzigen Ball hinterher, Tore fallen bei dieser Versuchsanlage eher selten. Am Dienstag aber, dem Tag vor der US-Wahl, stand das Spiel unter einem besonderen Vorzeichen: Wenn ein Tor fällt, so hatten es die Viertklässler festgelegt, dann gewinnt Kamala Harris. Wenn nicht, dann Trump. Mein Sohn hat den Ball versenkt und damit nicht nur den Tag für seine Mannschaft, sondern die Welt gerettet. So sah er es zumindest.
Wie viele andere Kinder liebt er Erzählungen, in denen die Rollen klar verteilt sind. Gut hier, böse dort, Zwischentöne lernt man später. Über die ersten „Putin ist ein böser Mann“-Reime, die meine Jungs im Frühjahr 2022 aus dem Kindergarten heimbrachten, musste ich noch schmunzeln: Da kamen zwar Wörter drin vor, die bei uns eher als bäh gelten – aber wann sollten die bitte erlaubt sein, wenn nicht in Bezug auf einen Mann, der brutal seine Nachbarn überfällt? Doch irgendwann rutschen den Jungs und ihren Freunden auch mal Sprüche raus, die nicht auf den Mann im Kreml zielten, sondern auf Russland und seine Bewohner insgesamt. Da war es mit dem Schmunzeln vorbei.
Lasst uns also über Politik und das Weltgeschehen reden, liebe Kinder – auch, wenn das derzeit leider oft Krieg und Krise beinhaltet. Wie Eltern das am besten angehen, hat meine Kollegin Kathrin Hollmer mit der Medienpädagogin Maya Götz besprochen, ich empfehle Ihnen den Text sehr. Auch das SZ-Familientrio beschäftigt sich diese Woche mit der Frage einer Mutter, deren Tochter sich vor einem US-Präsidenten Trump fürchtet. Die Antworten unserer Erziehungsexperten lesen Sie hier.
Medienpädagogin Götz empfiehlt unter anderem die Kindernachrichtensendung Logo, diese schaue ich mittlerweile auch oft mit meinem Sohn. Außerdem habe ich ihm gezeigt, dass der Sportteil der Süddeutschen Zeitung eine Verpackung hat, die man mal gemeinsam durchblättern kann. Besonders zu empfehlen ist hier die Samstagsausgabe, in der Sie die SZ für Kinder finden können.
Am Mittwoch gab es die allerdings nicht, daher musste ich meinem Sohn selbst die Wahrheit näher bringen: Dein Tor hat nichts genutzt – Trump hat gewonnen. Wie man schlechte Nachrichten gut aushält, haben meine Kolleginnen Vera Schroeder und Christina Berndt hier zusammengefasst. Vielleicht können Sie diese Tipps ebenso gut gebrauchen wie mein Sohn und ich.
Ein schönes Wochenende wünscht
Moritz Baumstieger