Nach Madonna die erfolgreichste Sängerin der Welt: Nana Mouskouri wird 90

Mit 300 Millionen verkauften Tonträgern ist sie nach Madonna die erfolgreichste Sängerin weltweit. Über 300 Goldene, Platin- und Diamantene Schallplatten dokumentieren Mouskouris jahrzehntelangen Erfolg. An diesem Sonntag wird Nana Mouskouri neunzig Jahre alt.

AZ: Frau Mouskouri, wie geht es Ihnen?
NANA MOUSKOURI: Mittlerweile wieder ganz gut.

Was ist denn geschehen?
Vor ungefähr einem Monat war ich in Athen und bin dort gefallen. Das ist, gerade in meinem Alter, keine ungefährliche Sache. Aber ich hatte Glück, es ist nichts gebrochen. Die einzige Folge ist, dass ich mich nun ein bisschen ausruhen muss.

Die griechische Sängerin Nana Mouskouri in der Hamburger Laeiszhalle.
Die griechische Sängerin Nana Mouskouri in der Hamburger Laeiszhalle.
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Die griechische Sängerin Nana Mouskouri in der Hamburger Laeiszhalle.

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Sind Sie jetzt wieder in der Schweiz, in Genf, wo Sie leben?
In der Schweiz lebe ich schon seit fünfzig Jahren, seit 1974. Mein Mann ist Franzose und ebenfalls Musiker. Wegen seiner Arbeit war es damals praktisch, hier zu leben. Genf ist wirklich immens schön.

Ihre Lieder sind voller Freude und Liebe. Machen Sie sich aktuell mehr Sorgen?
Ich wuchs mit dem Schrecken des Zweiten Weltkriegs auf, aber das ist ja sehr lange her, und wir glaubten, so etwas könne nie wieder geschehen. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass jetzt wieder so viele Menschen in Europa in einem Krieg sterben.

„Ich bin davon überzeugt, dass mein Mann mir gern ein Fest schenkt“

Sie waren sechs oder sieben Jahre alt, als die deutsche Wehrmacht 1941 Griechenland überfiel. Ihr Vater führte dort ein Freiluftkino.
Ja, ich habe den Krieg gesehen. Ich habe gesehen, wie Leichen in den Straßen lagen. Aber trotz allem: Es gibt immer Hoffnung. Was nicht heißt, dass ich die derzeitigen Kriege und Krisen nicht ernst nehmen würde.

Nana Mouskouri ist seit Jahrzehnten für viele Menschen die Stimme Griechenlands. Ihr Markenzeichen eine schwarze Brille.
Nana Mouskouri ist seit Jahrzehnten für viele Menschen die Stimme Griechenlands. Ihr Markenzeichen eine schwarze Brille.
© picture alliance/dpa
Nana Mouskouri ist seit Jahrzehnten für viele Menschen die Stimme Griechenlands. Ihr Markenzeichen eine schwarze Brille.

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Was machen Sie denn aus Ihrem großen Geburtstag?
Ich versuche immer noch zu verstehen, dass ich 90 Jahre alt werde. Es ging so schnell! Auf alle Fälle ist es ein großes Privileg.

Hatten Sie ein Rezept, um ein hohes Alter zu erreichen?
Ja, ich habe mir immer Ziele gesetzt. Und ich habe nie aufgehört zu arbeiten. Mein ganzes Leben lang war Disziplin extrem wichtig. Das war schon so, als ich am Konservatorium in Athen Gesang, Klavier und Harmonielehre studierte und in meiner Freizeit in einer Jazzband sang. So bin ich gut durch schöne wie auch durch schwere Zeiten gekommen. Jetzt bin ich hier, 90 Jahre, und alle fragen mich, wie ich feiern werde.

Und?
Ich habe ein wenig Angst vor einer großen Feier. Ich mag das nicht so gerne, mich feiern zu lassen. Aber ich bin davon überzeugt, dass mein Mann mir gern ein Fest schenkt. Mein Gefühl sagt mir, dass er etwas plant. Aber er verrät mir nichts. Ich lasse ihn mal machen.

