Gesundheitsmitarbeiter in der Demokratischen Republik Kongo bereiten sich auf eine groß angelegte Impfaktion gegen Mpox vor. Ende der vergangenen Woche ist die erste Ladung von insgesamt 265.000 Impfstoffdosen in dem zentralafrikanischen Land eingetroffen. Im Osten des Landes, in der stark betroffenen Provinz Nord-Kivu, sollen die Impfungen beginnen. Priorität hätten zunächst Mitarbeiter im Gesundheitswesen, hieß es. Später soll die Impfaktion ausgeweitet werden.
Das Gesundheitsministerium in Kongo wies sogleich darauf hin, dass die bisherigen Impfdosen nicht ausreichten. „In einem Land mit 100 Millionen Menschen werden wir das Problem nicht mit 265.000 Dosen lösen“, sagte der Gesundheitsminister Samuel-Roger Kamba. Mehr Impfstoffe würden in Kürze aus Frankreich, Japan und den Vereinigten Staaten erwartet. Auf der Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) hatte der amerikanische Präsident Joe Biden eine Spende von einer Million Mpox-Impfdosen und mindestens 500 Millionen Dollar zur Unterstützung afrikanischer Länder angekündigt.
90 Prozent der Infektionen in Kongo
Im August hatte die Weltgesundheitsorganisation einen globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen, nachdem sich das Virus auf dem Kontinent verbreitet hatte und auch in anderen Teilen der Welt einige Infektionsfälle bekannt geworden waren. Kongo ist aber weiterhin das Zentrum des Ausbruchs mit einem Anteil von 90 Prozent an den gemeldeten Infektionsfällen. Ein neuer, sich besonders schnell verbreitender Stamm, Klade Ib genannt, wurde dort entdeckt. Das Virus verbreitet sich von Tieren auf den Menschen und über enge Kontakte auch von Mensch zu Mensch.
Früher hieß die Krankheit Affenpocken. Um infizierte Menschen nicht zu stigmatisieren, wurde die Krankheit, nicht das Virus, vor zwei Jahren in Mpox umbenannt. Den letzten größeren globalen Ausbruch hatte es 2022 gegeben.
Mittlerweile wurden nach Angaben des Seuchenpräventionszentrums der Afrikanischen Union (Africa CDC) mehr als 34.000 Verdachtsfälle in 16 afrikanischen Staaten gemeldet und knapp 7000 davon bestätigt. In Ländern wie Kongo ist die Testquote jedoch sehr niedrig. Die gemeldeten Infektionsfälle bilden daher nur einen kleinen Teil der Realität ab. Mehr als 800 Menschen starben nach Angaben der Africa CDC an der Krankheit. Der Ausbruch sei noch nicht unter Kontrolle.
Fast zwei Drittel der Infizierten sind Heranwachsende
Hart getroffen ist auch das Nachbarland Burundi, wo fast 600 Fälle gemeldet wurden. Dabei sind zwei Drittel der Infizierten Jugendliche und Kinder, ein Drittel ist jünger als fünf Jahre. Bisher wurden dort noch keine Todesfälle gemeldet. In dem bitterarmen Land kommt Mpox nun zusätzlich zu einer Fülle von Krankheiten hinzu, mit denen die Bevölkerung zu kämpfen hat. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation gab es 2021 fast vier Millionen Malaria-Fälle, etwa 6000 Menschen starben an der Krankheit.
Es sei eine sich „rasch entwickelnde Situation mit einem neuen, infektiösen Stamm, und wir erfahren täglich mehr über die verschiedenen Übertragungswege”, sagte Paul Ngwakum, der regionale Berater bei der Kinderhilfsorganisation UNICEF, nach einem Besuch Ende September. Man bemühe sich, die Verbreitung in Schulen einzudämmen, ohne sie schließen zu müssen. Auch psychologische Hilfe sei nötig, da betroffene Familien mit Stigmatisierung und Mythen konfrontiert seien und Angst vor einer Wiederholung früherer schwerer Krankheitsausbrüche wie Ebola oder Covid-19 hätten.
Abgesehen von den Impfungen laufen auch die Bemühungen, mehr Menschen auf Mpox zu testen. Die Mitgliedsländer der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) könnten dank der Erfahrungen mit Ebola-Epidemien und der Covid-Pandemie heute schneller als in der Vergangenheit reagieren, sagte Florian Gehre vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg der F.A.Z. Das Institut unterstützt das größte mobile Laborprojekt in der Region. Die Labore sind in Kisten verpackt und können mit Geländewagen oder Flugzeugen auch in entlegene Gegenden transportiert werden, um die Menschen dort zu testen. Meist lägen dann innerhalb eines Tages Ergebnisse vor, sagt Gehre. Bei einem Versand an stationäre Institute in den Städten würde dies mindestens zwei Tage dauern.
Auch in Ruanda wurden Maßnahmen ergriffen
Derzeit gibt es zehn mobile Labore in sieben der acht Mitgliedstaaten der Ostafrikanischen Gemeinschaft, die sich von Kongo bis Tansania erstreckt. Das Projekt wird vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und von der Kreditanstalt für Wiederaufbau finanziert. Die Labore und Gesundheitsbehörden seien derzeit doppelt gefordert, weil zusätzlich zu Mpox noch das gefährliche Marburg-Virus in Ruanda aufgetaucht ist, sagt Gehre. Derzeit gibt es einige Dutzend Marburg-Infektions- und mindestens zwölf Todesfälle.
Die ruandischen Behörden haben ebenfalls Maßnahmen ergriffen. In dieser Woche begann eine Impfaktion mit einem Marburg-Impfstoff, der von einer amerikanischen Organisation gespendet wurde. Außerdem wurde die Teilnehmerzahl bei Trauerfeiern begrenzt, Einreisende ins Land werden genauer überprüft. Das Marburg-Virus wird von Fledermäusen auf Menschen und dann über Körperflüssigkeiten von Mensch zu Mensch übertragen.