
Was „Tagesschau“-Sprecher im Bett lesen und welche Daseinsberechtigung einst Frauen im deutschen Fernsehen hatten: Die ARD schenkt sich zum 75. einen Geburtstagsfilm und will zeigen, wie lernfähig sie heute ist.
Wenigstens ist jetzt die brennende Frage beantwortet, ob „Tagesschau“-Sprecherinnen noch etwas anderes lesen als die Nachrichten, die sie in der „Tagesschau“ vertragen müssen. Schon wegen einer anständigen Work-Life-Balance würde man es ihnen doch von Herzen wünschen, dass das Leben noch mehr bietet als Trump, Erdbeben, Wirtschaftsdaten und Dings, Trump. Wenn Susanne Daubner sich in diesem ARD-Geburtstagsfilm nach einem schamlos bei „Groundhog Day“ geklauten Intro fertig angezogen und perfekt geschminkt aus dem Bett erhebt, um gleich wieder anzusagen, erkennt man auf dem Nachttischchen einen Roman von Michael Kumpfmüller über Kafkas letzte Liebe und – Moment mal! – die „Essais“ von Michel de Montaigne. Leider ist es so, dass die einstündige ARD-Selbstfeier zum Fünfundsiebzigsten das Niveau dieser ersten dreißig Sekunden nicht halten kann.