„Hallo, ich heiße Andrea Cicalese und ich spiele Geige“, sagt der junge Mann überflüssigerweise, nachdem er gerade ein virtuoses Solokonzert gespielt hat. Dann erzählt er dem bereits hörbar erheiterten Publikum noch, dass er in Neapel geboren wurde, schiebt trocken hinterher: „Das liegt in Italien“ – und bringt damit den ganzen Saal zum Lachen.
Kein Zweifel, Andrea Cicalese, der übrigens mindestens so viel Münchner ist wie Neapolitaner, hat Humor und außerdem nach seinem gerade absolvierten Debüt in der Isarphilharmonie beste Laune. Die darf er auch haben, denn er hat sich und sein Instrument, die Guarneri „Del Gesú“ (Cremona 1731), soeben von ihrer beider Schokoladenseite präsentiert.
Die Farben des Herbsts
Nicht nur seine technische Geläufigkeit macht Eindruck, sondern vor allem, wie beiläufig er sie handhabt: Die Bogenführung bleibt locker, wenn er im Violinkonzert Nr. 1 von Max Bruch rasende Skalen sauber und distinkt aufreiht. Längere Phrasen hält er, einmal begonnen, mit Weitsicht fest, sodass ihre Bögen nicht abreißen. Besonders interessant ist seine Tongebung. Cicalese entlockt seinem Instrument ein leicht wiedererkennbares, obertonreiches, herbstfarbenes Timbre, eine gewisse Erdverbundenheit, die auch im glühenden Oktavspiel und in den zirpenden Trillern erhalten bleibt.
Sein schnelles Vibrato schwingt kontrolliert aus und macht sein Spiel in der vom Komponisten bevorzugten Mezzosopran-Lage ausgesprochen mitteilungsfähig, wobei er flehende Motive und schluchzende Lagenwechsel nicht übertreibt. Alles in allem ist kaum zu glauben, dass wir hier einen gerade einmal 18-Jährigen vor uns haben.
Schumanns Instrumentationskunst leuchtet
Mit wachsender Erfahrung wird er noch lernen, sich eine kleine Kraftreserve für den Finalsatz zurückzubehalten, um dem dort kurzzeitig ein wenig auf der Stelle tretenden Figurenwerk neue Energie zuschießen zu können. Und ein winziger Abstrich in der Haltungsnote sei noch erlaubt: Wenn das Orchester spielt, sollte der Solist davon absehen, in der Zwischenzeit die untätige Hand in die Hosentasche zu stecken.
Das ist aber schon mit der Zugabe, einem instrumentalen Lied aus Andrea Cicaleses neapolitanischer Heimat, wieder gutgemacht, und vielleicht ist diese Geste ja auch Ausdruck dafür, wie selbstvergessen der junge Geiger den Münchner Symphonikern zuhört.
Bereits während seines ersten Jahres als Chefdirigent hat Joseph Bastian Wunder in Sachen Klang und Spielkultur gewirkt. In der Symphonie Nr. 3 Es-Dur von Robert Schumann, der „Rheinischen“, erfreut nicht nur die Harmonie des Tuttis mit fabelhaft integriertem Blech, sondern auch die Positionierung der zweiten Violinen gegenüber – nicht neben – den ersten. Weil Bastian die dadurch gewonnene Räumlichkeit auch bewusst auskostet, kann Schumanns Instrumentationskunst besonders hell leuchten.
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