München – Die Trommeln verstummten. Die Fahnen wurden eingerollt. Von Gesängen, die den FC Bayern gegen Benfica Lissabon (1:0) vorantreiben sollten, war nichts mehr zu hören. Die Schickeria und die gesamte Südkurve waren sich in dieser 3. Spielminute einig: Es gibt in diesem Moment deutlich Wichtigeres als diesen vierten Spieltag in der Champions League.
FC Bayern: Fan stirbt auf dem Weg ins Krankenhaus
Ein Fan kämpfte in Block 226, im Südosten der Arena, um sein Leben. Nachdem der Mann einen Herzinfarkt erlitt, versuchten ihn Notärzte auf der Tribüne rund 30 Minuten zu reanimieren. Ordner hielten eine Plane hoch, um die Person vor den Blicken anderer Zuschauer zu schützen. Aber daran dachte wohl eh niemand – weder in der VIP-Lounge oberhalb, noch in den Nebenblöcken. Geschockt hofften die Fans auf eine Genesung.
Um 00:42 Uhr dann die bittere Gewissheit. Der Fan, Romain Jean (ehemaliger Trainer der luxemburgischen Frauen-Nationalmannschaft), verstarb auf dem Weg ins Münchner Herzzentrum. „Der FC Bayern ist in Trauer an der Seite der Angehörigen“, heißt es in der offiziellen Stellungnahme des Klubs.
Stadionsprecher Stefan Lehmann passte Tonfall an Drama an
Schon während der 90 Minuten hatte der FC Bayern auf die gedämpfte Stimmung reagiert. In den Sozialen Netzwerken schraubte der Verein die Live-Berichterstattung deutlich runter. Auch Stadionsprecher Stefan Lehmann versprühte beim Musiala-Tor nicht die Euphorie wie sonst, passte seinen Tonfall an das schreckliche Drama auf den Rängen an.
Die AZ erreichte um 21:44 Uhr dann die Nachricht aus der Südkurve, dass der Support fürs gesamte Spiel eingestellt werde, sollte es keine positiven Signale aus dem Krankenhaus geben. Wenige Minuten später machte einer der Vorsänger eine Ansage, um die Fans darüber zu informieren.
Bayern-Ultras hatten Aktion gegen hohe Ticketpreise geplant
Und dass, obwohl die Ultras des FC Bayern durchaus eine Aktion geplant hatten. In der 15. und 20. Minute sollten laut AZ-Informationen zwei Banner gehisst werden. Das Thema: Die überteuerten Preise für das Auswärtsspiel auf Schalke gegen Schachtar Donezk (10. Dezember). „Bayernfans, lasst euch nicht verarschen und boykottiert das Auswärtsspiel“, rief die Südkurve bereits zuvor über ihre Website auf.
Doch dieses, aus Fansicht wichtige Thema, wurde kurzerhand hinten angestellt. Die Bayern-Anhänger präsentierten stattdessen eine Choreographie des Zusammenhalts, setzten ein gemeinsames Zeichen der Trauer und des Respekts – und natürlich des Beileids mit den Angehörigen. Keinen Mucks hörte man bis Abpfiff aus den Blöcken 109 bis 117.
Müller über Aktion der Südkurve: „Es ist ein schönes Zeichen der Solidarität“
Selbst langjährige Südkurvengänger können sich nicht daran erinnern, dass es solch eine lange Zeit der gemeinsamen Trauer schonmal bei einem Spiel der Bayern gegeben hatte. „Es ist ein schönes Zeichen der Solidarität, dass die Fans ihre eigene Party hinten anstellen und Menschlichkeit walten lassen“, fand Thomas Müller die passenden Worte für die Aktion der Südkurve.
Und diese zeigt einmal mehr, dass gute Freunde, wie Kaiser Franz Beckenbauer schon sang, nie alleine sind. Nicht einmal in den schwersten und härtesten Stunden des Lebens.
FC Bayern: Kompany klärt Mannschaft erst nach Sieg auf
Auch die Mannschaft von Vincent Kompany schloss sich den Bayern-Anhängern an. Trotz des wichtigen Sieges gegen die Portugiesen gab es keine Kabinen-Party. „Wir haben nicht krass gejubelt über den Sieg. Wir fühlen da mit dem Fan“, erklärte Kapitän Manuel Neuer, den der Vorfall sichtlich nahe ging. „Wir hoffen immer, dass unsere und alle Fans gesund nach Hause gehen“, sagte Kompany.
Der Belgier hatte seine Mannen übrigens erst nach dem Spiel über den Hintergrund der Südkurven-Stille aufgeklärt. Kompany wollte den Fokus auf Benfica Lissabon aufrechterhalten, seine Spieler nicht verunsichern. Auch wenn das kaum möglich war. Immerhin bekam man die Tragödie nicht nur auf den Rängen mit.
Kimmich über ausbleibenden Support der Südkurve: „Es fehlt schon“
„Es fehlt schon“, sagte Mittelfeld-Akteur Joshua Kimmich über den ausbleibenden Support. Gerade nach Torchancen und gelungenen Aktionen. Doch Verständnis hatte der 29-Jährige für die Stille allemal. Immerhin ging es um ein Menschenleben. Und das ist deutlich wichtiger als drei Punkte in einem Spiel der Königsklasse.
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