Manuel Neuer steht im Spiel bei Borussia Dortmund vor seinem 512. Bundesliga-Einsatz. Das hievt ihn in die Top Ten der Rekordspieler – eine Liste, die es in sich hat.
Manuel Neuer und Uli Stein darf man – unabhängig von ihrer sportlichen Klasse – getrost als recht unterschiedliche Typen bezeichnen. Der eine – Neuer – ruhig und besonnen. Einer, der eigentlich nie aneckt. Der andere – Stein – ein Tausendsassa mit stets überschwappenden Emotionen. Und einer mit losem Mundwerk, das ihm im Lauf seiner Karriere eine Menge Ärger eingebrockt hat.
Für einen beispiellosen Eklat sorgte Stein mit seinem Faustschlag gegen Jürgen „Kobra“ Wegmann im Finale des Supercups 1987. Als der Bayern-Stürmer Stein an jenem Abend des 28. Julis 1987 zum zweiten Mal überwunden hatte, knockte der Keeper ihn kurzerhand aus und kassierte dafür die Rote Karte. Von der WM 1986 in Mexiko wurde er frühzeitig nach Hause geschickt. Ersatzkeeper Stein hatte Teamchef Franz Beckenbauer den Spitznamen „Suppenkasper“ verpasst.
Stein – Dauerbrenner beim HSV und der Eintracht
Aber – Klasse-Keeper und Dauerbrenner im Bundesliga-Geschäft waren oder sind beide. Und: Nach diesem Wochenende werden sie gleichauf liegen im Ranking der Bundesliga-Rekordspieler. Neuer wird bei Borussia Dortmund zu seinem 512. Einsatz kommen (Samstag ab 18.30 Uhr live im Ticker und in der Radio-Reportage bei der Sportschau). Ebenso viele hat Stein auf dem Konto, für den HSV und Eintracht Frankfurt war er zwischen 1980 und 1995 unverzichtbarer Leistungsträger.
Ganz vorn liegen die beiden Keeper mit ihren beeindruckenden Zahlen im Ranking allerdings noch lange nicht. Mit Oliver Kahn (557) und Eike Immel (534), der schon als 17-Jähriger im BVB-Tor stand, rangieren sogar noch zwei weitere Torhüter vor den beiden. Allerdings: Neuer hat beide natürlich in Reichweite. Die Prognose ist nicht waghalsig: Wenn nichts Unvorhersehbares passiert, wird sie der jüngst von der Nationalmannschaft zurückgetretene 38-jährige Bayern-Torwart noch überholen.
Spieler | Einsätze |
---|---|
1. Karl-Heinz Körbel | 602 |
2. Manfred Kaltz | 581 |
3. Oliver Kahn | 557 |
4. Klaus Fichtel | 552 |
5. Miroslav Votava | 546 |
6. Klaus Fischer | 535 |
7. Eike Immel | 534 |
8. Willi Neuberger | 520 |
9. Michael Lameck | 518 |
10. Uli Stein | 512 |
11. Manuel Neuer | 511 |
Der „treue Charly“ – unangefochten an der Spitze
Einen zu kassieren, wird aber auch für Neuer schwierig: Karl-Heinz Körbel. Der „treue Charly“ absolvierte insgesamt 602 Bundesligaspiele. Und die alle für einen einzigen Verein: Eintracht Frankfurt. Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: Um diese Zahl zu erreichen, muss man 18 Spielzeiten ohne Ausfallzeit spielen.
Verletzungen können solcherlei Ansinnen zerstören, Körbel aber war nur selten mal raus. Und das, obwohl er als eisenharter Innenverteidiger spielte. Der stets zwar mit viel Auge agierte, aber auch als knallharter Zweikämpfer bekannt war. Er schonte weder seine Gegenspieler noch sich selbst.
Kaltz – 581 Einsätze für den HSV
Vereinstreue war in den früheren Bundesligajahren durchaus nichts Ungewöhnliches. Auch die Nummer zwei der Rangliste – Manfred Kaltz – spielte stets nur für einen Verein in der Bundesliga: den Hamburger SV.
Kaltz erzielte als Außenverteidiger immerhin 76 Tore. 53 davon waren allerdings Elfmetertreffer – Kaltz galt vom Punkt als enorm treffsicher. Außerdem war der Europameister von 1980 bekannt für seine „Bananenflanken“, mit denen zuvorderst sein damaliger Mittelstürmer beim HSV, Horst Hrubesch, eine Menge anzufangen wusste.
Hrubesch selbst kann natürlich auf erheblich mehr Bundesligatore verweisen. 136 Tore schoss der „Lange“ zwischen 1975 und 1986 für Rot-Weiss Essen, den Hamburger SV und Borussia Dortmund. Dabei hat er insgesamt nur 224 Bundesligaspiele gemacht. Hrubesch hätte mehr, wenn er nicht zwischen 1983 und 1985 für Standard Lüttich gespielt hätte. In der belgischen Liga erzielte er 17 Tore in 43 Partien.
Fischer trotzte den Abwehrspielern
Einziger Stürmer unter den Top Ten der Rekordspieler ist im Übrigen Klaus Fischer. Die klassische Sturmspitze – extrem kopfballstark – kam zwischen 1968 und 1988 zu 535 Einsätzen. Mehr wären es gewesen, wenn er wegen seiner Beteiligung am Bundesligaskandal nicht den Großteil der Spielzeit 1972/73 verpasst hätte.
Die Fußballkarriere des deutschen Jugendmeisters im Eisstockschießen kam bei 1860 München ins Rollen, wurde bei Schalke legendär und klang letztlich beim 1. FC Köln und dem VfL Bochum aus.
Den gebürtigen Bayern zeichneten neben seinem unnachahmlichen Torriecher vor allem seine Geschicklichkeit im Zweikampf und seine Nervenstärke aus. Einen einzigen Feldverweis kassierte Fischer – und das bereits als 21-Jähriger bei 1860 München.
Im weiteren Verlauf seiner Karriere sah Fischer gerade einmal acht Gelbe Karten. Das war zu einer Zeit, als Stürmer von den eisenharten Verteidigern der Bundesliga nicht selten als „Freiwild“ betrachtet wurden.