Rechnen Sie mit weißen Rosen?
Aber natürlich! Ich liebe Blumen, und ich liebe natürlich auch weiße Rosen. Weiße Rosen“ ist für mein ganzes Leben ein besonderes Lied. Es war 1961 meine erste Single in Deutschland und wurde sogleich zu einer Nummer eins. Das Lied war der Beginn meiner Karriere außerhalb Griechenlands.

Nana Mouskouri bei der Verleihung des Medienpreises "Goldene Henne" in Leipzig.
Nana Mouskouri bei der Verleihung des Medienpreises „Goldene Henne“ in Leipzig.
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Nana Mouskouri bei der Verleihung des Medienpreises „Goldene Henne“ in Leipzig.

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Sie haben einige Ihrer Lieder – „Weiße Rosen aus Athen“, „Guten Morgen, Sonnenschein“ sowie das Schubert-Lied „Ave Maria“ mit dem Royal Philharmonic Orchestra neu produziert. Sie sind Teil des Best-of-Albums „Happy Birthday, Nana“.
Wir haben meine Originalstimmaufnahmen von damals genommen und meinen Gesang aus den sechziger Jahren neu mit dem Klang des Orchesters zusammengeführt. Ich habe ursprünglich klassische Musik studiert, mit Klassik begann für mich alles. Es gefällt mir, meine Stimme von früher nun in einem solch üppigen Soundgewand zu hören.

Wie blicken Sie insgesamt auf Ihren Werdegang als Sängerin?
Ich hätte nie erwartet, was mit mir und meiner Karriere passiert. Dass ich nach sechzig Jahren hier bin und mit Ihnen rede. Das Leben ist seltsam, aber es war die allermeiste Zeit mein Freund.

Sie kamen 1960 nach Deutschland. Was wussten Sie über das Land?

Als ich Athen verließ, kam ich zunächst nach Frankreich, wo ich eine französische Version von „Weiße Rosen aus Athen“ aufnahm. Danach ging es nach Berlin, wo ich in einem Hotel am Potsdamer Platz wohnte und ganz in der Nähe im Studio meine Musik aufnahm. Ich sah von meinem Hotelfenster aus, wie sie die Mauer bauten. Ich war sehr hin- und hergerissen von meinen Gefühlen. Einerseits war ich in Deutschland plötzlich erfolgreich und gefragt. Andererseits weinte ich, weil ich mitbekam, wie die Berliner Mauer immer größer wurde. Ich wünschte mir so sehr, dass diese Mauer wieder abgerissen würde. Knapp dreißig Jahre später wurde meine Hoffnung wahr.

„Ich habe Marlene Dietrich verehrt“

Da sind wir wieder bei ihrer Einstellung, nie die Hoffnung zu verlieren.
Der Fall der Mauer war eine der schönsten Erfahrungen meines Lebens. Damals sah ich so deutlich, wie viel es den Menschen bedeutet, in einem System der Freiheit, der Demokratie und der Menschenrechte zu leben.

Nana Mouskouri.
Nana Mouskouri.
© picture alliance/dpa/Elektrola
Nana Mouskouri.

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Sind Sie glücklich, wenn Sie singen?
Ja. Meine Musik ist mein Glück. Mein Vater war ein Filmvorführer. Ich wuchs im Kino auf. Ich liebte Filme, ich liebte die Musik in den Filmen. Und ich bin meinen Eltern dankbar, dass sie mir dieses Leben ermöglichten. Sie haben nie gesagt: „Mädchen, lass das mit dem Singen sein!“ Sie bekamen natürlich mit, wie hart mein Leben als Sängerin und Musikstudentin war. Mein Leben war voller Arbeit. Aber sie haben es mir nie versucht auszureden.

Hatten Sie als Jugendliche eine Lieblingssängerin?
Ich habe Marlene Dietrich verehrt: „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt…“ Fantastisch!

Sie haben Marlene Dietrich auch mal getroffen?
Ja, in Paris, Anfang der 1970er-Jahre. Sie spielte eines ihrer letzten Konzerte im L’Espace Pierre Cardin. Jane Birkin und Serge Gainsbourg, Alain Delon: Wir alle warteten auf sie vor ihrer Garderobe. Ich hatte gar nicht erwartet, dass sie mich kennt, doch dann sah sie mich und sagte „Wie schaffst du es nur, so wundervoll zu singen?“ Ich war so glücklich, dass ich geweint habe. Ihre Bewunderung bedeutet mir zeitlebens unheimlich viel.

