„Schwarz wie das Herz“, der „neue“ Roman des Krimibestsellers Giancarlo De Cataldo

Dass Verrat nur eine Frage des Datums ist, wissen wir seit Talleyrand. Wie man aber moralisch standhaft bleibt, auch wenn man davon überhaupt nicht profitiert, ist ein beliebtes Thema im Detektivroman.

„Schwarz wie das Herz“, der furiose „neue“ Roman des italienischen Ex-Richters und Krimibestsellers Giancarlo De Cataldo („Romanzo Criminale“) rückt die Frage der Moral ins Zentrum. Der 1989 veröffentlichte und mehrfach aktualisierte Roman ist eigentlich das Debüt De Cataldos, zum Glück erscheint er nun 35 Jahre später endlich auf Deutsch – ein Gewinn für Freunde des gehobenen Noirs.

Der Anwalt ist schon am Anfang am Ende 

Der römische Autor lässt – wie es sich in dem Genre gehört – kein Klischee aus. Anwalt und Ich-Erzähler Valentino Bruio ist schon auf der ersten Seite am Ende. Der 35-jährige Römer von „etwas abgehangener Eleganz“, mit klammer Kasse und glücklosem Liebesleben steht kurz vor dem Ausschluss aus der Anwaltskammer. Dennoch hat ihn das Leben noch nicht zum Zyniker gemacht. Nicht einmal der bis in die einstmals liberalen Zeitungen eingedrungene Rassismus gegen die Immigranten erreicht ihn. Ganz im Gegenteil. Der selbst in einem Problemviertel wohnende Bruio hängt abends am liebsten im Sun City ab, der Bar seines südafrikanischen Freundes Rod. Als der schwarze Immigrant Al in sein Büro kommt und ihm von seinem verschwundenen Sohn erzählt, wehrt Bruio ihn aber erschöpft ab. Wie soll er einen schwarzen Jungen in der Vier-Millionen-Stadt finden, ein Fall, der keinen Polizisten interessiert?

„Die Armen stören nur“

Am nächsten Tag wird Al tot aufgefunden und Bruio macht sich Vorwürfe. Er lässt sich von der schwarzen Community des Sun City das Versprechen abringen, den Mörder zu finden. Al arbeitete zuletzt in der Villa der mächtigen Familie Alga-Croce und soll Streit mit dem Gärtner, ebenfalls einem Schwarzen, gehabt haben. Bald ist auch der Gärtner tot und Bruios Besuch bei den Alga-Croce bringt ihn in ein moralisches Dilemma. Die junge Giovanna raubt ihm den Atem, ihr Vater, der Patriarch Noè Alga-Croce hat allerdings keinen Skrupel, dem mittellosen Anwalt zu erklären, was er von den beiden Toten hält: „Die Armen stören nur.“ Das auf einem Schwert auf einem alten Ölschinken aufgemalte Motto „Nulla maiestas sine turpitudine“ (Keine Größe ohne Schändlichkeit) scheint eine Art Maxime für Noè Alga-Croce zu sein.

Der glänzend erzählte Roman bezieht seinen Reiz aus dem maximalen Milieugefälle und den Beobachtungen des Erzählers, der nicht nur an der Unmoral der Oberschicht verzweifelt. Beim Biss in ein Industriecroissant in einer Bar gerät er in Rage: „Die Abschaffung des hausgemachten Cornettos verdiente einen Ehrenplatz unter den Verbrechen des Neoliberalismus.“ Ein stilechter Noir ist halt nur mit schwarzem Humor komplett.

Giancarlo De Cataldo stellt „Schwarz wie das Herz“ (Folio, 252 Seiten, 22 Euro) am 7. November  2024 um 19 Uhr im Italienisches Kulturinstitut vor (Hermann-Schmid-Straße 8)

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