Rezept: Zitronenpesto in zehn Minuten – Stil

Doch, doch, der November hat auch eine Sonnenseite. Denn gerade hat die Saison der Zitrusfrüchte begonnen. Und wer einmal verstanden hat, dass man speziell Zitronen kulinarisch mehr zutrauen kann, als mit ihnen Salatsoßen zu säuern oder Schnitzel zu dekorieren, der entdeckt ein Wundermittel gegen Winterblues.

Zugegeben: Die Obstauslage der meisten Läden legt nahe, dass Zitronen das ganze Jahr über erhältlich sind und es ohnehin nur eine Sorte gibt. Doch bei genauem Hinsehen stellt man fest, dass die Ware nach einem kleinen Sommertief im Herbst wieder praller und saftiger wird. Und dass jetzt – es gibt weltweit 30 Sorten – sogar deutsche Supermärkte gelegentlich eine Auswahl bieten. Da wäre die süße Meyer-Zitrone, eine Kreuzung aus Zitrone und Orange. Oder die milde, duftige Amalfi-Zitrone, aus der man in Kampanien fantastisches Pesto macht, als Nudelsoße ebenso gut wie als Topping oder Gewürz für Fleisch, Fisch, Salat oder Gemüse.

Weil Amalfi-Zitronen aber so selten zu kriegen sind, gehen wir hier den Umweg über die USA. Über Amerikas angenehm geerdeten Fernsehkochlehrer Christopher Kimball (sein empfehlenswertes Forum heißt 177milkstreet.com), der Süditaliens Rezepte vorsichtig so anpasst, dass sie sich auch in Boston, Bochum oder Birmingham gut umsetzen lassen. Im Falle des Pestos heißt das: normale Zitronen nehmen, dünn schälen, minimal Zucker zugeben, fertig ist der Süden.

Für Spaghetti mit Zitronenpesto (4 Personen) 4 mittelgroße Bio-Zitronen waschen und mit einem Sparschäler die Zesten fein abschälen, ohne die weiße, leicht bittere Innenhaut. Nun für die Pasta 2 Liter Wasser mit 1,5 TL Salz und 1 TL Zucker zum Kochen bringen, es muss so wenig Nudelwasser sein, damit es am Ende möglichst viel Stärke hat und die Soße seidig wird. Im Wasser die Hälfte der Zitronenschale für 2 Minuten kochen (nicht länger, sonst wird sie bitter!), mit einer Schaumkelle wieder herausfischen (und entsorgen) und je nach Hunger 360–500 g Spaghetti darin nach Packungsanweisung al dente kochen.

Derweil die andere Hälfte der Zitronenhaut, 120 g gehäutete Mandeln (ungehäutet geht auch, schmeckt nur etwas weniger fein), 0,5 TL Zucker, 30 g Parmesan und je 0,25 TL Salz und Pfeffer in der Küchenmaschine so kurz pürieren, dass die Masse leicht grobkörnig bleibt (10 bis 20 Sekunden). Dann etwa 75 ml gutes Olivenöl zugeben und kurz weiter pürieren, sodass sich alles miteinander verbindet.

Beim Abgießen der Pasta etwa 350 ml Nudelwasser zurückbehalten. Die abgegossenen Spaghetti in einen breiten, flachen Topf oder eine Pfanne geben, dann das Zitronenpesto und etwa 175 ml Nudelwasser zufügen und mit Gabel und Löffel so lange wenden und mischen, bis die Nudeln einen sämigen Mantel aus Pesto tragen, dabei eventuell löffelweise weiteres Wasser zugeben. Am Ende 2 EL gehackte Frühlingszwiebeln oder 2 EL Schnittlauch unter die Spaghetti mischen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit viel geriebenem Parmesan und ein paar Spritzern Olivenöl servieren.

Das Gericht lässt sich gut abwandeln, viele nutzen Petersilie statt Schnittlauch, andere Basilikum. Die Mandeln sind toll, wenn man sie vorher röstet (im Ofen für 20 Minuten bei 150 Grad Umluft), sie lassen sich aber auch durch Pinienkerne ersetzen. In jedem Fall gilt: Sommerlicher kann der November kaum schmecken.

Das braucht man dazu

– 4 unbehandelte Zitronen

– 75 ml Olivenöl

– 125 g gehäutete Mandeln

– etwa 60 g Parmesan

– Zucker, Salz, Pfeffer

– 500 g Spaghetti

– 2 EL gehackte Frühlingszwiebeln oder Schnittlauch