„Die Kraft der Musik ist unverändert stark“

Sie haben überhaupt eine Menge berühmter Kolleginnen und Kollegen kennengelernt.
Oh, das habe ich. Bob Dylan, über den wir vorhin schon sprachen, Leonard Cohen, die Beatles, Harry Belafonte, den einzigartigen Udo Lindenberg. Sinatra natürlich auch. Nat King Cole. Mit Udo und Bob bin ich bis heute in Kontakt und befreundet. Ich fand es immer toll, Künstler kennenzulernen, die ganz andere Musik machen als ich. Meist stellte sich dann heraus, dass man viel mehr gemeinsam hat als gedacht.

Nana Mouskouri in der ARD-Sendung "Das Adventsfest der 100.000 Lichter". Am 13. Oktober 2024 feiert der Schlagerstar seinen 90. Geburtstag.
Nana Mouskouri in der ARD-Sendung „Das Adventsfest der 100.000 Lichter“. Am 13. Oktober 2024 feiert der Schlagerstar seinen 90. Geburtstag.
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Nana Mouskouri in der ARD-Sendung „Das Adventsfest der 100.000 Lichter“. Am 13. Oktober 2024 feiert der Schlagerstar seinen 90. Geburtstag.

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Hören Sie sich Musik von heute an?
Ein wenig. Aber da bin ich keine Expertin. Es beeindruckt mich, dass es eine ganze Reihe von jungen, musikalisch sehr unterschiedlichen Frauen gibt, die es schaffen, ein ganzes Stadion voller Menschen zu berühren. Das zeigt mir, dass die Kraft der Musik unverändert stark ist. Und auch das gibt mir Mut.

Es heißt, Sie haben 134 Alben aufgenommen und mehr als 1600 Songs.
Mindestens. Es können auch noch mehr gewesen sein. Ich habe ja viele Lieder in zahlreichen verschiedenen Sprachen produziert.

1962, also nur ein Jahr nach „Weiße Rosen aus Athen“, zogen Sie in die USA und arbeiteten mit Quincy Jones zusammen. Sie nahmen in New York die Platte „Nana Mouskouri in New York – The Girl From Greece Sings“ auf.
Ich sang zum ersten Mal auf Englisch. Für mich war es eine ungeheure Ehre, mit Quincy zu arbeiten. Er ist bis heute ein guter Freund, und ich bin so froh, dass er noch da ist. Ich habe es immer sehr genossen, in diesen unterschiedlichen Sprachen zu singen. Ich habe auch Lieder auf Japanisch aufgenommen.

Die griechische Sängerin Nana Mouskouri wurde am 20.02.1962 in München mit der Goldenen Schallplatte für eine Million verkaufter Schallplatten mit ihrem Lied "Weiße Rosen aus Athen" ausgezeichnet.
Die griechische Sängerin Nana Mouskouri wurde am 20.02.1962 in München mit der Goldenen Schallplatte für eine Million verkaufter Schallplatten mit ihrem Lied „Weiße Rosen aus Athen“ ausgezeichnet.
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Die griechische Sängerin Nana Mouskouri wurde am 20.02.1962 in München mit der Goldenen Schallplatte für eine Million verkaufter Schallplatten mit ihrem Lied „Weiße Rosen aus Athen“ ausgezeichnet.

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Keine einfache Sprache.
Und sie wollten immer noch mehr Lieder von mir hören. Ein Stück nach dem anderen aus meinem Katalog musste ich ins Japanische übertragen. Was für ein harter Job!

Planen Sie, im kommenden Jahr wieder Konzerte zu geben?
Das ist mein großer Traum. Im Moment geht es noch nicht, nach dem Sturz, auch nach Corona. Aber das Ziel meiner vielen Übungen und Bemühungen, ist auch, dass ich wieder auf die Bühne zurückkomme.

Sie haben 2018 ein Album mit Coversongs aufgenommen, „Forever Young“ heißt es. Sind Ihre Songs auch für immer jung?
Das will doch hoffen!

Und Sie selbst?
Im Herzen ist das kleine Mädchen immer da. Das werde ich auch nicht mehr los.

Nana Mouskouri: „Happy Birthday, Nana“ (bei Electrola)

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